Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Israel droht Ghaddafi-Frachter

Medikamente und Lebensmittel auf dem Seeweg in Richtung Gazastreifen *

Der Streit um einen von der libyschen Ghaddafi-Stiftung organisierten Frachter mit Hilfslieferungen für den von Israel abgeriegelten Gazastreifen spitzt sich zu. Das am Samstag abend (10. Juli) von Griechenland aus in See gestochene Schiff steuerte offenbar den Hafen von Gaza an. Israels Regierung reagierte mit Drohungen. Minister Jossi Peled warnte am Sonntag im Armeeradio, man werde dem Schiff nicht erlauben, seine Fracht im Hafen von Gaza zu löschen.

Ein Armeesprecher sagte, die israelische Marine sei »auf der Hut« und verfolge die Route des Schiffes aufmerksam. Ende Mai hatten israelische Spezialkräfte in internationalen Gewässern eine Hilfsflotte für die Menschen im abgeriegelten Gazastreifen gewaltsam gestoppt und überfallen. Dabei waren neun türkische Staatsbürger ums Leben gekommen. Der Angriff war international scharf verurteilt worden.

Das unter moldawischer Flagge fahrende Schiff »Amalthea« hatte am Samstag abend den griechischen Hafen Lavrio 60 Kilometer südöstlich von Athen verlassen, in drei bis vier Tagen wird es vor der Küste des Gazastreifens erwartet. Der Frachter hat nach Angaben der Ghaddafi-Stiftung 2000 Tonnen Medikamente und Nahrungsmittel geladen. Insgesamt seien 21 Menschen an Bord, darunter zwölf Besatzungsmitglieder.

Israel hatte zuvor erklärt, eine direkte Lieferung der Hilfen nach Gaza auf diplomatischem Wege gestoppt zu haben. Demnach hatte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman in den vergangenen Tagen wiederholt mit seinen Kollegen aus Griechenland und Moldova über den Frachter gesprochen. Die Regierung in Athen ließ sich von Libyen dann offenbar zusichern, daß das Schiff der Ghaddafi-Stiftung Kurs auf den ägyptischen Hafen El Arisch nimmt.

Der Geschäftsführer der Stiftung, Jussef Sawan, widersprach den israelischen Angaben allerdings. »Das Schiff steuert wie geplant Gaza an«, sagte Sawan am Samstag. An der Spitze der Ghaddafi-Stiftung steht der Sohn des libyschen Staatschef Muammar Al-Ghaddafi, Seif Al-Ghaddafi.

In einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte die israelische UN-Botschafterin Gabriela Schalev am Samstag gefordert, die libysche Hilfslieferung zu verhindern. Israel behalte sich sein Recht vor, das Schiff an der Verletzung der Blockade des Gazastreifens zu hindern, warnte Schalev.

* Aus: junge Welt, 12. Juli 2010


Zurück zur Gaza-Seite

Zur Israel-Seite

Zur Libyen-Seite

Zurück zur Homepage