Über 3.500 zivile Opfer im Afghanistan-Krieg / 3,500 Civilians Killed in Afghanistan by U.S. Bombs
Marc W. Herold, Wirtschaftsprofessor der Universität von New Hampshire hat Belege zusammengetragen / according to a study to be released December 10 by Marc W. Herold
Nachfolgende Informationen in deutscher und englischer Sprache. Die Original-Pressemitteilung der Universität in New Hampshire wurde uns von der Juristenvereinigung "Lawyers Against The War" zugemailt.
Dass in modernen Kriegen die Zahl der zivilen Opfer diejenige der getöteten Soldaten übersteigt - Mary Kaldor spricht in ihrem neuesten Buch von einer Relation von 8 zu 1, UNICEF gar von 90 Prozent Zivilopfern - ist inzwischen eine Binsenweisheit. Dass Krieg führende Staaten mit Informationen über getötete Zivilisten der gegnerischen Seite stets sehr sparsam umgehen, gehört ebenfalls zum Erfahrungswissen jedes aufgeklärten Zeitgenossen. Der Afghanistan-Krieg macht hier keine Ausnahme. Im Gegenteil: Selten ist die Öffentlichkeit über die wahren Ausmaße des US-Bombenkriegs so im Unklaren geblieben wie dieses Mal.
Es ist das Verdienst von Marc W. Herold, einem Professor für Wirtschaft, Internationale Beziehungen und Frauenforschung an der Universität von New Hampshire, in das Dunkel der fehlenden Berichterstattung über die Opfer des Afghanistan-Krieges ein wenig Licht gebracht zu haben. Am 10. Dezember 2001 veröffentlichte er in der amerikanischen Radio- und TV-Show "Democracy Now!" eine Studie über die zivilen Todesopfer des Krieges. Das wichtigste Ergebnis seiner Nachforschungen: In den zwei Monaten vom 7. Oktober bis einschließlich 6. Dezember starben mindestens 3.500 Zivilisten an den Folgen der Bombenangriffe.
Marc W. Herold hat über die zivilen Opfer seit dem 7. Oktober jede Menge Daten zusammengetragen, indem er Informationen von Nachrichtenagenturen, großen Zeitungen und Augenzeugenberichten auswertete. Als Motiv für seine Nachforschungen gab er an: "Ich entschloss micht zu dieser Studie, weil ich vermutete, dass die modernen Waffensysteme nicht halten, was sie versprechen. Ich war besorgt darüber, dass es beträchtliche zivile Opfer infolge der Bombardierungen geben würde, und ich konnte einige Hinweise auf Opfer in der ausländischen Presse, aber kaum eine Erwähnung in der US-Presse finden."
Tag für Tag, seit dem Beginn der Bombardierungen am 7. Oktober, listet Harold die Zahl der Toten, die Orte des Geschehens, die eingesetzten Waffen sowie die jeweiligen Informationsquellen auf. So starben etwa gleich am ersten Tag des Krieges mindestens 39 Menschen, darunter 22 bis 25 infolge von Bombeneinschlägen in Privathäusern in Kabul, 4 Menschen in Kandahar, 9 in Herat und noch einmal 4 in Dschalalabad. Von mehr als 300 zivilen Todesopfern in verschiedenen Städten und Dörfern ist die Rede am 10. Oktober und am 11. Oktober bombardierten US-Jets das Bergdorf Karam, das aus etwa 60 Lehmhütten besteht. Dabei wurden zwischen 100 und 160 Menschen getötet. - Diese Beispiele mögen genügen. Die vollständige Liste kann im Internet eingesehen werden unter
http://pubpages.unh.edu/~mwherold/.
Marc W. Herold hat sich bemüht, nach Möglichkeit die Zahlen über die zivilen Opfer zu überprüfen. Er griff dabei auf indische Zeitungen zurück, besonders auf The Times of India, auf dre pakistanische Tageszeitungen, die Singapur-Nachrichten, auf britische, kanadische und australische Zeitungen, auf die Afghanische Islamische Presseagentur, die französische Agentur AFP, den Pakistanischen Nachrichtendienst, Reuters, BBC, Al Dschasira sowie auf verschiedene andere seriöse Quellen einschließlich den Vereinten Nationen und anderen Hilfsorganisationen.
Das US-Verteidigungsministerium hat wiederholte Male Berichte über zivile Opfer in Afghanistan dementiert und die meisten US-Medien haben ihre Berichte unter den generellen Vorbehalt gestellt, das solche Berichte "von unabhängiger Seite nicht bestätigt wurden". Doch Professor Herold war in der Lage, eine Bestätigung für die Zahl der Opfer zu erhalten. Er behauptet, dass sich die Zahl der zivilen Opfer den 4.000 annähert. Sein Kommentar: "Die Menschen sollen wissen, dass es einen menschlichen Preis für den Krieg gibt und dass dies ein Krieg mit Tausenden von Opfern ist." Hinzu kommt nach seinen Worten, dass es sich bei den Opfern um "arme Menschen" handelte, die "absolut nichts zu tun haben mit den Ereignissen vom 11. September."
Peter Strutynski, auf der Grundlage einer Mitteilung der amerikanischen Sektion der Rechtsanwälte gegen den Krieg vom 11. Dezember 2001.
3,500 Civilians Killed in Afghanistan by U.S. Bombs
Durham, NH - More than 3,500 civilians have been killed in Afghanistan by
U.S.
bombs, according to a study to be released December 10 by Marc W.
Herold,
Professor
of Economics, International Relations, and Women's Studies at the
University
of New Hampshire. Professor Herold will announce his findings on Monday,
December
10 in a discussion with award-winning journalist, Amy Goodman of
Democracy
Now! in Exile's War and Peace
Report (http://www.democracynow.org).
Professor Herold has been gathering data on civilian casualties since
October 7 by culling information from news agencies, major newspapers,
and
first-hand accounts.
"I decided to do the study because I suspected that the modern weaponry
was
not what it was advertised to be. I was concerned that there would be
significant civilian
casualties caused by the bombing, and I was able to find some mention of
casualties in the foreign press but almost nothing in the U.S. press,"
said
Herold. Herold's data will be available at
http://pubpages.unh.edu/~mwherold/.
For each day since October 7, when the U.S. bombing of Afghanistan
began, he
lists the number of casualties, location, type of weapon used, and
source(s)
of information.
Following are several examples from his daily calculations:
-
On October 11, two U.S. jets bombed the mountain village of
Karam,
comprised of 60 mud houses, during dinner and evening prayer time,
killing
100-160 people. Sources: DAWN, (English language Pakistani daily
newspaper),
the Guardian of London, the
Independent, International Herald Tribune, the Scotsman, the Observer,
and
the BBC News.
-
On October 13, in the early morning, an F-18 dropped 2,000 lb.
JDAM bombs
on the Qila Meer Abas neighborhood, 2 kms. South of the Kabul airport,
killing four people. Sources: Afghan Islamic Press, Los Angeles Times,
Frontier Post, Pakistan Observer,
the Guardian of London, and the BBC News.
-
On October 31, in a pre-dawn raid, an F-18 dropped a 2,000 lb.
JDAM bomb
on a Red Crescent clinic, killing 15 - 25 people. Sources: DAWN, the
Times
of London,
the Independent, the Guardian, Reuters, Associated Press, and Agence
France
Presse.
Professor Herold has sought whenever possible to cross-corroborate
accounts
of civilian casualties. He relied upon Indian newspapers, especially The
Times of India; three Pakistani daily newspapers; the Singapore News;
British, Canadian, and Australian newspapers; Afghan Islamic Press;
Agence
France Press; Pakistan News Service; Reuters; BBC News Online; Al
Jazeera;
and a variety of other reputable sources, including the United Nations
and
other relief agencies.
The Pentagon has repeatedly denied reports of civilian casualties in
Afghanistan, and most U.S. media outlets have qualified their reports of
casualties with the statement "could not be independently confirmed."
But
Professor Herold has been able to confirm the number of casualties, and
has
found that the number is climbing toward 4,000. "People have to know
that
there is a human cost to war, and that this is a war with
thousands of casualties," said Herold. "These were poor people to begin
with, and, on top of that, they had absolutely nothing to do with the
events
of September 11."
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