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Bomben auf Gaza

Von Karin Leukefeld *

Am 27. Dezember 2008 begann die »Operation gegossenes Blei«. Genau zwei Jahre nach dem israelischen Angriff auf den Gazastreifen wird in der Region wieder von Krieg geredet. In der Nacht zum Sonntag töteten Grenzsoldaten Israels zwei junge Palästinenser. Diese sollen, wie ein Armeesprecher erklärte, versucht haben, Sprengsätze am Grenzzaun bei Chan Jounis zu deponieren. Die beiden Männer hätten den Al-Kuds-Brigaden, dem militärischen Flügel des Islamischen Dschihad, angehört. Von palästinensischer Seite wurde das bisher nicht bestätigt.

Vor und während der Weihnachtstage hatten Kampfflugzeuge mehrfach den Gazastreifen bombardiert. Am 18. Dezember starben dabei fünf, am Samstag zwei Männer. Außerdem wurde die Stromversorgung für weite Teile des Küstengebiets unterbrochen. Am Donnerstag hatten israelische Soldaten einen Hirten erschossen. Der Schäfer Salama Abu Hashish habe seine Herde auf eine Freifläche in der Nähe des Grenzübergangs Eres getrieben, dabei seien er und sein Begleiter beschossen worden, sagte ein Sanitäter. Der 22jährige sei in einem Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Sein Begleiter habe verwundet überlebt.

Heiligabend hatte Mahmud Zahar, ein hochrangiger Vertreter der regierenden Hamas, Israel aufgefordert, sich zurückzuhalten und seine Überfälle auf Gaza zu stoppen. Seine Organisation halte sich an den Waffenstillstand »mit den Besatzern«, versicherte Zahar. Der Oberkommandierende der israelischen Streitkräfte, Generalleutnant Gabi Aschkenasi, »warnte« davor, daß ein neuer Krieg jederzeit ausbrechen könne. Die Grenze zu Gaza sei »verletzlich«, und die Lage könne sich »rasch verschlechtern«, so Aschkenasi.

Berichten zufolge war es in der vergangenen Woche mehrfach zu Raketenattacken auf israelisches Gebiet gekommen. Am Dienstag schlug ein aus dem Gazastreifen abgefeuertes Geschoß in der Nähe eines Kindergartens in dem Kibbuz Zikkim ein. Dabei sei eine Mitarbeiterin durch Splitter leicht verletzt worden. Sowohl Israel als auch die palästinensischen Kämpfer sprechen von »Vergeltung« für Angriffe der jeweils anderen Seite. Dabei setzt die israelische Luftwaffe neben lasergesteuerten Raketen nun auch mit Abwehrsystemen ausgerüstete Spezialpanzer ein.

Ein Sprecher der Kassam-Brigaden, dem militärischen Flügel der Hamas, warf Israel vor, »mit dem Feuer zu spielen«. Die Kassam-Brigaden führten derzeit keine bewaffneten Aktionen durch, seien aber im Falle eines neuen Krieges vorbereitet. Sollten »die Besatzungstruppen uns auf die Probe stellen wollen, werden sie eine heftige Antwort bekommen. Wir warnen sie, es nicht zu versuchen und keine Fehler zu machen«. Hamas-Führungsmitglied Ismail Hanija wandte sich unterdessen mit einem Schreiben an die Vereinten Nationen und forderte Generalsekretär Ban Ki Moon auf, die Angriffe der israelischen Streitkräfte zu unterbinden. Die UN solle dafür sorgen, die Blockade gegen Gaza zu beenden und »Israel für seine Verbrechen an den Palästinensern bestrafen«.

Bei der dreiwöchigen Operation »Gegossenes Blei« waren zwischen dem 27. Dezember 2008 und dem 18. Januar 2009 1400 Palästinenser und 13 Israelis getötet worden. Tel Aviv weigert sich bis heute, den Goldstone-Bericht anzuerkennen, eine UN-Untersuchung des Gazakrieges.

* Aus: junge Welt, 27. Dezember 2010


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