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Zwischenstopp Palmerola

Honduras: Präsident Zelaya wurde über Luftwaffenbasis der USA ausgeflogen

Von André Scheer *

Manuel Zelaya, Honduras' rechtmäßiger Präsident, kündigte Ende vergangener Woche in Washington eine baldige Rückkehr in sein Land an. Derzeit sei er dabei, so Zelaya im Gespräch mit dem lateinamerikanischen Nachrichtensender TeleSur, »den Prozeß der internationalen Diplomatie auszuschöpfen«. Keinesfalls habe er »die Vollendung meines Mandats als Präsident aufgegeben«. Wenn er zurückkehre, werde das Volk ihn begleiten, zeigte er sich überzeugt.

Unterdessen räumte der Oberkommandierende des Südkommandos der US-Streitkräfte, General Douglas Fraser, während eines Treffens mit Nicaraguas Präsidenten Daniel Ortega ein, daß die Putschisten in Honduras am 28. Juni tatsächlich die US-Luftwaffenbasis Palmerola im Norden der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa benutzt haben. Das Flugzeug, mit dem der gestürzte Präsident nach Costa Rica transportiert wurde, sei unterwegs auf dem Stützpunkt zwischengelandet. Zugleich behauptete der General, daß das in Palmerola stationierte US-Personal »weder an der Landung und dem späteren Start der Maschine beteiligt« war »noch davon Kenntnis« hatte. Washingtons Streitkräfte seien nicht in den Staatsstreich verwickelt gewesen.

Die Luftwaffenbasis von Palmerola war in den 80er Jahren von den USA errichtet worden und diente vor allem als Stützpunkt für den Contra-Krieg gegen das sandinistische Nicaragua. Manuel Zelaya hatte seit dem vergangenen Jahr mit Unterstützung der übrigen Mitgliedsländer der Bolivarischen Allianz ALBA begonnen, den Stützpunkt zu einem zivilen Verkehrsflughafen umzubauen, um dadurch den Hauptstadtflughafen Toncontín von Tegucigalpa zu entlasten.

Die Argumentation von General Fraser wirft ein besonderes Licht auf die geplante Errichtung von sieben US-Stützpunkten in Kolumbien, denn ebenso wie die Basis von Palmerola sollen auch die geplanten Einrichtungen in Kolumbien offiziell unter der Kontrolle der Landesregierung stehen und von den USA lediglich genutzt werden dürfen. Zahlreiche südamerikanische Staatschefs haben jedoch ihre Zweifel deutlich gemacht, daß die kolumbianische Regierung tatsächlich die Handlungen von dort stationierten US-Soldaten kontrollieren könnte. Umgekehrt kann die offizielle Oberhoheit Kolumbiens über die Stützpunkte den USA dazu dienen, ihre Verantwortung für Vorkommnisse abzustreiten -- wie jetzt im Fall von Honduras.

* Aus: junge Welt, 7. September 2009


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