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Chronik Januar 2004

Haiti: Wichtige Ereignisse

[Ereignisse bis zum 20. Januar werden noch nachgetragen!]
  • Am 21. Januar haben mehr als 20.000 Menschen friedlich für die Regierung und den umstrittenen Präsidenten Jean Bertrand Aristide demonstriert. Die Teilnehmer der Sympathiekundgebung kamen größtenteils aus den Armenvierteln der Hauptstadt Port-au-Prince, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP brichtete. In einer an Straßenkarneval erinnernden Atmosphäre versammlten sich die Demonstranten an mehreren Plätzen der Stadt und zogen anschließend zum Präsidentensitz im Nationalpalast.
  • Die Behörden in Haiti unterbinden verstärkt Straßenproteste gegen den umstrittenen Präsidenten Jean Bertrand Aristide. Polizeikräfte verhinderten am 22. Jan. einen Protestzug von Studenten in der Hauptstadt Port-au-Prince. Studenten der medizinischen Fakultät wurden vor ihrem Universitätsgebäude eingekesselt oder mussten im Innenhof bleiben. Am Vortag hatte die Polizei mit Tränengas eine Demonstration von Studenten und Dozenten an der geisteswissenschaftlichen Fakultät unterbunden.
    Dagegen durften rund 5.000 Sympathisanten Aristides durch die Straßen von Port-au-Prince ziehen und ihre Unterstützung für den Staatschef bekunden. Die Teilnehmer an dem Protest forderten, dass Aristide bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2006 regieren müsse.
  • Der UN-Beobachter und Menschenrechtsexperte Louis Joinet äußerte in einem am 22. Jan. veröffentlichten Bericht Zweifel, dass Wahlen die Lage in Haiti entschärfen könnten. "Die institutionelle Krise im Land ist eine solche Quelle der Unsicherheit, dass eine baldige Rückkehr zum Frieden durch Wahlen unrealistisch erscheint, solange Recht durch den Zustand der Straflosigkeit ersetzt wird", heißt es. Als Beispiele für ungeahndete Repressionen werden Verfolgung und Gewalt gegen Journalisten, Politiker und Gewerkschafter sowie Menschenrechtler genannt.
  • Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern des umstrittenen Präsidenten Jean Bertrand Aristide sind in Haiti mindestens elf Menschen verletzt worden. Bewaffnete Parteigänger des Staatschefs eröffneten am 27. Jan. in der südwestlichen Stadt Petit-Goaves das Feuer auf oppositionelle Demonstranten, wie ein Radiosender unter Berufung auf Krankenhauspersonal berichtete. In der Hauptstadt Port-au-Prince demonstrierten rund 15.000 Menschen für einen Rücktritt Aristides. Die Polizei ordnete unterdessen an, dass die Kundgebungen der Opposition in der Hauptstadt künftig auf einem Platz konzentriert sein sollen. Die Polizei führte Sicherheitsgründe zur Rechtfertigung der Maßnahme an.
  • Bei neuen Protesten gegen Haitis Präsident Jean-Bertrand Aristide ist am 28. Jan. ein Student ums Leben gekommen. Der 29-jährige Jurastudent sei von einem Tränengasgeschoß in den Rücken getroffen worden und daran gestorben, verlautete aus einem Krankenhaus in der Hauptstadt Port-au-Prince. Die Regierung erklärte, der junge Mann sei ein Anhänger von Präsident Jean Bertrand Aristide gewesen und unter Umständen gestorben, "die durch die Weigerung bestimmter Gruppen entstanden sind, das Gesetz zu achten".
    Nach Rundfunkberichten vom 28. Jan. wurden rund 20 Studenten festgenommen, nachdem sie sich über ein Demonstrationsverbot hinweggesetzt hatten. Die Opposition will sich auf Gespräche mit Aristide nicht mehr einlassen, weil sie ihm vielfachen Wortbruch vorwirft.
  • In Haiti ist bei den seit Wochen andauernden Straßenschlachten zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Jean-Bertrand Aristide erneut ein Mensch ums Leben gekommen. Der Polizist sei in der Nacht zum 31. Januar in der südwestlich gelegenen Küstenstadt Miragoane getötet worden, berichtete am Samstag der Radiosender Radio Vision 2000. Der Mann war den Angaben zufolge bei Krawallen im Einsatz, die am Rande eines von Aristide-Anhängern besuchten Begräbnisses ausbrachen.
    Bei Protesten in der nördlich gelegenen Stadt Cap Haitien wurden nach Angaben von Oppositionsanhängern drei Menschen verletzt, darunter ein Polizist.


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