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Honduras ist ALBA-Mitglied

Chávez, Ortega und Morales zur Beitrittszeremonie in Tegucigalpa. Mehrheit der Bewohner lebt in Armut



Am gestrigen Montag (25. August 2008) ist Honduras Mitglied des progressiven Staatenbunds »Bolivarische Alternative für Amerika« (ALBA) geworden. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hatte am Sonntag (23. Aug.) wie seine Amtskollegen aus Nicaragua, Daniel Ortega, und Bolivien, Evo Morales, angekündigt, am Montag (25. Aug.) an der Beitrittszeremonie in Tegucigalpa, der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes, teilzunehmen.

Die ALBA war 2005 von Kuba und Venezuela als Gegenkonzept zu dem US-dominierten Freihandelsverband ALCA gegründet worden. Inzwischen gehören ihr darüber hinaus auch Nicaragua, Bolivien und der karibische Kleinstaat Dominica an.

In Honduras lebt die Mehrheit der 7,3 Bewohner in Armut. Nach Angaben des Statistischen Jahrbuchs für Lateinamerika und die Karibik der regionalen Wirtschaftskommission CEPAL von 2007 betrifft das 71,5 Prozent der Honduraner. Besonders die Preissteigerungen bei Brennstoffen und Nahrungsmitteln haben die Inflation in dem kleinen mittelamerikanischen Land in die Höhe getrieben. Steigt der Preis des Warenkorbs um mehr als 30 Prozent, wie Experten befürchten, würden weitere 128653 Familien unter die Armutsgrenze fallen. Vor diesem Hintergrund stieg die Kriminalität in den letzten Jahren vehement an. Amtlichen Statistiken zufolge geschehen täglich zwischen acht und zehn Morde.

Enttäuscht vom Ausbleiben einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung haben über eine Million Menschen ihrem Land bereits den Rücken gekehrt. Ihre Überweisungen bilden die größte Stütze der heimischen Wirtschaft, die stark von Exporten abhängt. Sie leben vorwiegend in den USA und zum kleineren Teil in Europa, viele von ihnen illegal. Ihre Überweisungen aus dem Ausland übersteigen zwei Milliarden Dollar jährlich. Viele der Migranten sind jedoch aufgrund der härteren Ausländerpolitik der reichen Länder von Abschiebung bedroht. Rund 70000 Honduraner werden nach Schätzungen Ende des Jahres zwangsweise wieder nach Hause zurückkehren.

Als kleine und offene Volkswirtschaft ist Honduras durch die Preisschwankungen beim Rohöl und externe wirtschaftliche Einflüsse höchst verwundbar. Seine Exporte konzentrieren sich auf wenige Produkte wie Kaffee und Bananen. Dafür ist das Land extrem abhängig von Importen, vor allem fossiler Brennstoffe. Mit mehr als fünf Milliarden Dollar übersteigt der Wert der Importe deutlich den der Exporte in Höhe von knapp zwei Milliarden Dollar jährlich.

Unternehmerverbände und rechte politische Kreise in Honduras haben den ALBA-Beitritt heftig kritisiert. Sie befürchten eine Verschlechterung der Beziehungen zu den USA. Dies könne zu Wirtschaftssanktionen und zu einer Verhärtung der Einwanderungspolitik gegenüber Honduras führen, warnte Benjamin Bográn vom Verband der honduranischen Privatwirtschaft. Demgenüber erklärte Hugo Chávez am Sonntag, die Mitgliedschaft Tegucigalpas sei ein weiterer Schritt zur Integration der Völker.
(jW/IPS)

* Aus: junge Welt, 26. August 2008


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