Bombenanschlag auf Bus: 25 Tote
Zivilisten starben bei verheerendem Attentat im Südwesten Afghanistans *
Bei einem Bombenanschlag im Südwesten Afghanistans sind 25 Zivilisten
ums Leben gekommen.
Wie das afghanische Innenministerium in Kabul mitteilte, explodierte der
Sprengsatz an einer Straße in der Provinz Nimros am Mittwoch (28. Juli), als ein
voll besetzter Bus vorbei fuhr. Die NATO verwies darauf, dass in den
vergangenen Monaten die Aufständischen im Land weitaus mehr Zivilisten
getötet hätten als die ISAF-Truppen.
Bei dem Anschlag im Bezirk Delaram seien 25 Menschen getötet und mehr
als 20 weitere verletzt worden, erklärte das afghanische
Innenministerium. Der Sprengsatz war offenbar an der Straße platziert
worden, weil dort am Mittwochmorgen ein Konvoi der NATO-Truppe ISAF
vorbeifahren sollte. Nach dem Anschlag hätten ausländische Soldaten
geholfen, die Verletzten abzutransportieren.
Das US-Forschungsinstitut National Bureau of Economic Research
veröffentlichte in diesem Monat einen Bericht, für den es mehr als 4000
Todesfälle von Zivilisten in Afghanistan in einem Zeitraum von 15
Monaten untersucht hatte. Demnach verstärken zivile Opfer den Widerstand
gegen die afghanische Regierung und ihre ausländischen Verbündeten.
Verpflichtende Regeln zur Vermeidung ziviler Opfer führten hingegen zu
einem Rückgang der Angriffe von Aufständischen. [Siehe Kasten]
Die Veröffentlichung Tausender US-Geheimdokumente zum
Afghanistan-Einsatz gefährdet nach einem Pressebericht Hunderte
Informanten der NATO-Truppen in dem Land. Nur kurze Recherchen in den
auf der Website WikiLeaks veröffentlichten Akten genügten, um Dutzende
Namen von Afghanen zu finden, die den USA und ihren Alliierten
detaillierte Informationen geliefert hätten, berichtete die britische
Zeitung »The Times« am Mittwoch. In einem Dokument aus dem Jahr 2008
werde etwa ein ausführliches Gespräch mit einem Taliban-Kämpfer
wiedergegeben, der zu den Alliierten überlaufen wolle und auch die Namen
anderer solcher Kandidaten nenne.
Unterdessen hat der US-Kongress zusätzliche Milliarden für den
Afghanistankrieg freigegeben. Das Repräsentantenhaus stimmte einer
Budgeterhöhung um 33 Milliarden Dollar zu.
Das Votum des Parlaments erfolgte mit 308 zu 114 Stimmen. Die größte
Zustimmung für die weiteren Finanzmittel kam aus den Reihen der
oppositionellen Republikaner. Mehr als 100 Abgeordnete von Präsident
Barack Obamas Demokraten votierten gegen das insgesamt 59 Milliarden
Dollar schwere Gesetz, das auch andere Zusatzausgaben vorsieht - zum
Beispiel für den Irakkrieg oder für Finanzhilfen an Haiti.
* Aus: Neues Deutschland, 29. Juli 2010
The Effect of Civilian Casualties in Afghanistan and Iraq
Luke N. Condra, Joseph H. Felter, Radha K. Iyengar, and Jacob N.
Shapiro
How are insurgents able to mobilize the population to fight and withhold
valuable information from government forces? More specifically, what
role does government mistreatment of non-combatants play? We study these
questions by using uniquely-detailed micro-data from Afghanistan and
Iraq to assess the impact of civilian casualties on insurgent violence.
By comparing the data along temporal, spatial, and gender dimensions we
are able to distinguish short-run 'information' and 'capacity' effects
from the longer run 'recruiting' and 'revenge' effects. In Afghanistan
we find strong evidence for a revenge effect in that local exposure to
ISAF generated civilian casualties drives increased insurgent violence
over the long-run. Matching districts with similar past trends in
violence shows that counterinsurgent-generated civilian casualties from
a typical incident are responsible for 6 additional violent incidents in
an average sized district in the following 6 weeks. There is no evidence
of short run effects in Afghanistan, thus ruling out the information and
the capacity mechanisms. Critically, we find no evidence of a similar
reaction to civilian casualties in Iraq, suggesting insurgents'
mobilizing tools may be quite conflict-specific. Our results show that
if counterinsurgent forces in Afghanistan wish to minimize insurgent
recruitment, they must minimize harm to civilians despite the greater
risk this entails.
This paper is available online for purchase. -
http://www.nber.org/papers/w16152
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