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Geläuterte Putschisten

Fidschi: Viereinhalb Jahre nach dem Staatsstreich ist das Regime zerbrochen

Von Thomas Berger *

Noch mindestens drei Jahre will Commodore Voreqe »Frank« Bainimarama in Fidschi an der Macht bleiben. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2014 soll es Wahlen geben, um nach dem unblutigen Militärputsch Ende 2006 in dem südpazifischen Inselstaat wieder zu demokratischen Verhältnissen zurückzukehren. Ungeachtet aller Kritik aus dem In- und Ausland sowie diverser Sanktionen vor allem der beiden großen Nachbarn Australien und Neuseeland hält der Armee- und Regierungschef an seinem Kurs fest. Selbst jüngste Absetzbewegungen einstiger Getreuer haben ihn zunächst nicht merklich erschüttern können, doch die Gerüchteküche hat diese zum Brodeln gebracht.

Bei Brigadegeneral Pita Driti und Oberstleutnant Ratu Tevita Uluilakeba Mara, denen die Vorbereitung eines neuen Staatsstreichs unterstellt wird, handelt es sich nicht um irgendwelche Offiziere. Driti war bis Mitte Mai Anführer des Heeres, Mara Generalstabs­chef. Beide gehörten zu den engsten Mitverschwörern Bainimaramas, als dieser vor viereinhalb Jahren den damaligen Premier Laisenia Qarase stürzte. Schon unmittelbar in Zusammenhang mit dem Putsch werden ihnen Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt. Auch später sollen sich von ihnen befehligte Truppen an Übergriffen auf Zivilisten und der Gängelung kritischer Medien beteiligt haben.

Während Driti nun vor Gericht steht, setzte sich Mara ins Ausland ab und ist nun in fidschianischen Exilkreisen in Australien unterwegs. Demnächst will er auch in Neuseeland vor Vertretern der Diaspora sprechen, über den Visumsantrag soll in den nächsten Tagen entschieden werden. Die Regierung in Canberra ließ ihn jedenfalls einreisen, obwohl er als Putschist von 2006 auf einer Liste unerwünschter Personen stand. Strategen in Australien und Neuseeland wollen ihn aber offenbar als Gegenpol zum verhaßten Bainimarama aufbauen. Auch Tevita Mara, Sohn von Fidschis »Gründungsvater« Ratu Kamisese Mara, sähe sich selbst gern als personelle Speerspitze einer geeinten Opposition, auch wenn er in der vergangenen Woche gegenüber dem neuseeländischen Fernsehen beteuerte, nach einer Rückkehr der Heimat zur Demokratie kein politisches Amt anzustreben.

* Aus: junge Welt, 20. Juni 2011


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