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Bainimaramas Stuhl wackelt

Wird Fidschis Putsch-Premier abgelöst?

Von Thomas Berger *

Knapp vier Jahre, nachdem er im pazifischen Inselstaat Fidschi in einem unblutigen Putsch die Macht an sich riss, regt sich gegen Commodore Voreqe »Frank« Bainimarama offenbar vermehrt interner Widerstand.

Das Verhältnis Fidschis zur Außenwelt ist gestört. Seine Mitgliedschaft im Südpazifikforum, dessen Mitbegründer es einst war, ist suspendiert und vor allem die Beziehungen zu den beiden großen Nachbarn könnten eisiger kaum sein. Schließlich waren es Australien und Neuseeland, die schon den Putsch selbst am schärfsten verurteilten und sich auch später rigoros gegen jeden Versuch des neuen Regimes in Suva wandten, internationale Anerkennung zu erlangen. Mehrfach wurden australische Diplomaten, Geschäftsleute und Journalisten ausgewiesen.

Bainimarama war nach dem Putsch im Dezember 2006 wohl egal, was die internationale Gemeinschaft von ihm halten mag. Nicht vor 2014 werden die nächsten Wahlen stattfinden und damit die Rückkehr zu zivilen Regierungsverhältnissen, so seine Botschaft. Nach außen hin hält der Commodore, der neben seinem Amt als Oberbefehlshaber der Streitkräfte auch noch als Premier dem Kabinett vorsteht, weiterhin die Zügel fest in der Hand. Intern allerdings, so die Spekulation in verschiedenen Medien aus der Region, wachse der Widerstand gegen ihn. So soll sich im mächtigen Militärrat inzwischen eine Fraktion in Stellung bringen, die aktiv seine Ablösung im Auge hat.

Da Bainimarama bei längeren Auslandsaufenthalten in China, Myanmar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten um Unterstützung für seine Regierung warb, hatten die Unzufriedenen gute Gelegenheit, entsprechende Strippen zu ziehen. Zunächst soll es offenbar darum gehen, Bainimaramas Machtbasis weiter zu schwächen, schreiben eine Zeitung auf Samoa und ein neuseeländisches Internetportal. Alles Unsinn und wilde Spekulationen, meinte der Sprecher des Putsch-Premiers in einer Stellungnahme. Oberst Pio Tikoduadua warnte sogar ausdrücklich all jene, die solche Gerüchte streuten und damit zu einer Destabilisierung des Landes beitrügen.

Der wichtigste Name im vermeintlichen Verschwörerkreis ist Ratu Tevita Uluilakeba. Der hohe Offizier, den viele nur Roko Ului nennen, kommandiert das mächtige und besonders gut ausgerüstete Dritte Bataillon und gehört dem Militärrat an. Damit nicht genug, verfügt der Sohn eines ehemaligen Staatsoberhauptes auch noch über exzellente familiäre Verbindungen – eine seiner Schwestern ist mit dem heutigen Präsidenten der Inselrepublik, die andere mit dem Innenminister verheiratet. Solche Kontakte hat Bainimarama nicht, er verlässt sich in erster Linie auf seine offiziell unangefochtene Stellung als Armeechef. Auch der Generalstaatsanwalt, der seinerzeit die Notstandsgesetze für den Putschführer verfasst hatte, soll entgegen anderslautenden Meldungen weiter im Amt sein. Dagegen haben der Polizeichef und der Finanzstaatssekretär ihre Ämter inzwischen aufgegeben.

* Aus: Neues Deutschland, 13. September 2010


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