Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Chronik 2007

Haiti: Wichtige Ereignisse


Januar
  • Michele Montas wurde Pressesprecherin des neuen UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon. Montas begann ihre journalistische Laufbahn in 70er Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Jean Dominique, der den regierungskritischen Rundfunksender Radio Haiti-Inter aufbaute. Dominique wurde im April 2000 ermordet. Montas führte den Sender allein weiter, sah sich nach Morddrohungen im Februar 2003 jedoch zur Flucht gezwungen. Sie ging nach New York und wurde dort Pressesprecherin der UN-Vollversammlung. Am 2. Jan. führte sie ihre erste Pressekonferenz in der neuen Funktion in New York durch.
  • Wyclef Jean ist zum Wanderbotschafter seiner Heimat Haiti ernannt worden, um das Image des Landes im Ausland zu fördern. Der 34-jährige Fugees-Star war im Alter von neun Jahren von der Karibikinsel nach New York gezogen. In den letzten Jahren engagierte er sich gegen die Armut in dem Land. Der haitianische Präsident Rene Preval hat Jean nun zum Wanderbotschafter ernannt, da er laut den einheimischen Behörden "unser bestes Kapital ist, um das Image des Landes auf der Welt zu fördern und ausländische Investoren anzuziehen". Haitis Außenminister Renald Clerisme: "Wir wünschten, wir könnten mehrere Wyclefs als Wanderbotschafter haben, weil das Land so viel hätte gewinnen können." (yahoo-Nachrichten, 5. Jan.)
  • Bei einem Einsatz von UN-Blauhelmtruppen in einem Elendsviertel von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince sind am 24. Jan. mindestens sechs Menschen verletzt worden. Die Opfer hätten Schussverletzungen erlitten, schwebten aber nicht in Lebensgefahr, sagte ein Krankenhausarzt der Nachrichtenagentur AFP. Anwohner des Viertels Cité Soleil berichteten, gegen drei Uhr nachts von Schüssen aufgeweckt worden zu sein. Sie hätten daraufhin Panzer der UN-Blauhelme auf den Straßen gesehen. Das Stadtviertel mit rund 300.000 Einwohnern wird teilweise von bewaffneten Banden kontrolliert.
Februar
  • Bei einem Schusswechsel zwischen UN-Truppen und bewaffneten Banden in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince sind am 9. Feb. mindestens drei Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Augenzeugen berichteten, bei den Toten handele es sich um zwei Bandenmitglieder und eine Frau. Die UN-Mission (MINUSTAH) erklärte, etwa 700 Blauhelmsoldaten seien im Elendsviertel Cité Soleil im Einsatz gewesen, um das Hauptquartier eines Bandenchefs zu zerstören. Dabei seien ein brasilianischer und ein bolivianischer Soldaten leicht verletzt worden. Nach Angaben des Krankenhauses waren die anderen fünf Verletzten Zivilisten. Die Kämpfe dauerten mehrere Stunden.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat das Mandat der Blauhelmmission in Haiti um weitere acht Monate verlängert. Die 15 Ratsmitglieder votierten am 15. Feb. einstimmig für einen entsprechenden von Peru eingebrachten Resolutionsentwurf. Darin werden die UN-Truppen ferner aufgefordert, die haitianische Polizei in ihrem Kampf gegen bewaffnete Banden noch stärker als bisher zu unterstützen.
  • Angehörige der UN-Friedenstruppe in Haiti haben in der Slumsiedlung Cité Soleil den Anführer einer Gang verhaftet. Johnny Pierre Louis alias Ti Bazil wurde am Abend des 18. Feb. festgenommen und soll der haitianischen Polizei übergeben werden, wie die UN-Mission in Port-au-Prince mitteilte. Ihm wird die Beteiligung an der Ermordung von zwei Bandenmitgliedern zur Last gelegt, die sich einem UN-Programm zur Entwaffnung der illegalen Gangs angeschlossen hatten.
März
  • Die US-Küstenwache hat am 1. März die Suche nach 44 vermissten Haitianern aufgenommen, nachdem deren Schiff in der Karibik untergegangen war. Nach ihren Angaben hatte das Boot in der Nähe der Turks- und Caicos-Inseln zwischen Haiti und den Bahamas Feuer gefangen und war gesunken. Eine Yacht, die zufällig in der Nähe kreuzte, rettete zwei schwerverletzte Besatzungsmitglieder; ein weiteres Schiff konnte nur noch acht Leichen bergen. Laut den Überlebenden waren insgesamt 54 Menschen an Bord des Schiffs.
  • In der Dominikanischen Republik und Haiti sind mindestens elf Menschen infolge von Dauerregen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Rettungskräfte der beiden Nachbarländer wurden die Häuser von mehr als 4000 Menschen beschädigt. In Haiti starben acht, in der Dominikanischen Republik drei Menschen. Auf der Karibikinsel Hispaniola regnet es seit drei Tagen. (dpa, 27. März)
April
  • Keine Nachrichten
Mai
  • Mindestens 20 Bootsflüchtlinge aus Haiti sind am 4. Mai beim Kentern ihres Schiffes ums Leben gekommen. Das völlig überladene Boot sei gekippt, als es von einem Polizeischiff vor den zu Großbritannien gehörenden Turks-und-Caicos-Inseln abgeschleppt wurde, wie die US-Küstenwache mitteilte. Knapp 60 Flüchtlinge würden noch vermisst. Das Unglück habe sich am frühen Morgen etwa 800 Meter vor der Küste der Insel Providenciales ereignet. 73 Flüchtlinge seien gerettet worden. Es wurde vermutet, dass auf dem zehn Meter langen Boot bis zu 150 Menschen in Richtung USA unterwegs waren.
  • Nach dem Kentern eines mit rund 150 Flüchtlingen aus Haiti besetzten Bootes haben die Behörden bis zum 5. Mai 36 Leichen geborgen. Es werde weiter nach Überlebenden gesucht, teilte die Polizei auf den Turks- und Caicosinseln mit. 78 Menschen konnten nach Regierungsangaben gerettet werden. Das Boot kenterte in haiverseuchten Gewässern in der Nähe der zu Großbritannien gehörenden Inselgruppe. Bei einigen der Leichen fehlten Gliedmaßen.
  • Nach dem Kentern eines mit rund 160 Flüchtlingen aus Haiti besetzten Bootes haben Überlebende schwere Vorwürfe gegen die Behörden der Turks- und Caicosinseln erhoben. Das überfüllte Boot sei ihren Angaben zufolge zwei Mal von der Marine der zu Großbritannien gehörenden Inselgruppe gerammt worden, erklärte die Leiterin der haitianischen Einwanderungsbehörde Jeanne Bernard Pierre am 8. Mai. Sollte sich der Bericht bestätigen, gehe Haiti von einer Straftat aus, sagte sie. Der Gouverneur der Turks- und Caicosinseln, Richard Tauwhare, hatte zuvor erklärt, die Flüchtlinge seien über Bord gespült worden, als ihr Boot während eines Sturms von einem Polizeischiff an Land geschleppt worden sei. Das Boot kenterte am Freitag in haiverseuchten Gewässern. Bis zum Dienstag wurden 61 Leichen geborgen.


Zurück zur Chronik-Übersicht

Zu weiteren Beiträgen über Haiti

Zurück zur Homepage