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Leben in Ruinen

Bahrain: Baufällige Unterkünfte für Tausende Arbeitsmigranten – Lösung nicht in Sicht

Von Suad Hamada, Manama (IPS) *

In Bahrain leben Tausende Migranten in Häusern, die von der Regierung als baufällig und unbewohnbar eingestuft werden. Doch die Wahrscheinlichkeit, daß die Betroffenen in nächster Zeit in sichere Unterkünfte umziehen werden, ist gleich null.

Nach den Volksaufständen in Tunesien und Ägypten sind auch in Bahrain die Menschen auf die Straße gegangen, um den Rücktritt der Regierung zu fordern. Sieben kamen dabei ums Leben. Seit dem 17. Februar sind zwar weitere Zusammenstößen auf dem Platz der Perle (Pearl Roundabout) zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften ausgeblieben. Dafür kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Sunniten und Schiiten.

Eine große Zahl Arbeitsmigranten lebt in Bruchbuden. So berichtet der Minister für Stadtentwicklung, Juma Al-Kaabi, daß sein Amt 2009 die Eigentümer von 250 Gebäuden aufgefordert habe, vor einer Weitervermietung umfangreiche Sanierungsarbeiten durchzuführen. Auch habe die Staatsanwaltschaft die Zerstörung von 80 Gebäuden angeordnet. »Würden alle zuständigen Stellen ihre Arbeit vernünftig tun und Kontrollen durchführen, müßten 90 Prozent aller Unterkünfte geschlossen werden.«

Nach offiziellen Angaben lebten 2009 rund 290000 ausländische Arbeiter in Bahrain, mehr als zwei Drittel in Manama und Muharraq, der zweitgrößten Stadt des Landes. Nach der im letzten Jahr durchgeführten Volkszählung, deren Ergebnisse im Februar vorgestellt wurden, kam es in den vergangenen neun Jahren zu einer regelrechten Zuwanderungswelle, durch die sich die Bevölkerung von 650000 Menschen 2001 auf 1,23 Millionen 2010 verdoppelte.

Die vielen Gastarbeiter, die inzwischen 54 Prozent der Bevölkerung stellen, sind vorwiegend im Niedriglohngewerbe als Bauarbeiter, Fabrikarbeiter und Verkäufer beschäftigt. Die meisten stammen aus asiatischen Entwicklungsländern wie Bangladesch, Indien und Pakistan.

Daß die Bewohner von Bruchbuden in naher Zukunft in bessere Wohnungen umziehen werden, hält Stadtrat Ali Al-Muqla für unwahrscheinlich. Die Unternehmer hätten keine 20 Dinar (etwa 53 US-Dollar) übrig, die sie monatlich für die Unterbringung eines Arbeiters in dem vom Staat erbauten Wohnheim für Migranten in Muharraq zahlen müßten. Der Bau weiterer von der Regierung angekündigter großer Auffanglager für insgesamt mehr als 600000 Migranten ist bisher nicht erfolgt.

* Aus: junge Welt, 8. März 2011


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