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US-Infos für Jagd auf Raúl Reyes

Ecuador: Untersuchungsbericht zu kolumbianischem Angriff auf FARC-Lager

Die USA haben laut einem ecuadorianischen Untersuchungsbericht den kolumbianischen Luftangriff auf ein Guerillalager im Nachbarland Ecuador im März 2008 unterstützt. Die damals auf dem Militärstützpunkt Manta im Südwesten Ecuadors stationierte US-Truppen haben die kolumbianische Seite mit Geheiminformationen versorgt, heißt es in dem am Donnerstag (10. Dez.) in Quito vorgestellten Bericht der zivilen Untersuchungskommission. Die Informationen hätten entscheidend dazu beigetragen, den stellvertretenden Kommandeur der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), Raúl Reyes, auf ecuadorianischem Territorium aufzuspüren und zu töten.

Verbindungen zwischen der ecuadorianischen Regierung von Präsident Rafael Correa und der FARC-Guerilla, wie sie von Kolumbien ins Spiel gebracht wurden, schlossen die Verfasser des Berichts aus. Sie konstatierten allerdings, daß frühere Regierungsmitglieder Kontakte zu FARC-Guerilleros unterhielten.

Führende kolumbianische Regierungsbeamte bestätigten inzwischen, so die Nachrichtenagentur AP, daß US-Aufklärungsflugzeuge die Informationen für die Militäraktion geliefert hätten. Dagegen sagte Martha Youth, Sprecherin der US-Botschaft, am Donnerstag, Washington weise jegliche Anschuldigungen kategorisch zurück. Aufgabe der Einheit auf dem Luftwaffenstützpunkt Manta sei allein der Kampf gegen den Drogenhandel gewesen.

Bei dem Angriff am 1. März 2008 waren insgesamt 25 Menschen getötet worden, überwiegend Kolumbianer, aber auch ein Ecuadorianer und vier Mexikaner. Ecuador brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien ab. Erst im November wurden sie auf der Ebene von Geschäftsträgern wieder aufgenommen. Der für zehn Jahre geschlossene Vertrag zwischen Ecuador und den USA über die Nutzung des Stützpunkts Manta lief im September aus und wurde von Quito nicht verlängert. Die USA schlossen die Basis offiziell am 18. September.

Ein Ende Oktober zwischen Wa­shington und Bogotá geschlossenes Abkommen ermöglicht den USA die Nutzung von mindestens sieben Militärstützpunkten in Kolumbien. Das Militärabkommen stieß in Lateinamerika auf heftige Kritik. Die venezolanische Regierung kündigte als Reaktion Ende Juli den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Bogotá an. (AFP/AP/jW)

* Aus: junge Welt, 12. Dezember 2009


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