Fidschi: Poker mit der Hoffnung
Militärmachthaber ohne Zeitplan für Rückkehr zur Demokratie
Von Thomas Berger *
Fidschis Militärmachthaber bleibt dem aktuellen Pazifikgipfel fern und zieht damit neue Kritik auf sich.
Dass ihm ziemlich egal ist, was die anderen denken, hat Voreqe Bainimarama mehr als einmal
deutlich gemacht. Diplomatische Töne sind nicht gerade die Stärke des Mannes, der im Dezember
2006 in einem unblutigen Putsch die gewählte Regierung Fidschis unter Premier Laisenia Qarase
stürzte und seither an der Spitze der Inselrepublik steht. Mit starker Hand regiert er das Land,
dessen umfangreiche Erneuerung er sich auf die Fahnen geschrieben hat.
Im Klartext bedeutet das für ihn Entmachtung der traditionellen Eliten, erbitterten Kampf gegen die
Korruption, effizientere Verwaltung und vor allem eine erfolgreiche Aussöhnung der beiden großen
Volksgruppen. Denn der Streit zwischen den polynesischen Alt-Fidschianern und der
indischstämmigen Minderheit, die immerhin 44 Prozent ausmacht, prägt nach wie vor die
Auseinandersetzungen.
Ob es tatsächlich etwas mit der für Frühjahr 2009 geplanten Rückkehr zu demokratischen
Verhältnissen wird, ist derzeit wieder einmal mit einem Fragezeichen versehen. Denn der Armeeund
Regierungschef ließ erneut durchblicken, dass er den Druck des Auslands hinsichtlich baldiger
Wahlen für falsch hält. Man brauche bis zu 15 Monate mehr Zeit, sagte er mit Blick auf notwendige
Überarbeitungen des Wahlsystems. Er nährte damit Spekulationen, er könnte sich auf seinen
ursprünglichen Zeitplan nach dem Putsch zurückziehen, wonach erst frühestens Mitte 2010 gewählt
werden würde.
Nur zu gern hätten ihm vor allem die Vertreter der großen Nachbarn Australien und Neuseeland
noch einmal direkt ins Gewissen geredet. Die Gelegenheit beim Pazifikgipfel vorige Woche ist
inzwischen aber vorbei, denn Bainimarama blieb dem Treffen der 16 Staats- und Regierungschefs
im Inselstaat Niue demonstrativ fern.
Die Kritik aus Canberra und Wellington angesichts der jüngsten Nachrichten hinsichtlich Fidschis
Fahrplan zur Demokratie ließ dennoch nicht auf sich warten und schloss auch die an den
ausbleibenden Gesprächen ein.
Angenehm wäre es für Bainimarama beim Gipfel nicht geworden, denn auch ein Vorfall vor wenigen
Tagen liegt den Nachbarn sowie der Opposition im eigenen Land noch schwer im Magen: Fidschis
Polizei hatte eine Journalistin der »Fiji Post« festgenommen und verhört, nachdem diese in einem
Beitrag über den möglichen Rücktritt von Finanzminister Mahendra Chaudhry geschrieben hatte. Die
Nachricht, der Spitzenmann der ethnisch gemischten sozialdemokratischen Fiji Labour Party solle
das Kabinett verlassen, hatte ein Geschäftsmann untermauert, der ebenfalls in Haft kam. Unter
anderem die Vereinigung der pazifischen Journalisten und »Reporter ohne Grenzen« verurteilten
den schweren Eingriff in die Pressefreiheit, die Bainimarama zu schützen versprochen hatte.
*Aus: Neues Deutschland, 25. August 2008
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