Darfur überschattet afrikanischen Gipfel
AU-Präsidentschaft für das laufende Jahr übernahm Ghana – Sudan wurde übergangen
Das Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba hat am
29. Januar 2007 mit einem herben politischen Rückschlag für die sudanesische Regierung begonnen.
Die AU-Präsidentschaft für das laufende Jahr wurde nach offiziellen
Angaben der westafrikanischen Republik Ghana anvertraut – und nicht Sudan. UNO-Generalsekretär
Ban Ki Moon plädierte ebenso wie AU-Kommissionspräsident Alpha Oumar Konaré
für den schnellen Einsatz internationaler Truppen in der westsudanesischen Krisenregion Darfur. Die
USA sind nach Angaben ihrer Afrika-Beauftragen Jendayi Frazer bereit, beim Transport von
Friedenstruppen der AU nach Somalia zu helfen.
Die Afrikanische Union überging den Wunsch Sudans, die Organisation turnusgemäß in diesem Jahr
zu leiten. Statt dessen wurde Ghanas Staatschef John Agyekum Kufuor zum AU-Präsidenten
bestimmt. Da die Regierung in Khartum im Darfur-Konflikt als einer der Kriegstreiber gilt, hatten sich
viele der 53 Mitgliedsstaaten dagegen gewehrt, sie mit dem AU-Vorsitz zu betrauen. Der
sudanesische Präsident Omar al-Baschir hatte allerdings vor der entscheidenden Beratungsrunde
gesagt, es sei »kein Problem«, wenn die Präsidentschaft nicht an Sudan gehe.
UNO-Generalsekretär Ban betonte die »zentrale Bedeutung« einer Partnerschaft zwischen UNO
und AU für die gemeinsame Stationierung von Truppen in Darfur. »Wir müssen gemeinsam daran
arbeiten, die Gewalt und die Politik der verbrannten Erde zu beenden«, sagte Ban. AU-Kommissionspräsident
Konaré forderte die sudanesische Regierung und die Rebellen auf, die
Bombardierungen und Massaker in der Region zu beenden. In Darfur bekämpfen sich seit dem
Frühjahr 2003 regierungsnahe Milizen und Rebellen. Nach Schätzungen der UNO kamen seitdem
rund 200 000 Menschen ums Leben. Khartum akzeptierte im Dezember technische und materielle
Hilfe für die AU-Friedensmission in dem Land, lehnte aber bisher den Einsatz von UNOBlauhelmsoldaten
ab.
Die USA erklärten derweil ihre Bereitschaft, beim Truppentransport nach Somalia zu helfen. Die
USA hätten darüber mit der AU-Spitze und mit dem Truppensteller Uganda gesprochen, sagte die
Afrika-Beauftrage des USA-Außenministeriums, Frazer, kurz vor der Eröffnung des Gipfels in Addis
Abeba. Konaré warnte vor einem Abgleiten Somalias ins Chaos, wenn nicht schnell Schutztruppen
der AU stationiert würden. »Wir brauchen 8000 Soldaten«, sagte er. Zur Beilegung der gewaltsamen
Unruhen in Somalia haben Uganda, Nigeria und Malawi Friedenstruppen zugesagt. Somalia hatte
seit dem Sturz des Machthabers Siad Barre 1991 keine funktionierende Zentralregierung mehr.
* Aus: Neues Deutschland, 30. Januar 2007
Zurück zur Afrika-Seite
Zur Sudan-Seite
Zurück zur Homepage