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Annäherung im Pazifik

Fidschi normalisiert diplomatische Beziehungen

Von Thomas Berger *

Beinahe drei Jahre nach der gegenseitigen Ausweisung ihrer Botschafter wollen Fidschi auf der einen sowie Australien und Neuseeland auf der anderen Seite wieder volle diplomatische Beziehungen herstellen. Mit dieser in der vergangenen Woche nach einem Außenministertreffen in Sydney bekanntgegebenen Entscheidung frohlockt die Führung in Suva über ihren Erfolg, den beiden mächtigen Nachbarn ein Zugeständnis abgerungen zu haben. Die Regierungen Australiens und Neuseelands hatten die Absetzung von Premier Laisenia Qarase und dessen Kabinett durch das Militär des Inselstaates unter Führung von Armeechef Commodore Voreqe Bainimarama im Dezember 2006 kritisiert. Die angespannten Beziehungen erreichten einen Tiefpunkt, als Anfang November 2009 zunächst Fidschi die Chefdiplomaten Wellingtons und Canberras wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Gastlandes auswies und Australien sowie Neuseeland postwendend reagierten.

Bainimarama und seine Ge­treuen haben die weitgehende Isolation all die Jahre ausgesessen. Selbst die Suspendierung der Mitgliedschaften in Commonwealth und Südpazifikforum konnte den in Doppelfunktion als Armee- und Regierungschef agierenden Machthaber nicht bewegen, die für 2014 mit Wahlen angesetzte Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen vorzuziehen. Die Vorbereitungen auf die in zwei Jahren anstehende Abstimmung sind nun soweit fortgeschritten, daß die jetzige Rückkehr zu normalen Beziehungen den Gesichtsverlust für die beiden Großen etwas in Grenzen hält.

Der konservative Außenminister Neuseelands, Murray McCully, hatte unlängst in Suva bei einem Zusammentreffen mit seinem fidschianischen Kollegen Ratu Inoke Kubuabola den Boden für die jetzige Vereinbarung bereitet. Man erkenne die bisher geleisteten Fortschritte an, werde das Regime aber weiter kritisch beobachten, bemühte sich Australiens sozialdemokratischer Chefdiplomat Bob Carr um einen Bogenschlag zwischen Annäherung und Distanz. Um Kritiker der Normalisierung zu besänftigen, hebt Australien das bisher geltende Einreiseverbot nur für zivile Regierungsmitglieder Fidschis, nicht aber für Militärs wie Bainimarama auf.

In Suva hat derweil ein Gericht Expremier Qarase des Amtsmißbrauchs und der Korruption für schuldig befunden und zu einem Jahr Haft verurteilt

* Aus: junge Welt, Montag, 6. August 2012


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