Präsident Fernandez baut seine Macht aus
Partei der dominikanischen Befreiung siegte bei den Wahlen zu beiden Parlamentskammern
Von Hans-Ulrich Dillmann, Santo Domingo *
Bei den Parlamentswahlen in der Dominikanischen Republik konnte der amtierende Staatspräsident
Leonel Fernandez seine Macht weiter ausbauen. Seine Partei der dominikanischen Befreiung (PLD)
hat die Mehrheit im Senat und in der Deputiertenkammer errungen.
Selbst die meisten Kommunen in der Dominikanischen Republik werden künftig von Gefolgsleuten
der PLD regiert. Während die nach ihren Farben auch »Partido Morado« genannte »Lila Partei« im
Senat ihre Mehrheit auf 31 der 32 Sitze weiter ausbauen konnte, fehlt ihr im Unterhaus allerdings
rund ein Dutzend Mandate, um ohne Allianzen Gesetzesvorlagen durchbringen zu können. Erstmals
ist die sozialdemokratische Dominikanische Revolutionspartei (PRD) ohne Sitz im Senat. Die
rechtsgerichtete christlich-soziale Reformpartei (PRSC), die über Jahre hinweg die Geschicke des
Landes mit harter Hand bestimmte, konnte nur einen Sitz erobern.
Die oppositionellen Sozialdemokraten, zweitstärkste politische Gruppierung des Landes, gestanden
noch in den Morgenstunden des Montags ihre schwere Wahlniederlage ein. Nicht ohne jedoch den
Einsatz von staatlichen Stellen und Geldern während des Wahlkampfes durch die Regierungspartei
anzuklagen. Auch internationale Wahlbeobachter hatten diese Form der Klientelpolitik und die
unerlaubte Verwendung von Finanzmittel aus dem Staatshaushalt kritisiert. Die Sozialdemokraten
sind seit Jahren in zwei sich heftig bekämpfende Lager gespalten, die auch jetzt dafür gesorgt
haben, dass die Partei nicht ihr Wählerpotenzial ausschöpfen konnte. Außerdem hat es der
Präsident in den vergangenen Monaten geschafft, zahlreiche Sozialdemokraten an sich zu binden.
Leonel Fernandez, der seit 2008 das Land in seiner zweiten Amtszeit regiert, ist inzwischen der
unbestrittene Landeschef. Bereits in den Jahren 1996 bis 2000 war der 56-jährige Rechtsanwalt
Staatspräsident. Seine neoliberale Wirtschaftspolitik hat dem Land in den letzten Jahren ein
durchschnittliches Wachstum von fünf bis sieben Prozent beschert und macht es der Opposition
schwer, eigene politische Akzente zu setzen. Während der Bausektor boomt, seit einem Jahr eine
Metro die Stadt unterirdisch durchquert und an einer zweiten Strecke gebaut wird, ist der
Staatshaushalt allerdings chronisch defizitär. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen um rund
sechs Prozent. Wichtigste Einnahmequellen sind der Tourismus, die Lohnveredlungsfabriken in der
Freihandelszonen und die Überweisung der im Ausland lebenden Dominikaner, die rund 2,5
Milliarden US-Dollar ausmachen.
Vom Wohlstand kommt aber wenig bei den Armen des Landes an. Mehr als 40 Prozent der
Bevölkerung leben nach offiziellen Angaben pro Tag von rund 1,50 US-Dollar. Besonders um diese
Wählerstimmen hat die »Partido Morado« geworben. Doch verteilten Kandidaten aller Parteien
während der Wahlkampagne Reissäcke und andere Naturalien, manche brachten auch direkt
Geldscheine unters Volk. Sowohl die Oppositions- als auch die Regierungspartei warfen sich
gegenseitig wiederholt vor, Wahlausweise aufgekauft zu haben, um potenzielle Wähler der
gegnerischen Partei von den Urnen fernzuhalten.
Nur die Hälfte der sechs Millionen Wahlberechtigten eilte am vergangenen Sonntag in die
Wahllokale. Auch das zeigt, dass viele zwar unzufrieden mit der Politik des »kleinen Löwen« sind,
wie sich Leonel Fernandez gerne rufen lässt, aber keine Alternative bei anderen politischen
Gruppierungen sehen. Mindestens fünf Personen wurden am Wahltag bei Zusammenstößen
zwischen PLD- und PRD-Mitgliedern durch Schüsse tödlich verletzt.
* Aus: Neues Deutschland, 19. Mai 2010
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