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Präsidentenwechsel in Ghana

John Dramani Mahama tritt an die Stelle des verstorbenen John Atta Mills

Von Martin Ling *

Die Ablösung verlief reibungslos. Nur Stunden nach dem überraschenden Tod des ghanaischen Präsidenten John Atta Mills am Dienstagnachmittag wurde der bisherige Vizepräsident John Dramani Mahama als neues Staatsoberhaupt vereidigt.

Die Karten im Poker um die Präsidentschaftswahlen in Ghana am 7. Dezember müssen neu gemischt werden: Der Tod des favorisierten John Atta Mills wirft die Planungen des regierenden sozialdemokratischen Nationalen Demokratischen Kongresses (NDC) über den Haufen. Der mit 68 Jahren am Dienstag laut lokalen Medien an Kehlkopfkrebs verstorbene John Atta Mills hatte es 2008 im dritten Anlauf geschafft, die Präsidentschaftswahlen zu gewinnen und den nach zwei Amtsperioden aus Verfassungsgründen nicht mehr angetretenen John Agyekum Kufuor von der wirtschaftsliberalen Neuen Patriotischen Partei (NPP) zu beerben.

Für 2012 hatte sich Atta Mills im Juli parteiintern die Spitzenkandidatur gegen Nana Konadu Agyemang-Rawlings gesichert. Unter deren Ehemann Jerry John Rawlings, der von 1981 bis 2000 zuerst als Juntachef und von 1992 als zweimal gewählter Präsident die Geschicke des Landes mit einer kurzen Unterbrechung in den 80er Jahren leitete, hatte Atta Mills seine politische Karriere begonnen. Von 1997 bis 2001 war der Rechtsanwalt gar Stellvertreter von Rawlings und galt lange als dessen verlängerter Arm. Während Atta Mills' Präsidentschaft kühlte das Verhältnis deutlich ab, so dass der 65-jährige Rawlings seine Ehefrau im parteiinternen Machtkampf ins Rennen schickte. Die Niederlage mündete in die Parteiabspaltung Nationale Demokratische Partei (NDP).

Während die direkte Nachfolge von Atta Mills verfassungsgemäß geregelt ist, bleibt offen, wer im Dezember für den NDC antritt. Als Favorit gilt auch hier der neue Präsident John Dramani Mahama. Er versprach bei seiner Vereidigung am Dienstagabend vor dem Parlament in Accra, dafür zu sorgen, dass sein Land weiterhin »friedlich, geeint und stabil« bleiben werde. Das würde auch als Wahlkampfmotto taugen, denn den 25 Millionen Ghanaern ist daran gelegen, dass der durch die Ölförderung seit 2010 angetriebene rasante Wirtschaftsaufschwung anhält und mehr davon unten ankommt. 2011 war Ghana mit 14,9 Prozent Wirtschaftswachstum Weltspitze.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 26. Juli 2012


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