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"Hungern nach echter Harmonie"

Mikis Theodorakis zum 90. Geburtstag: Der berühmte Künstler über Einklang und Chaos in Politik und Musik

Von Hansgeorg Hermann *

Mikis Theodorakis wurde am 29. Juli 1925 auf der Insel Chios geboren. Er feiert heute seinen 90. Geburtstag – und mit ihm ganz Griechenland und Freunde in aller Welt. Das riesige Werk des Komponisten machte griechische Musik international bekannt. Berühmt wurde er als Schöpfer vieler hundert Lieder, die in seiner Heimat längst Volksgut sind. Er vertonte griechische, französische und lateinamerikanische Poesie, darunter die Werke der Nobelpreisträger Giorgos Seferis, Odysseas Elytis und Pablo Neruda. Im griechischen Bürgerkrieg zwischen März 1946 und Oktober 1949 kämpfte er auf der Seite der Kommunisten und Republikaner. Wie viele andere Künstler und Intellektuelle wurde er deswegen über Jahre im Konzentrationslager auf der Insel Makronisos interniert und dort gefoltert.

Im Widerstand der Griechen gegen die Militärdiktatur in den Jahren 1967 bis 1974 war Theodorakis einer der wichtigsten Protagonisten. Er ging nach dem Putsch am 21. April 1967 in den Untergrund. Seine Musik wurde verboten. Die Junta nahm ihn im August desselben Jahres gefangen, setzte ihn in verschiedenen Gefängnissen fest und misshandelte ihn. Erst 1970 kam er auf internationalen Druck hin frei. Die Machthaber um den Obersten Georgios Papadopoulos ließen ihn nach Frankreich ausreisen, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg Musik studiert hatte.

Wichtige Werke des Komponisten sind die zwischen 1974 und 1981 entstandene Vertonung von Nerudas Lateinamerika-Ballade »Canto General«, des Mauthausen-Zyklus von Iakovos Kambanellis, das Oratorium »Axion Esti« nach der gleichnamigen Dichtung von Elytis und die musikalische Umsetzung des Poems »Epitaphios« von Giannis Ritsos. Zu den hochgelobten Werken klassischer symphonischer Musik zählen »Das Fest von Asi-Gonià«, die 3. Symphonie mit Texten von Dionysios Solomos und Konstantinos Kavafis sowie die »Frühlingssymphonie« mit Texten von Ritsos und Giorgos Koukoulis. Hinzu kommen zahlreiche Werke für Ballett, Oper, Theater und Film. Berühmt wurde die Musik für Michalis Kakogiannis’ »Zorba the Greek« und Costa-Gavras’ »Z«.

Das vorliegende Interview entstand – auch auf Thedorakis’ Wunsch hin – im Mai in seinem Haus am Athener Akropolis-Hügel. Es dauerte mehrere Stunden, weil der Komponist im Februar 2012 während einer Demonstration gegen die Austeritätspolitik der EU auf dem Syntagma-Platz in einen Tränengaseinsatz geriet und seither mit heftigen Lähmungserscheinungen zu kämpfen hat. Während des Gesprächs zeigte ein alter Weggefährte Theodorakis’, der Berliner Musikmanager und Regisseur Asteris Koutoulas, seinen noch nicht veröffentlichten Dokumentarfilm zum Leben des Komponisten, »Dance, Fight, Love, Die – With Mikis on the Road«, der aus mehr als 600 Stunden Archivmaterial und neuen Aufnahmen entstand. Er soll zu Theodorakis’ Geburtstag in Griechenland und Deutschland in die Kinos kommen.


Treffen mit Alexis Tsipras

Die Geschichte, die Asteris Koutoulas erzählt, der Berliner Grieche, der Musikmanager, Poet und Filmregisseur, einer seiner engsten Vertrauten, ist erstaunlich. Sie verdeutlicht, was der Alte dem Land und seinen Leuten bis heute wert ist: Syriza, die »Koalition der Radikalen Linken«, war am 25. Januar mit gut 36 Prozent der Stimmen stärkste Partei in den vorgezogenen Parlamentswahlen geworden. Ihr Frontmann, der 40 Jahre junge Alexis Tsipras, war neuer Ministerpräsident und erledigte am nächsten Tag seine ersten Amtsgeschäfte.

Er legte den Opfern des deutschen Kriegsterrors einen Strauß dunkelroter Rosen auf das Mahnmal in Kaisariani an der Athener Peripherie. Er griff zum Telefon und beruhigte die Befehlshaber von Armee und Polizei – der Militärputsch vom 21. April 1967 und die Verhaftung einiger hundert zu Staatsfeinden erklärter Politiker, Gewerkschafter und Intellektueller ist der griechischen Linken in Erinnerung geblieben. Dann machte sich Tsipras auf den Weg hinauf zum zentralen Hügel der Hauptstadt mit seiner doppelten Kuppe – ein schroffer Felsen im Osten, auf dem die Akropolis über das weite Häusermeer ragt, und eine fast liebliche, bewaldete Anhöhe im Westen, der Philopappou. Zwischen den beiden ungleichen Gipfeln steht, fast wie auf einer antiken Passhöhe, das Haus des Komponisten.

Eine enge, steile Treppe muss erklommen werden, im Inneren, gleich links neben dem Eingang, öffnet sich die Tür zum Salon, in dem das Klavier steht. Maria Farantouri hat dort zum ersten Mal vorgesungen, als Mikis nach einer Interpretin suchte, die den Mauthausen-Zyklus singen sollte – Jakovos Kambanellis’ Ballade von der Liebe, die im Konzentrationslager zu Asche verbrannte. Das Klavier ist der Horizont, eine Fluchtlinie hinaus auf die Terrasse, bis zum im Sonnenlicht hell leuchtenden Tempel gegenüber, dem Parthenon.

Die Prüfung des neuen griechischen Regierungschefs dauerte eine Viertelstunde. Tsipras stand einem Greis gegenüber, dessen Augen klar sind wie eh und je. Theodorakis liegend, weil Folterer ihm vor mehr als 60 Jahren im Konzentrationslager auf der Insel Makronisos die Beine brachen. Er leidet schwer an den Spätfolgen der überstandenen Torturen. Die Begegnung war kurz, das Ergebnis nicht besonders vorteilhaft für Tsipras.

Griechenland hat in seiner neueren Geschichte furchtbare Situationen überstanden. Werden sich die Griechen am Ende auch diesmal gegen den enormen Druck behaupten, der nicht zum ersten Mal von außen, mal wieder und besonders von Deutschland, ausgeübt wird?

Zunächst ein Hinweis: Wenn man viel Druck auf ein Volk macht, dann steht es irgendwann auf. Das ist an die Adresse jener gerichtet, die uns hier jeden Tag an die Wand stellen wollen. Das vom Geld dirigierte Europa erscheint mir inzwischen wie eine riesige Spinne, und jeder, der in ihr Netz gerät, ist verloren. Je mehr er sich bewegt, desto schlechter steht es um ihn, desto schneller wird er eingesponnen. Wir Griechen haben uns seit der Antike viel bewegt. Und seit der Antike ist es auch so, dass der Verrat oft von innen kommt. Die Vorgänger dieser Regierung haben alles unterschrieben, sie haben das Tafelsilber verkauft und uns gesagt: (Bundeswirtschaftsminister Wolfgang, jW) Schäuble ist der Chef. Nun ist es an Tsipras, das zurückzuholen. Wird auch er uns betrügen? Ich hoffe nicht, dass er in die gleiche Richtung gehen wird wie seine Vorgänger von Pasok und Nea Dimokratia.

Griechenland hat natürlich viel zu bieten für das Kapital, an Bodenschätzen beispielsweise. Also muss man wohl zuerst den Eigentümer in die Knie zwingen, wenn man die Schätze an Land und im Meer abräumen will.

Mikis, was halten Sie von der neuen Regierung? Was werden Tsipras und seine Leute machen? Kommen endlich vertrauenswürdige Frauen und Männer, die Politik für Griechenland machen und nicht für die Märkte? Was haben Sie Tsipras gesagt, als er bei Ihnen war?

Dass wir schon 2012 eine Volksbewegung hätten starten sollen, wir hatten drei Millionen Menschen auf der Straße. Damals hätten wir die Regierung übernehmen sollen. So ist es nicht gekommen, der letzte Widerstandskämpfer bin nun ich. Leider einer, der nicht mehr jung ist.

Die Kraft des Chaos

Mikis Theodorakis, Komponist, Sänger, Musiker.
Mann des Widerstands, Bürger und Politiker, ist auf der Insel Chios geboren. Ein knochentrockenes Eiland in der Ägäis. 1824 hat der französische Maler Eugène Delacroix die Insel in einem monumentalen Ölgemälde verewigt. »Das Massaker von Chios«: Fahler Himmel, eine sterbende Familie, triumphierende Türken. Die Mörder kamen 1822, ein Jahr nach der erfolgreichen griechischen Revolution auf dem Festland, töteten 42.000 Inselbewohner, henkten, schlachteten, folterten. Einhunderteins Jahre nachdem Delacroix sein Meisterwerk vollendet hat, kommt der Musiker dort zur Welt. Die Türkei ist nur ein paar Kilometer entfernt; für die Geographen fängt dort Asien an. Zum griechischen Festland sind es 200 Kilometer, dort ist Europa, dort liegt Athen – die griechische Hauptstadt auf dem anderen Erdteil. Der Vater Giorgos ist Kreter, die leise, warmherzige Mutter kommt aus Krini (heute Çeşme),»drüben« in Kleinasien. Von dort sind die anatolischen Griechen 1923 vertrieben worden – nicht ihrer Religion wegen, wie ein halbes Jahrtausend zuvor die Juden aus Spanien, sondern weil sie Griechen waren und ihre europäische Heimat einen Krieg verloren hatte – in den Geschichtsbüchern vermerkt als die »kleinasiatische Katastrophe«.

Mit dem Vertrag von Lausanne von 1923 vertrieben Türken die Griechen aus Kleinasien, von Kreta und aus Thessaloniki – die Stadt hieß nun Selanik. Noch lebten Juden dort, zusammen mit Christen, Orthodoxen und Katholiken. Bis die Deutschen kamen. Die brachten am 9. April 1941 keine neue Kultur – Allah und Christus interessierten sie nicht. Jehova hassten sie. Sie brachten die Hölle. 385 griechische Juden überlebten Auschwitz. Unter denen, die nicht überlebten, waren 12.000 Kinder.

1965 sang Maria Farantouri im Theater von Athen den »Zyklus von Mauthausen«. Mächtige Poesie, ein Werk des ehemaligen Gefangenen im KZ Mauthausen, Jakovos Kambanellis, eines griechischen Soldaten, der den Juden in das Inferno des Konzentrationslagers gefolgt war. Die Musik hatte ein junger Komponist geschrieben, der 40 Jahre alte Mikis Theodorakis, der auch schon eine Hölle hinter sich hatte – den Bürgerkrieg und die Insel Makronisos – und nicht wusste von jenen, die noch auf ihn warteten. Kambanellis erzählte, die Uraufführung der Mauthausen-Lieder sei der schönste Abend seines Lebens gewesen. Weil die Welt endlich zugehört habe und die Menschen im Theater von Athen hinter der wunderbaren, vollen Stimme der jungen Sängerin das Grauen entdeckt hatten. Maria Farantouri wurde mit diesem einen Auftritt, dem ersten einer großen Karriere, in ihrem Land berühmt. Mitten im Sturm des sich abzeichnenden politischen Umsturzes, am Vorabend der Militärdiktatur, im Kalten Krieg zwischen Ost und West, hatten Kambanellis, Theodorakis und die Farantouri ein Zeichen gesetzt.

Theodorakis musste es 40 Jahre später ertragen, ein Antisemit genannt zu werden, weil er das scharfe Regime des israelischen Premierministers Ariel Scharon zur Rechenschaft gezogen wissen wollte für Mord und Totschlag unter Juden und Palästinensern. »Die Achse des Bösen«, sagte er den Journalisten – eine Metapher des US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush benutzend –, könne eines Tages auch Israel selbst überrollen. Nichts ist Theodorakis weniger als ein Antisemit. Keiner, der Verdammnis und Folter in dem von England und den USA gesponserten griechischen Konzentrationslager Makronisos gekannt und überlebt hat, könnte jemals ein Antisemit werden.




Im März 2006 gab es zu Ihren Ehren eine »Kreta-Konferenz« in der Nähe von Iraklio. Thema war die »Harmonie«, jener Zustand also, den Sie immer zu erreichen versucht haben – nicht nur als Musiker, sondern auch bei der Gestaltung der Beziehungen Ihres Volkes zu seinen Nachbarn; als griechischer und europäischer Bürger und Politiker. Waren Sie damals mit dem Ergebnis der zwei Tage währenden Diskussion zufrieden?

Der Ort der Konferenz war gut gewählt, nicht weil ich Kreter bin, sondern weil Kreta Ursprung und Quelle des Geistes ist. Wir alle wollten uns über Harmonie unterhalten und verbreiten, statt dessen haben wir ständig über Disharmonie gesprochen und wie der Mensch jemals mit ihr auskommen soll. Unser aller Leben hatte einmal einen natürlichen Rhythmus, den haben wir verloren. Wir versinken in ungeheuren Geldbewegungen und einem Bombardement von Informationen, wir verlieren und vergessen unsere Menschlichkeit, unser Menschsein. Dabei hungern wir nach echter Harmonie – nicht nach solcher, die als Illusion daherkommt. Wir sehen uns einer Kultivierung der Illusion gegenüber. Die Menschen sollten daher lernen, der Disharmonie entgegenzutreten und falsche Harmonie zu erkennen. Und, dies an die Politik gerichtet: Es ist äußerst gefährlich, Situationen falscher Harmonie zu erzeugen.

Sie sagen also heute noch, nach einem sehr langen Leben, dass der Mensch nach Harmonie hungert. Was hindert ihn, Harmonie zu finden und sich von ihr zu nähren?

Die Kraft des Chaos. Wir erleben heute das vielleicht größte Chaos, dem Menschen jemals ausgesetzt waren. Wir hatten in Europa die furchtbaren Kriege, doch ich fürchte, diesmal ist es noch schlimmer. Das Chaos wird uns eingepflanzt, jeden Tag, und es ist in jedem von uns. In diesem Moment unseres Gesprächs werden Menschen geschlagen und getötet, überall auf der Welt. Man könnte sagen, ganze Galaxien werden zerstört, jeden Tag, das sei der Lauf der Dinge, und wer sind wir Menschen denn schon? Aber genau das ist der Punkt: Wir sind das geworden, was wir sein wollten, was wir heute sind.

Es gibt wohl keine größere »Disharmonie« zwischen einzelnen Menschen als die Misshandlung Wehrloser. Nicht wenige Verantwortliche in unserem westlichen Gesellschaftssystem meinen heute, dass – zur Bekämpfung des Terrorismus etwa – auch Folter notwendig und angebracht sein könnte. Was empfindet ein Vertreter der Kultur, einer, der die Folter am eigenen Leib ertragen hat, wenn er diese Diskussion verfolgt?

Ich empfinde auch hier den Unterschied zwischen dem Gesetz der Harmonie und dem des Chaos. Jene, die Krieg und Folter wollen, sind die Organe des Chaos. Leider muss ich feststellen, dass die Kräfte des Chaos und ihre Helfer es geschafft haben, viele Menschen und Völker, besonders in Europa, zu betrügen. Es schaudert mich, wenn ich höre, dass bestimmte Leute nicht davor zurückschrecken, die Folter als Notwendigkeit für bestimmte Fälle zu betrachten. Wer es wagt, so etwas zu sagen, ist – wie der von ihm so genannte Terrorist – selbst ein Ungeheuer. Ein Monster, das uns nicht nur bedroht, sondern uns anfällt und besudelt – uns alle und jeden, der glauben möchte, dass er ein Mensch sei.

Taugt Musik dazu, um menschliche oder sogar politische Beziehungen zu harmonisieren?

Musik ist eine Brücke. Sie drückt den Wunsch des Menschen nach Gesellschaft aus. Menschen leben in völlig unterschiedlichen, oft weit voneinander entfernten Gegenden, Ländern, Kontinenten. Die überwältigende Zahl von ihnen wird sich nie kennenlernen, nie miteinander sprechen können, wenig voneinander wissen. Aber genau diese Menschen können die gleiche Musik hören und lieben. Wir haben Tausende solcher Brücken, die Musik ist nur eine davon. Leider gibt es auch Brücken, die nicht beschritten werden. Warum? Man weiß es manchmal nicht, die Leute wollen einfach nicht. Doch schon immer waren wenige herausragende Persönlichkeiten – Philosophen, Musiker, Maler, Schriftsteller – mit ihrer wichtigen Stimme sozusagen die einheitliche Währung menschlicher Kultur und Kommunikation.

Teil II: Über Volksmusik und die Kreativität eines Komponisten

Selanik, Thessaloniki, Katastrophe der Sephardim.[1] Aber die Stadt birgt auch griechische Tragödien. Am 9. Mai 1936 schlägt die Polizei einen Streik der Tabakarbeiter blutig nieder. Erschüttert, ergriffen und inspiriert vom Bild in einer Zeitung, das eine Mutter zeigt, die sich weinend über ihrem toten Sohn beugte, schreibt Giannis Ritsos in nur zwei Tagen den Gedichtzyklus »Epitaphios«. 1958 vertont Theodorakis Ritsos’ aufwühlende Lyrik – eines seiner wichtigsten Werke, das mit dem modernistischen Tonbetrieb der Zeit bricht. Theodorakis schafft »die neue griechische Musik«, eine Kulturrevolution. Die Bouzouki, bisher tabu als Stimme der Illegalen, der Kriminellen und des Lumpenproletariats, setzt er als Hauptinstrument ein. Und selbst Ritsos ist sich nicht sicher, ob diese Art von Vertonung dem heiligen Epitaphios [2] angemessen sei. Doch der Erfolg ist Teil der Revolution. Ritsos und Theodorakis werden Freunde.

Hansgeorg Hermann

ist freier Journalist und lebt in Paris.
Die ganze Welt feierte gestern den 90. Geburtstag des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis. jW gratuliert ihm mit einem zweiteiligen Beitrag unseres Frankreich-Korrespondenten Hansgeorg Hermann, der ein guter Freund des Kommunisten ist. Anfang Mai besuchte er ihn und sprach mit ihm über Politik und Musik. Die Wiedergabe des Interviews durchbricht Hermann mit Rückblicken auf Theodorakis’ politisches Leben.
Im ersten Teil ging es um Harmonie und Chaos in Politik und Musik. Die beiden sprachen über den Besuch des frisch gekürten griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras beim Komponisten im Februar 2015, über den aktuellen politischen Kampf, der in Griechenland geführt wird, und die mögliche Rolle der Musik dabei – nämlich Brücken zwischen den Menschen zu bauen. (jW)



Düster ist die politische Lage der Nation im Jahr 1963, dunkle Gewitterwolken ziehen auf, die erst Thessaloniki unter ihren Schatten drücken, danach das ganze Land. Am 22. Mai marschiert der Parlamentsabgeordnete Grigoris Lambrakis, Politiker der Vereinigten Demokratischen Linken (EDA), an der Spitze einer Friedensdemonstration durch die Straßen der Stadt und wird Opfer eines Attentats. Der Schriftsteller Vasilis Vasilikos schreibt fünf Jahre später – da vegetiert das griechische Volk schon unter der Militärdiktatur – das Buch »Z«. Der »Parakratos« kommt in die Schlagzeilen, der Staat im Staate. Gemeint sind Armee und Polizei, die Geheimdienste, die US-amerikanische CIA natürlich. Der Filmregisseur Costa-Gavras verfilmt Vasilikos’ Stoff und beginnt ein Jahr nach dem Erscheinen des Buchs damit in Algerien. Theodorakis, von den Obristen in die Urwälder des Bergdorfs Zatouna auf dem Peloponnes verbannt, bewacht von 25 Polizisten, schreibt die Filmmusik. Das Werk wird Legende.

Wer den Komponisten und Weltbürger Theodorakis begreifen will, der muss wissen, wie dieser Bürger geworden ist, woher seine unglaubliche und einmalige Musik kommt, die nichts anderes ist als der wichtigste Bestandteil dieses unbeugsamen Mannes. Ein Riese von Mensch, ein Hüne von einem Meter und neunzig, und ein Riese der Kultur, der zusehen musste, welchen Katastrophen sein Griechenland ausgesetzt war und immer noch ist.

Den Zweiten Weltkrieg sah er, der die Städte zerstörte und die Menschen. Den Bürgerkrieg, [3] angezettelt von den Briten in ihrem imperialen Kommunistenhass, der das Land zerriss und die Familien teilte, der aus Brüdern Brudermörder machte, wie der Kreter Nikos Kazantzakis schrieb. Theodorakis sah das Lager Makronisos, wo er Jahre litt, weil er nicht ablassen wollte von der kommunistischen Idee, wo nicht Nazis Menschen folterten, sondern Faschisten von nebenan, die netten Nachbarn aus dem Heimatdorf. Die Junta, gefördert von jenen Amerikanern, die von Demokratie und Menschenrechten schwafelten. Die Panzer der Militärdiktatur, die junge Menschen vor der Athener Universität zermalmten. Da saß er – von 1970 an – in Paris im Exil und konnte nicht nach Hause. »Ich habe geweint«, gesteht er.

Ein wichtiger Teil Ihrer Musik ist politisch. Sie haben die Mauthausen-Ballade von Jakovos Kambanellis vertont, den »Canto General« von Pablo Neruda und den »Epitaphios« von Giannis Ritsos – Arbeiten, von denen Menschen in aller Welt zutiefst berührt und beschämt wurden, wenn man so will: die Vernichtung der Juden, der nordamerikanische Imperialismus in Lateinamerika, die blutige Niederschlagung eines Arbeiterstreiks. Eines Ihrer berühmtesten Werke aber, »To tragoudi tou nekrou adelphou«, das »Lied vom toten Bruder«, hat ein sehr griechisches Thema: den Bürgerkrieg. Wie ist es entstanden, und wie haben die Griechen es damals bei seiner Aufführung aufgenommen?

Das »Lied vom toten Bruder«, das ich als eine zeitgenössische griechische Volkstragödie bezeichne, wurde zum ersten Mal im Herbst 1962 in Athen vorgestellt. Ihr Aufbau war inspiriert von der klassischen antiken Tragödie – mit dem Unterschied, dass ich den archaischen Tanz durch ein Orchester mit volkstümlichen Instrumenten ersetzt habe und den ursprünglichen Vorsänger durch einen Liedersänger der Gegenwart. Der Bürgerkrieg war damals ein Tabuthema und die Aufführung des Stücks folglich ein Tabubruch. Entsprechend emotional waren die Reaktionen. Wir haben das Lied dann zu Beginn des Jahrtausends neu aufgenommen, mit jungen Musikern und Sängern. Es vergeht kaum ein Monat, in dem das Stück nicht gespielt würde – auf Versammlungen, in Schulen, bei Veranstaltungen aller Art. Mehr als 50 Jahre nach seiner Premiere ist das »Lied vom toten Bruder«, die ihm innewohnende Idee von der nationalen Versöhnung, kultureller Besitz aller Griechen geworden.

Tonkunst: Auflösung des Trennenden

Wie hat er das ertragen, ohne zu verzweifeln? Warum ist er nicht daran zerbrochen? Er sagt, dass die Musik ihn bewahrt habe vor dem Untergang. Die Musik, die er im Kopf komponierte, während sie ihn schlugen und traten. So wie der Mann in Stefan Zweigs »Schachnovelle« im Gefängnis seine unsichtbaren Figuren auf dem Brett setzt, so spielte Mikis seine lautlosen Noten auf den Instrumenten seiner ungeheuren Vorstellungskraft.

Was unterscheidet den europäischen Schlager, die Populärmusik, so sehr vom griechischen Lied? Wie kommt es zu dieser Liaison zwischen dem Komponisten und großer Literatur – Seferis, Ritsos, Elytis, Kambanellis, Xatsopoulos, die Ihnen die Texte lieferten?

Schauen Sie sich das Wort »tragoudi« an, das griechische Wort für »Lied«. Dieses Wort ist eine direkte Ableitung des Begriffs »tragodia«, der Tragödie also. Was heißt »tragodia«? Ursprünglich bezeichnete das die »Oden« an den »Bock«, den »tragos« – womit Dionysos gemeint war, der Gott des Rausches, der Trunkenheit. Man kann das Wort »tragoudi« daher nicht übersetzen. Die Wörter »Folk« oder »Pop«, die man zu Hilfe nehmen möchte, drücken es nicht aus, das deutsche Wort »Schlager« schon gar nicht. Es ist wahr, dass ich es als erster wagte, die Werke großer Poeten zu vertonen und zu »Alltagsliedern« zu machen, damit alle Griechen sie singen können, ohne Ausnahme, und indem sie sich von ihrem individuellen Schicksal losreißen können, das sie voneinander trennen mag. Damit ein Fremder begreift, was das wirklich bedeutet, müsste er sich vorstellen, dass man in Deutschland jeden Tag Goethe, in England vielleicht T. S. Eliot und in Frankeich Paul Éluard singen würde – zu Hause, in der Taverne, bei der Arbeit, in der Schule oder während einer Demonstration.

Der Name Mikis Theodorakis wird außerhalb Ihrer Heimat zunächst immer mit »Zorba« und dem »Sirtaki« in Verbindung gebracht. Erst danach mit großer Orchestermusik, mit Ballett und mit Zyklen wie dem »Epitaphios«. Ist das eine Last für Sie, ist es eine Schmälerung Ihrer Lebensleistung?

Leider ist diese Berühmtheit nicht unbedingt meinem Werk geschuldet und auch nicht meiner wahren politischen Sicht und Denkungsart oder gar meinem Handeln. Sie werden verstehen, dass diese Art von Berühmtheit mich nicht besonders interessiert. Sie ist wie ein schwerer Stein, der mir um den Hals gehängt wurde. Und sie erschwert es sicher, dass man auf internationalen Bühnen den wirklichen Theodorakis und die tatsächliche Bedeutung seines Werkes anerkennt.

Wie es sein soll: Mittendrin

Ins Parlament gerät Theodorakis zu Beginn der 80er Jahre zunächst als Unabhängiger auf der Liste der Kommunisten und dann noch einmal bei der Nationalwahl 1989 als unabhängiger Linker auf der Liste der rechtskonservativen Partei Nea Dimokratia. Weil er glaubt – so sagt er es, und so muss jeder Grieche es hinnehmen –, dass sein Land schon wieder Schaden nimmt und dass er, der Berühmte, ihm diesmal anders helfen kann. Nicht nur mit Musik und Liedern, sondern an höchster Stelle. Er tritt in die Regierung ein und wird Staatsminister ohne Geschäftsbereich. Der Ministerpräsident heißt Konstantinos Mitsotakis, er ist Kreter wie Theodorakis. Er ist nichts Besonderes – nur einer von vielen Karrieristen. Aus einer der Familien, die das Land immer wieder dort hinführen, wo nicht das Volk zu Atem kommt, sondern sie selbst reich werden. Ein Abhängiger mit Geld. Wie die Papandreous, die Karamanlis’, die Venizelos’. Doch Theodorakis ist frei. Er ist es, seit er in der Hölle des Lagers komponiert hat, seit er für sich in Anspruch nimmt, dass die Musik über allem steht und er ihr Botschafter ist. Die Politik ist nicht frei – und sie macht auch nicht frei. Theodorakis ist nicht abhängig, von nichts und niemandem. In den 90er Jahren ist er längst bedeutender als alle Politiker des Landes zusammen – so es um den Namen geht. Er weiß es, aber die anderen wissen es nicht: Seine Rolle ist es, ein freier Grieche zu sein, der letzte freie Grieche vielleicht nach dem Tod des großen Lehrers Odysseas Elytis. 1974, als die Obristen nach sieben Jahren Gewaltherrschaft abtreten mussten, hatten sie ihn dafür gefeiert.

Und heute verstehen sie ihn wieder. Der fast Neunzigjährige fuhr im Rollstuhl auf die modernen Schlachtfelder, wo es gegen den alten Feind geht: Demonstrationszüge gegen die Oligarchen, die Geldsäcke, das gnaden- und seelenlosen System, das sich Finanzkapitalismus nennt, mit seinem deutschen Stoßtrupp, der sich demokratische Regierung nennt. Sie verehren ihn, sie rufen nach ihm, selbst wenn sie wissen, dass er schwerverletzt zu Hause liegt und kaum noch sprechen und gehen kann.


Wie war das im Oktober 1974, als Sie vor vielen tausend Menschen im Stadion Karaïskakis Ihr erstes Konzert nach dem Fall der Junta gaben? Wie fühlte es sich an, auf den Schultern eines ganzen Volkes getragen, so geliebt und verehrt zu werden?

Die Euphorie war unglaublich, es war ein Sturm der Begeisterung, der durch das Stadion fegte, es war wie ein wohltuender Schmerz, all den Menschen in die Gesichter zu sehen, die meine Lieder auswendig kannten und vor Freude weinten. Es war schön und zugleich eine schwere Bürde. Ich hatte immer das Gefühl, ich sei für nahezu alles verantwortlich, was bei uns geschieht. War es Freude, freute ich mich mit meinen Leuten. War es Schmerz, dann hatte ich das Gefühl, etwas mehr leiden zu müssen als die anderen – weil sie mir ja mit ihrer Liebe zu mir ein so unschätzbar wertvolles Geschenk gemacht haben. Warum lieben sie mich so? Ich kann es nicht begreifen.

40 Jahre nach 1974 hat sich nicht viel geändert. Es scheint so, als ob vor allem junge Griechen den alten Theodorakis immer noch brauchen. Sie waren bis zu jenem verhängnisvollen Tränengaseinsatz der Polizei auf dem Syntagmaplatz immer noch omnipräsent, im Fernsehen, im Radio, auf Konzert- und Politikveranstaltungen. Jetzt sind Sie seit Monaten nicht mehr öffentlich aufgetreten.[4] Was ist am 12. Februar 2012 geschehen?

Ich war mit meinem Freund Manolis Glezos [5] unterwegs, er zu Fuß, ich im Rollstuhl. Plötzlich steckten wir mittendrin in der Menge, so, wie es ja sein soll, wenn man in einer politischen Demonstration loszieht. Es ging gegen die unselige sogenannte Austeritätspolitik, die uns Griechen ins Elend gestürzt hat. Wir sind wieder da, wo wir nach der Junta angefangen haben: bei null. Dann gab es Krawall, die Polizei schoss mit Tränengas, ich bekam eine volle Ladung mitten ins Gesicht, weil ich mich aufgerichtet hatte, und fiel in meinem Rollstuhl zurück. Junge Helfer stülpten mir eine Gasmaske über, aber es war zu spät. Meine Bronchien wurden schwer beschädigt, ich musste wochenlang im Bett bleiben, ich bin nicht mehr der alte. Ich hatte meinen Standpunkt nie geändert, bin immer aufrecht geblieben. Nun hat das Gas mich fertiggemacht …

Hoffnung: Eine harmonische Welt

Mikis, auf seinem Fernsehsessel hingestreckt. Asteris Koutoulas zeigt einen Film, den er aus 600 Stunden Material komponiert und mit neuen, aktuellen Aufnahmen ergänzt hat. Ein langes Leben gleitet vorbei, die Freunde – Pablo Neruda, Giannis Ritsos, Giorgos Seferis, Odysseas Elytis, Fiedel Castro; die Sänger – Maria Farantouri, Petros Pandis, Grigoris Bithikotsis. Alle sind sie da, auch jene, die längst gestorben sind. Jene, die Seferis gesungen haben, den »Canto General« von Neruda und die »Kleinen Kykladen« von Elytis, die in Griechenland jedes Kind auswendig kann. Mikis versinkt in seinen Sessel.

Ihr großer Landsmann Nikos Kazantzakis erzählte 1957 von einem hundert Jahre alten Mann, den er einst in einem kretischen Bergdorf traf. Als Kazantzakis ihn fragte »Wie war es, dein Leben?«, antwortete er: »Wie ein Glas Wasser – ich habe es ausgetrunken und habe doch immer noch Durst.« Mikis, Sie sind nun 90 Jahre alt – haben Sie noch Durst?

Diese Geschichte hat sich der Kazantzakis vermutlich ausgedacht, das hat nicht irgendein Hundertjähriger gesagt, sondern er selbst, nehme ich mal an. Ich gebe aber zu, dass es eine sehr schöne literarische Idee ist. Ich persönlich habe das Problem, dass ich immer noch zusehe, wie das Glas sich leert, ich bin ja noch keine hundert. Ich fühle, dass es jeden Tag weniger wird. Meine Augen sind schlecht, mit der Sprache ist es auch nicht mehr weit her, ich kann kaum noch gehen.

Stehen Sie nachts noch auf, wenn die Musik im Kopf keine Ruhe geben will und Sie die Noten aufschreiben müssen, um weiterschlafen zu können?

Die Musik ist immer noch im Kopf, auch nachts. Um im Bett zur Ruhe zu kommen, setze ich mir inzwischen einen Kopfhörer auf und höre mir an, was mich in all den Jahren um den Schlaf gebracht hat. Bis dann die Augen von alleine zufallen.

Ihr langes Leben – als Musiker, als Politiker, als Bürger Griechenlands – ist von der Suche nach Harmonie geprägt. Thomas Mann und Søren Kierkegaard sahen in der Musik nicht nur ästhetische, sondern auch dämonische Kräfte am Werk. Mann, der 1947 von diesem »dämonischen Potential« des Klangs sprach, erkannte die Gefahr, dass Musik den Menschen durchaus vom Guten ins Böse leiten könnte. Haben Sie jemals mit diesem Dämon Bekanntschaft gemacht?

Die alten Griechen glaubten, die Quintessenz allen Wissens liege im Erkennen jener Gegensätze, aus denen der Kosmos entstand. Chaos und Harmonie, Leben und Tod, das Nichts und die Unendlichkeit – alle zeigen die beiden Seiten derselben Medaille. Das Material der Musik ist der »Klang«. So sicher die Musik aus »Klang« besteht, so wenig ist »Klang« auch Musik. Der Klang ist lediglich ein Ausschnitt von etwas, aus dem nur dann Musik wird, wenn die Kreativität hinzukommt. Der Komponist kreiert. Er kreiert Leben, das heißt Harmonie. Und nicht Chaos, denn das wäre Tod. Um auf das zurückzukommen, was ich zu Beginn gesagt habe, dass nämlich die Gegensätze alle gleich sind: Die Gleichheit ist das, was wir unter »Klang« verstehen; die Gegensätze bestehen aus der Harmonie und dem Chaos. Das gilt auch für das Leben, wo die Gleichheit »der Mensch an sich« ist und die Gegensätze personifiziert werden von der Harmonie Beethovens und dem Chaos Hitlers – um ein Beispiel aus dem Land Thomas Manns zu nennen.

Ein Leben schwindet

Draußen vor dem Haus ist es dunkel geworden. Theodorakis’ alte Hündin kommt ins Zimmer. Er hat ihr ein Lager an der Terrassentür richten lassen.

Eine Frage noch: Wie stehen Sie und wir anderen am Ende unseres Lebens da? Haben Sie Hoffnung?

Wie schön wäre die Welt ohne uns Menschen … Alles würde atmen, die Pflanzen und die Tiere würden atmen. Nun, ich werde bald nicht mehr dasein. Sie schon. Sie werden noch leben. Und Sie werden zurechtkommen müssen mit dem Chaos. Wo sollen wir Hoffnung hernehmen? Man raubt sie uns ja jeden Tag. Ich bin täglich umgeben vom Chaos. Und doch … plötzlich, völlig unerwartet, fällt mir eine Melodie ein. Ein Wunder. Jeder Mensch hat Harmonie in sich, er will sie, und er braucht sie. Wir könnten eine harmonische Welt werden, wir müssten sie nur wollen. Ich spreche hier nicht von politischen Manifesten, sondern von dem, was machbar ist, was Wirklichkeit sein kann. Wir dürfen dem Chaos einfach nicht erlauben, sich bei uns einzunisten. Ich selbst aber will so schnell wie möglich sterben, meine Eltern und mein Bruder sind schon gegangen, sie warten. Ende des Interviews!

»Freiheit ist Pflicht«, Mikis Theodorakis einst im Lager aufgeschrieben. Einige Leute haben den Zettel wie eine heilige Schrift in einem Schrein im Theodorakis-Museum in Zatouna aufbewahrt, wo er den Wächtern, den Gendarmen, verbotene Lieder und Stücke vorspielte – seine eigenen. Eine seiner Melodien hat ihm vor einigen Jahren seine liebste Schülerin Maria Farantouri gesungen, das Gedicht vom Herbst, das Kostas Xatsopoulos vielleicht nur für ihn gefunden hat.

»Ein Leben schwindet, ein Atem verfliegt,
und kein Frühling sieht mich je wieder.«


Anmerkungen der Redaktion
  1. Thessaloniki war das »Jerusalem des Balkans«. 56.000 Juden lebten dort bis zu ihrem Abtransport ins KZ Auschwitz im März 1943; die meisten Sephardim, also Juden, deren Familien im 15. Jahrhundert aus Spanien vertrieben worden waren.
  2. Ein Epitaph ist ursprünglich eine öffentliche Trauerrede auf die im Krieg Umgekommenen.
  3. Gemeint ist der bewaffnete Kampf der kommunistischen Demokratischen Volksarmee gegen die von Großbritannien eingesetzte Regierung in Athen vom März 1946 bis Oktober 1949.
  4. Am 15. Juli 2015 ließ Theodorakis einen Aufruf zur Bildung einer Volksfront gegen die Maßnahmen der Troika von IWF, EU und EZB veröffentlichen – siehe jW vom 16.7.2015.
  5. Glezos gehört wie Theodorakis zu den Widerstandskämpfern gegen den deutschen Faschismus, die britische Armee nach 1945 und die Militärdiktatur von 1967 bis 1974. Bis zum 7. Juli 2015 war er für Syriza im Europaparlament.

* Aus: junge Welt, Mittwoch und Donnerstag, 29. und 30. Juli 2015


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