Erst Razzia, dann Weltuntergang
Wunderheiler und Sektenführer Peter Brunck in der Dominikanischen Republik verhaftet / Dubiose "Gesundheitsakademie" hortete Waffenarsenal
Von Hans-Ulrich Dillmann, Santo Domingo *
Für das Jahr 2012 hatte Peter Brunck
eine Riesenkatastrophe angekündigt.
Der Erdball, prophezeite der Chef der
»Akademie für zukünftige Gesundheit
«, die er aus der Dominikanischen
Republik leitete, »reinigt sich kontinuierlich
von dem Unrat«. Zwar ging
für Brunck die Welt nicht unter, dafür
kam die Polizei, um ihn zu verhaften.
Nach einem einstündigen Schusswechsel
in einer Luxuswohnsiedlung
oberhalb des Touristenortes
Sosúa klickten die Handschellen,
nachdem ein halbe Hundertschaft
von Polizeibeamten versucht hatte,
das Gelände der »Academy for
Future Health« (AFFH) zu durchsuchen.
Bei der Aktion wurde ein
AFFH-Mitglied erschossen, drei
Polizisten verletzt. Der 61-Jährige
Brunck, sein Sohn und eine Frau
sitzen seitdem im Gefängnis.
»Satanische Sekte ausgehoben«
meldeten dominikanische Medien
bereits wenige Stunden nach der
Durchsuchungsaktion. Kurze Zeit
später flog sogar der Justizminister
des Landes ein. Francisco Domínguez
Brito und der Chef der
dominikanischen Polizei, José
Armando Polanco Gómez, präsentierten
vor laufenden Kameras
das Waffenarsenal, das auf dem
Gelände gefunden wurde: Maschinengewehre
mit Zielfernrohr,
zwei Granaten, Schnellfeuergewehre,
Pistolen, Pumpguns, Unmengen
an Munition sowie ein gepanzerter
Jeep. Man habe einer
gefährliche Sekte das Handwerk
gelegt, erklärte Minister Brito.
Brunck selbst nennt sich einen
Heiler, der sich der Schaffung einer
perfekten Persönlichkeit und
der Bekämpfung kosmischer
Strahlungen widmet. Ihm gehe es
um das spirituelle Wohl der Menschen.
Mit dem von ihm entwickelten
biologisch gesteuerten
Therapiecomputer »Mitos« könne
er Energiestörungen im Menschen
messen und »Vorstufen des Krebses
« beheben. Auf Seminaren in
den deutschsprachigen Ländern
warb der selbst ernannte
Wunderheiler um
Mitglieder für die AFFH
und versprach Kranken Genesung und Sinnsuchenden
eine neue Perspektive
im Leben – gegen hohe Seminarkosten
natürlich.
Nach dominikanischen
Polizeiangaben siedelte sich die AFFHSekte
im Jahr 2002 in Sosúa an. Der Küstenort
im Norden der Insel ist
besonders bei deutschen
Karibikurlaubern beliebt.
Auf einem der Hügel
in der Umgebung erwarb
Brunck ein 160 000 Quadratmeter großes Gelände
im Sosúa-Stadtteil Mulata für
sich und seine Anhänger. Um das
Gelände abzusichern, versuchte er
Zugänge zu blockieren und machte
sich damit auch Feinde in der
mehrheitlich deutschen Nachbarschaft.
Konflikte wurden auch vor
Gericht ausgetragen. Unterstützung
erhielt Brunck von einem
Anwalt, einem einflussreichen
Parteigänger der regierenden Partei
der Dominikanischen Befreiung.
Aber Wilson García wurde
2006 unter ungeklärten Umständen
ermordet. Im gleichen Jahr
schossen Unbekannte auch auf
Brunck, der seine Nachbarn dafür
verantwortlich machte. Seitdem
igelte sich die AFFH immer weiter
ein. Ihre Mitglieder trugen kugelsichere
Westen und bewaffnete
Wachmänner patrouillierten auf
dem Gelände.
Dass Peter Brunck ein Blender
sei und sich vor allem mit falschen
Titeln schmücke, thematisierten
deutsche Boulevardmedien schon
vor Jahren. Das Sat.1-Magazin
»Akte« berichtete wiederholt über
den obskuren deutschen Heilsversprecher
aus der Karibik, der
sich unberechtigterweise als Professor
bezeichne und Doktorentitel
in Natur- und Religionswissenschaften
trage, obwohl er nur
über einen Volksschulabschluss
verfüge und eine Gesellenprüfung
als Orthopädiemechaniker abgelegt
habe. Selbst Sohn Oliver hatte
sich vor Jahren von Brunck Senior
im Streit getrennt. In einem Interview
sagte er: »Mein Vater ist
hochkriminell und gefährlich.«
Seine Heilslehre sei erfundener
Blödsinn. »Sie hat einzig das Ziel,
mit den weiblichen Sektenmitgliedern
Sex zu haben.«
Möglicherweise werde Brunck,
so ist in dominikanischen Justizkreisen
inoffiziell zu hören, demnächst
als »unerwünschter Ausländer
« abgeschoben. Auf der
Webseite heißt es derzeit noch:
»Unser Werk ist getan, nun darf
jeder ernten, was er in seinem Leben
gesät hat.«
* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 07. November 2012
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