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Das blaue Gold

Afrikanisches Wasser Netzwerk sagt Privatisierung den Kampf an

Von Haidy Damm, Nairobi *

Mehr als 1,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,4 Milliarden keine sanitären Anlagen, die diesen Namen verdienen. Der Zugang zu Wasser spielte auf dem Weltsozialforum in Nairobi eine herausgehobene Rolle.

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist eines der großen Probleme Afrikas. Seit rund zehn Jahren wird dieser erschwert durch Privatisierungen. Nutznießer sind meist europäische Unternehmen. Trotzdem preisen internationale Finanzinstitutionen und Regierungen die Privatisierung nahezu als Allheilmittel, Widerstand gegen diese Entwicklung gibt es bereits in verschiedenen Ländern.

Auf dem Weltsozialforum in Nairobi hat sich letzte Woche nun ein Netzwerk (African Water Network) gegründet. Rund 250 Aktivisten verschiedener Organisationen kamen zur Vorstellung der Ziele. »Heute feiern wir die Geburt eines neuen Netzwerkes, um Widerstand gegen den Diebstahl unseres Wassers zu leisten, morgen werden wir den freien Zugang zum Wasser für alle feiern«, so Virginia Setshedi von der »South African Coalition against Water Privatisation«.

Organisationen aus 40 afrikanischen Ländern sind bereits im Netzwerk aktiv. »Die Gründung dieses Netzwerkes soll Unternehmern und internationalen Finanzorganisationen zeigen, dass Afrika Widerstand leisten wird«, sagte Al Hassan Adam aus Ghana. »Wir fordern die Regierungen auf, den Zugang zu sauberem Trinkwasser durch effiziente öffentliche Versorgung sicherzustellen.«

In einem Fünf-Punkte-Programm stellte er die »nicht zu verhandelnden Grundsätze« vor. Das Netzwerk will gegen jede Art von Wasserprivatisierung kämpfen und die öffentliche Kontrolle und Beteiligung an Wasserressourcen erstreiten. Zudem hat es angekündigt, gegen jede Form von »water prepaid meters« (Wasservorabzahlungen) vorzugehen. Diese Form der Privatisierung ist besonders im südlichen Afrika beliebt. Hier müssen Nutzer das Wasser bezahlen, bevor sie es nutzen. Das führt häufig dazu, dass es kein Wasserzugang mehr gibt, wenn gerade kein Geld da ist.

So gibt es auch in Südafrika seit einigen Jahren Widerstand gegen die Privatisierung. In den schwarzen Townships wurde nach Angaben des Antiprivatisierungsforums Südafrika bereits rund 10 Millionen Menschen das Wasser abgestellt. Rund zwei Millionen Südafrikaner wurden aus ihren Häusern vertrieben, nachdem sie sich wegen der hohen Wasserrechnungen verschuldet hatten. Im südafrikanischen schwarzen Township Fort Beaufort beispielsweise stiegen die Wasserpreise um 600 Prozent.

Ein weiteres Ziel des Netzwerkes ist es, den Zugang zu sauberem Trinkwasser als Verfassungsgrundsatz festlegen zu lassen. »Wasser ist Allgemeingut und ein Grundrecht jedes Menschen«, so ein Aktivist auf der abschließenden Versammlung der Sozialen Bewegungen des Weltsozialforums.

Projekte zur Privatisierung von Wasser gibt es überwiegend im frankophonen Afrika, zum Beispiel in Côte d'Ivoire, Guinea sowie Senegal. Doch auch in Ghana, Mosambik, Tansania und in Südafrika wird eifrig privatisiert. Die beiden Marktführer SAUR und Vivendi sind mittlerweile zu großen multinationalen Unternehmen aufgestiegen. Beide kommen aus Frankreich. »In den vergangenen zehn Jahren haben die Unternehmen nicht eine ihrer Zusagen eingehalten. Wasserleitungen werden nicht repariert, allein die Wasserrechnung steigt stetig, in vielen Städten führt das dazu, dass Menschen von der Wasserversorgung ausgeschlossen sind, weil ihnen das Wasser einfach abgedreht wird«, so Al Hassan. Grund genug, Widerstand zu leisten.

* Aus: Neues Deutschland, 30. Januar 2007


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