ASEAN übt Kritik an USA und Israel
Konferenz beriet primär über Nahost-Konflikt
Von Sebastian Maslow *
Im Zentrum der zweitägigen Sicherheitskonferenz des ASEAN Regional Forums (ARF) in Malaysia
stand der Nahost-Konflikt. Die USA–Position stieß dabei auf Kritik. Weit gehende Einigkeit herrschte
hinsichtlich Nordkoreas Atomprogramm.
Die politischen Schwergewichte waren fast alle versammelt. Am Donnerstag und Freitag trafen in
der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur die Außenminister der Mitgliedstaaten des ASEAN
Regional Forums (ARF) zusammen, darunter die Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Staaten
(ASEAN), die USA, China, Indien, Australien, Japan, Nordkorea und die EU. Im Mittelpunkt der
Gespräche standen die israelische Offensive im Libanon sowie das nordkoreanische
Atomprogramm.
Bereits vor der Konferenz kritisierte der Vorsitzende der ASEAN, Abdullah Ahmad Badawi, das
israelische Vorgehen scharf. Badawi, der gleichzeitig Ministerpräsident Malaysias ist, sagte, dass die
Entwicklungen im Nahen Osten eine Bedrohung für den internationalen Frieden und Sicherheit
darstellten. Die exzessiven militärischen Vergeltungsaktionen Israels in Libanon dürften durch die
ASEAN-Mitgliedsstaaten nicht toleriert werden, so Badawi am Dienstag vergangener Woche.
Auf heftigen Widerstand stieß daher die zurückhaltende Haltung der USA in der Nahost-Krise. USAußenministerin
Condoleezza Rice kündigte indes an, dass sie eine weitere Reise in die
Krisenregion plane, um in Verhandlungen eine Waffenruhe zu erwirken. Rice fügte jedoch hinzu,
dass eine solche Reise nur dann Sinn mache, wenn sie dauerhaften Frieden bringe.
Syed Hamid Albar, Außenminister Malaysias, meldete indes seine Zweifel an den Bemühungen
seiner US-amerikanischen Amtskollegin an Eine langfristige Lösung könnte nicht gefunden werden,
solange die Kämpfe im Libanon andauern würden, so Syed Albar gegenüber Journalisten. Malaysia
kündigte außerdem an, im Verlauf dieser Woche eine Sondersitzung der Organisation der
islamischen Konferenz (OIC) einzuberufen, um über die Krise im Nahen Osten zu beraten.
Geschlossen zeigte man sich indes in Gesprächen am Freitag über das nordkoreanische
Atomprogramm. In einem Treffen der Außenminister Japans, Chinas, Russlands, Südkoreas und der
USA – fünf der in den Sechs-Parteien-Gesprächen mit Nordkorea involvierten Länder – mit ihren
Amtskollegen aus Australien, Kanada, Indonesien, Malaysia und Neuseeland einigte man sich auf
eine Umsetzung der am 15. Juli im UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution, in der eine
Rückkehr Pjöngjangs an den Verhandlungstisch sowie ein Stopp der Raketentests gefordert werden.
USA-Außenministerin Rice rief die Führung in Pjöngjang dazu auf an den Verhandlungstisch der
Sechs-Parteien-Gespräche zurückzukehren: »Die Vereinigten Staaten sind bereit, jederzeit, an
jedem Ort, ohne Vorbedingungen die Verhandlungen wieder aufzunehmen«, so Rice. Eine der
zentralen Forderungen Nordkoreas ist jedoch die Aufhebung der finanziellen Sanktionen.
Washington fror die in der chinesischen Hafenstadt Macao deponierten Auslandskonten der
nordkoreanischen Führung ein. In Anbetracht der anhaltenden Kritik an den nordkoreanischen
Raketentests und der geschlossenen Haltung der Gipfelteilnehmer drohte Pjöngjang gar mit seinem
Austritt aus dem ASEAN Regional Forum. Neben den Vereinten Nationen ist das ARF das einzige
multilaterale Forum, dem Nordkorea als Mitglied beiwohnt.
In einer Erklärung forderten die Teilnehmer der ARF-Konferenz die Militärführung Burmas dazu auf
»konkrete Schritte zu unternehmen, die zu einem friedlichen Wandel hin zu einer Demokratie in der
nahen Zukunft« führen würden. Gleichzeitig wurde die Freilassung politischer Inhaftierter wie der
Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi gefordert. Rice kündigte eine UN-Resolution zur Verurteilung
der Menschenrechtssituation in Burma an.
* Aus: Neues Deutschland, 31. Juli 2006
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