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Republik Fidschi

Wirtschaft und Geschichte der Republik Fidschi

Die Republik Fidschi ist ein Inselstaat im Südwest-Pazifik und liegt in der Kontaktzone zwischen Melanesien und Polynesien (östlich von Australien, genauer: nordöstlich von Neuseeland und südöstlich von Papua-Neuguinea). Der Staat besteht aus insgesamt 840 Inseln, davon 360 mehr oder weniger großen Inseln, von denen wiederum nur 105 bewohnt sind. Die Landfläche beträgt 18.272 qkm, das entspricht etwa der Größe Sachsens oder von Rheinland-Pfalz. Mehr als die Hälfte der Fläche wird von der Hauptinsel Viti Levu eingenommen (10.429 qkm) und beherbergt die Hauptstadt Suva. Die nächstgrößeren Inseln sind Vanua Levu (5.534 qkm) und Taveuni (435 qkm).

Die Amtssprache ist Englisch; die verbreitetsten Verkehrssprachen sind aber Indisch und Bauan (eine melanesische Sprache).

Fidschi hat 809.000 Einwohner (1998). Die ursprüngliche einheimische Bevölkerung besteht zu rund 50 Prozent aus Fidschianern, die der Abstammung und Sprache nach zu den Melanesiern, kulturell aber zu den Polynesiern zählen. Sie leben noch weitgehend in traditionellen Dorfgemeinschaften auf dem Land mit Dorf bzw. Inselhäuptlingen. Sie stellen außerdem den größten Teil der Landbesitzer und besitzen rund 80 Prozent des Bodens.

Die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe sind die Inder (rund 45 %). Deren Vorfahren wurden von der Briten Ende des 19./Anfang des 20. Jhs ins Land geholt, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Heute sind die Inder meist selbständige Bauern, die Pachtland bewirtschaften, oder aber es sind wirtschaftlich einflussreiche Händler in den größeren Städten (neben Suva noch Lautoka, Nadi, Labasa, Nausori). Daneben gibt es noch Minderheiten wie die Europäer, Rotumas und Chinesen.

Vor 20 Jahren war das Verhältnis zwischen Fidschi und Indern noch umgekehrt gewesen (Inder: fast 50 Prozent, Fidschi: 46 %). in den vergangenen Jahren haben aber viele Inder das Land verlassen - zum Teil als Folge der rechtlichen und politischen Bevorzugung der einheimischen Fidschi.

Wirtschaft

Der Primarsektor ist der beherrschende Wirtschaftssektor (ca. 25 % Anteil am BIP). Rund 40 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei. Manio, Reis, Bataten und Mais werden meist zum Eigenverbrauch angebaut. Wichtigster Exportartikel ist aber das Zuckerrohr. Daneben werden noch das Kokospalmenprodukt Kopra, Bananen, Ananas, Kakao und Zitrusfrüchte exportiert. Der Handel mit tropischen Edelhölzern spielt dagegen eine nur untergeordnete Rolle. Die Fischerei wird mit Hilfe japanischer Firmen betrieben (Fischereihafen in Lautoka); die USA haben sich durch ein Abkommen 1986 Fischereirechte erworben.

Die Bodenschätze Gold und Manganerz sind kaum der Rede wert. Die Nutzung der Wasserkraft (1983 wurde ein großes Kraftwerk in Betrieb genommen) hat geholfen, die Ölimportabhängigkeit etwas zu mindern. Im Verarbeitenden Gewerbe (ca 20 % BIP) dominiert die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Die Regierungen der Fidschi bemühen sich v.a. um Investoren aus Australien.

Der Tourismus trägt seit den 80er Jahren den größten Teil an den Deviseneinkünften des Landes bei. Jährlich besuchen über 250.000 Besucher die Inseln.

Die wichtigsten Handelspartnerländer sind Australien, Japan, Neuseeland, Singapur und die USA. Die Fidschi-Inseln gehören zu den AKP-Staaten (rund 70 Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifik) profitieren von den Garantiepreisen der EG (Lomé-Abkommen).

Geschichte

1874 wurden die Fidschi britische Kronkolonie; 1879 begann die Einwanderung indischer Zuckerrohrarbeiter. 1966 erhielt das Land die innere Autonomie; 1970 wurden sie unabhängiges Mitglied des Commonwealth und Mitglied der UNO.

Der erste Premierminister Ratu Sir Kamisese Mara (1970-1987), Vorsitzender der - konservativen - Alliance Party, versuchte - allerdings vergeblich - die sozialen Spannungen zwischen Indern und Fidschianern (Melanesiern) auszugleichen, wobei die Melanesier bestimmte Vorrechte erhielten. Im April 1987 erhielten die - indische - National Federation Party und die - ebenfalls indische - Fiji Labour Partei eine parlamentarische Mehrheit und stellt den Regierungschef (T. Bavadra, Fiji Labour Party). Bavadra erklärte den Beitritt der Fidschi zu den Blockfreien und schloss die Häfen für US-Kriegsschiffe mit Atomwaffen. Dessen Absicht, die Vorrechte der Melanesier abzubauen, stieß auf Widerstand und löste am 14. Mai 1987 einen - unblutigen - Putsch aus. Oberst Sitiveni Rabuka übernahm die Führung einer Militärregierung, die im Dezember desselben Jahres den früheren Generalgouverneur Sir Penaia Ganilau zum Statspräsidenten proklamierten. Premierminister wurde wieder Mara, Rabuka Innenminister. Schon im Oktober war die Republik ausgerufen worden (Fidschi daraufhin aus dem Commonwealth ausgeschlossen).

1990 trat Rabuka zurück. Es kündigte sich eine Öffnung des politischen Lebens an. Im Juli 1990 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, die 37 der insgesamt 70 Sitze für den melanesischen und 27 Sitze dem indischen Bevölkerungsteil reservierte (Den Rest sollten die anderen Ethnien erhalten.

1992 siegte die von Rabuka geführte Fijian Political Party (30 Sitze) bei den Parlamentswahlen. Rabuka bildete mit der indischen Fijian Labour Party (13 Sitze) eine Koalitionsregierung. Diese Regierung war nicht von langer Dauer. Rabuka schloss ein Bündnis mit der kleineren Partei General Voter´s Party (sie erhielt die Sitze, die für die sonstigen Ethnien reserviert sind).

1994 kam es zu vorgezogenen Neuwahlen (die neue Koalition hatte zuvor eine Abstimmungsniederlage im Parlament erlitten), aus denen die Fijian Political Party Rabukas wieder als stärkste Kraft hervorging (31 Sitze). Er verband sich abermals mit der GVP, die allerdings nur 4 der 6 für die Minderheitengruppen reservierten Sitze errang.

1999 wurde die Verfassung geändert. Die ethnisch begründete Sitzverteilung (Mehrheit der Sitze für Fidschi reserviert) wurde aufgehoben. Rabuka trug diese Änderung mit. Bei Neuwahlen 1999 ging der indischstämmige Premierminister Mahendra Chaudhry (National Federation Party) als Sieger hervor. Im Mai 2000 fand ein neuerlicher, von nationalistischen Fidschis getragener Putsch statt.

Quellen:
Brockhaus-Enzyklopädie, Bd. 7 (1988)
Brockhaus-Jahrbücher (1998 und versch. frühere Jahrgänge)
Dieter Nohlen: Lexikon Dritte Welt
Verf.: P. Strutynski

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