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Romneys dubiose Kontakte

US-Medien decken Verbindungen zu Terrorhelfern in El Salvador auf

Von Harald Neuber *

Mitt Romney, der Kandidat der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahlen in den USA, hat ein Problem mehr: US-amerikanische Medien deckten indirekte Verbindungen zu rechtsextremen Todesschwadronen auf.

Bislang pflasterten nur verbale Ausrutscher Mitt Romneys Weg im Wahlkampf - nun kommen Leichen hinzu. Seit Mitte der 80er Jahre soll der republikanische Präsidentschaftskandidat enge Geschäftskontakte zu Clans aus El Salvador unterhalten haben, die Todesschwadrone aufbauten und das Land während des Bürgerkrieges (1979-1992) mit blutigem Terror überzogen.

Nach Berichten US-amerikanischer Medien warb Romney 1984 unter Mitgliedern der mittelamerikanischen Oberschicht Millionengelder für den privaten Finanzinvestor Bain Capital ein, bei dem er drei Jahre zuvor eingestiegen war und dem er bis 2002 treu blieb. Bei einem Treffen in einer Bank in Miami Mitte 1984 seien so 40 Prozent der nötigen Einlagen Romneys für Bain Capital gesichert worden, schreibt der Mitarbeiter der US-Tageszeitung »The Boston Globe«, Michael Kranish, in seinem jüngst erschienenen Buch »The Real Romney« (Der wahre Romney).

Mehrere Investoren hatten enge Kontakte zu rechtsextremen Todesschwadronen. Diese Killerkommandos ermordeten nach UNO-Schätzungen knapp 64 000 der insgesamt 75 000 Opfer des Bürgerkrieges.

Nach Angaben von Romneys damaligem Geschäftspartner Harry Strachan waren die kriminellen Kontakte der potenziellen Investoren schon früh ein Thema. Romney habe Bedenken wegen Zuflüssen aus dem Drogen- und Terrormilieu gehabt, sagte Strachan dem Buchautoren Kranish. Weil er für das neue Unternehmen aber dringend neue Investoren anwerben musste, warf er die Vorbehalte offenbar über Bord.

Bei einem Dinner 2007 in Miami anlässlich seiner damaligen Präsidentschaftskampagne erinnerte sich Romney dankend an die Geschäfte mit den »Amerikanern lateinamerikanischer Herkunft« - und er nannte mehrere Namen: Ricardo Poma, Miguel Dueñas, Pancho Soler, Frank Kardonski und Diego Ribadeneira. »Er hätte auch die Namen der Clans der De Sola und Salaverria nennen können«, schreiben Ryan Grim und Cole Strangler von der US-Onlinezeitung »Huffington Post«. Die Salaverria-Familie gehört zu den mächtigsten Großgrundbesitzern in dem mittelamerikanischen Land. Als die Regierung 1980 eine vorsichtige Landreform begann, reagierte der Clan mit dem Aufbau von Milizen. Ebenso wie die Familie Da Sola finanzierten die Salaverrias den Aufbau der ultrarechten ARENA-Partei, deren Gründer Roberto D'Aubuisson sich bis zu seinem Tod 1992 mit dem Terror der Todesschwadrone brüstete.

Als die Da Solas und Salaverrias 1982 erste Kontakte zu Romneys gerade entstehendem Finanzinvestor Bain Capital aufnahmen, waren bereits 35 000 Menschen dem rechten Terror zum Opfer gefallen. Die meisten waren Zivilisten, die zur Abschreckung ermordet wurden.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 16. August 2012


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