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Zwei Präsidenten in Côte d’Ivoire

Weiter Streit um Wahlausgang: Sowohl Staatschef Gbagbo als auch Oppositionsführer Ouattara vereidigt

Der frühere südafrikanische Präsident Thabo Mbeki ist am Sonntag (5. Dez.) nach Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) gereist, um im Auftrag der Afrikanischen Union (AU) in dem westafrikanischen Land zu vermitteln. Die AU hatte am Samstag (4. Dez.) mitgeteilt, daß Mbeki mit der Mission betraut worden sei, durch Gespräche »eine rechtmäßige und friedliche Lösung« des gegenwärtigen Machtkampfs zu finden. Mbeki sollte nach Angaben aus ivorischen Diplomatenkreisen mit Staatspräsident Laurent Gbagbo und dessen Rivalen Alassane Ouattara zusammentreffen. Am Samstag hatten sich sowohl Gbagbo als auch Ouattara als Präsidenten des Landes vereidigen lassen.

Die Wahlkommission hatte am Donnerstag (2. Dez.) erklärt, Ouattara habe die Stichwahl am 28. November mit 54,1 Prozent der Stimmen gewonnen. Am Freitag jedoch erklärte der Verfassungsrat, der das Wahlergebnis anerkennen muß, Gbagbo über das Staatsfernsehen zum Gewinner der Wahl. Daraufhin kam es zu Protesten auf den Straßen. Wütende Jugendliche zündeten Autoreifen an, zerstörten Telefonzellen und rissen Plakate nieder.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon stellte sich auf die Seite Ouattaras und gratulierte diesem zur Wahl. Er verfolge den Streit um den Ausgang der Abstimmung mit »tiefer Besorgnis«, erklärte sein Büro am Samstag in New York. Ban rief die ivorische Bevölkerung erneut auf, Ruhe zu bewahren und geduldig zu sein. Die in Côte d’Ivoire stationierte Blauhelmtruppe UNOCI werde alles in ihrer Macht Stehende tun, »um Frieden und Sicherheit im Land zu bewahren«.

Es war die erste Wahl seit der Spaltung des Landes 2002. Den zumeist muslimischen Norden kontrollieren Rebellen, die Regierung herrscht im Süden. UN-Truppen sichern eine Pufferzone zwischen beiden Gebieten. Seit einer Friedensvereinbarung 2007 sind die Rebellen auch an der Verwaltung des Landes beteiligt.

(AFP/dapd/PL/jW)

* Aus: junge Welt, 6. Dezember 2010


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