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Chronik des Krieges gegen Afghanistan

Juli 2003

Juli 2003
  • Deutschland und Pakistan wollen sich gemeinsam für eine Verbesserung der Sicherheitslage in Afghanistan einsetzen. Dies sei für die Stabilität in der Region notwendig, unterstrichen der pakistanische Präsident Pervez Musharraf und Bundesaußenminister Joschka Fischer am 1. Juli bei einem Gespräch in Berlin, wie es aus deutschen Teilnehmerkreisen hieß.
    Der afghanische Guerillaführer Gulbuddin Hekmatjar hat auf einem Video zum Kampf gegen die internationalen Truppen in Afghanistan aufgerufen. In dem auf einer CD gespeicherten Video, das am 1. Juli beim pakistanischen Büro der Nachrichtenagentur AP einging, sagt der vor über einem Jahr in den Untergrund abgetauchte Kriegsherr: "Ich rufe alle afghanischen Gruppen auf, unsere Meinungsverschiedenheiten zu vergessen und die fremden Truppen zu vertreiben."
    Ein Selbstmordattentäter ist bei der vorzeitigen Explosion eines Sprengsatzes in der Nähe des deutschen ISAF-Stützpunktes bei Kabul ums Leben gekommen. Die Bombe ging am Abend des 1. Juli auf dem Pul-i-Schakri-Markt rund zwölf Kilometer östlich vom Zentrum der afghanischen Hauptstadt hoch, sagte der Polizeichef von Kabul. Außer dem Attentäter habe es keine Opfer gegeben. Welches Ziel der Mann im Visier hatte, sei noch unklar. Der Pul-i-Schakri-Markt befindet sich in der Nähe eines Trainingslagers der afghanischen Armee und des Hauptstützpunktes der internationalen Schutztruppe ISAF, dem Camp Warehouse.
  • Verteidigungsminister Peter Struck hat sich in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa für eine Ausweitung des Bundeswehreinsatzes über Kabul hinaus ausgesprochen. "Meine feste Überzeugung ist, dass das Land nur zu Demokratie und Stabilität geführt werden kann, wenn auch die Provinzen weiter stabilisiert werden, sagte Struck laut einem Bericht in der Frankfurter Rundschau am 6. Juli in Berlin. Dafür wäre ein neues Mandat des Bundestags erforderlich. Da es im Jahr 2004 Wahlen geben solle, müsste es Orte außerhalb von Kabul geben, "an denen mit Hilfe von Wiederaufbauteams die Zentralgewalt installiert wird. Denn alleinieg Befugnisse nur für den Hauptstadtbereich reichen nicht aus."
    Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (6. Juli) soll sich die Bundeswehr bereits gegen das ursprünglich vorgesehene Herat im Westen des Landes als Basis für eine deutsche Stabilisierungstruppe ausgesprochen haben. Geprüft werde ein Einsatzgebiet nördlich von Kabul. Ein Ministeriumssprecher dementierte die Meldung. Alles sei offen.
  • Zwei niederländische Soldaten sind bei einer Explosion nördlich von Kabul verletzt worden. Sie waren am 4. Juli auf Patrouille, als sich die Explosion ereignete. Die Ursache wurde noch untersucht, wie ein Sprecher der internationalen Friedenstruppe am 5. Juli mitteilte. Vermutlich habe es sich um eine alte Mine gehandelt, wie sie noch vielfach in Afghanistan nach den vielen Kriegsjahren vergraben sind. Ein Soldat sollte zur Behandlung ausgeflogen werden
    US-Truppen in Afghanistan haben ihre Suche nach Talibankämpfern und Mitgliedern des Terrornetzwerks El Kaida verstärkt. Im Südosten des Landes in den Provinzen Paktia und Chost sei vor zwei Tagen die Operation "Haven Denial" ("Verwehrung der Zuflucht") gestartet worden, sagte ein US-Armeesprecher am 4. Juli. Ziel des Einsatzes sei, dem "Wiederaufflammen des Terrorismus" und Angriffen auf Hilfsorganisationen, Truppen und Material der Alliierten vorzubeugen sowie den Angreifern Rückzugsmöglichkeiten zu nehmen. Genaue Angaben über die Zahl der eingesetzten Soldaten machte der Sprecher nicht; es sei ein Einsatz "mittlerer Größe".
  • Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" will aus dem Verteidigungsministerium erfahren haben, dass die Zahl der in Afghanistan stationierten Elite-Soldaten vom Kommando Spezialkräfte (KSK) deutlich reduziert werden soll. Ein Sprecher des Ministeriums betonte am 5. Juli dagegen, es würden keinerlei Informationen zu dieser Frage erteilt. Das Blatt berichtet in einer Vorabmeldung vom 5. Juli unter Berufung auf das Ministerium, dass man in der Führung der Bundeswehr derzeit nur noch geringen Bedarf für die speziellen Fähigkeiten der rund 100 am Hindukusch stationierten KSK-Soldaten sieht. Nur noch wenige Kämpfer der Taliban und der Terrororganisation El Kaida versteckten sich abseits in schwer zugänglichen Höhlen, heiße es in der Bundeswehrführung. Deshalb seien Spezialoperationen mit deutscher Beteiligung unwahrscheinlich geworden.
    Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat sich für eine Verstärkung des internationalen Engagements in Afghanistan über die Hauptstadt Kabul hinaus ausgesprochen. "Meine feste Überzeugung ist, dass das Land nur zu Demokratie und Stabilität geführt werden kann, wenn auch die Provinzen weiter stabilisiert werden", sagte Struck in einem Gespräch mit der Deutschen Presse- Agentur (dpa) am 5. Juli in Berlin. Über eine Beteiligung der Bundeswehr an den dafür notwendigen so genannten regionalen Wiederaufbauteams müsse das Parlament entscheiden, sagte Struck. Der SPD-Politiker, der am 19. Juli ein Jahr im Amt sein wird, sagte: "Wenn die Bundesregierung entscheidet, sich weiter zu engagieren, ist dafür ein neues Bundestagsmandat erforderlich." Die Bedingungen dafür müssten jetzt geklärt werden. Dazu werde er den Ratschlag der militärischen Führung und den Bericht des Erkundungsteams abwarten, das kürzlich aus Afghanistan zurückgekehrt war. Die Regierung will im Frühherbst entscheiden.
  • Bei jüngsten Kämpfen zweier verfeindeter Milizen im Norden Afghanistans sind nach Angaben der Vereinten Nationen sechs Menschen ums Leben gekommen. Beide Parteien hätten inzwischen einer Waffenruhe zugestimmt, sagte ein UN-Sprecher am 6. Juli in Kabul. In der Stadt Masar-e-Scharif habe man Verhandlungen mit beiden Miliz-Kommandanten aufgenommen. Nach verschiedenen Angaben sind bei Kämpfen verfeindeter Gruppen im Norden Afghanistans seit Anfang vergangenen Jahres fast 550 Milizangehörige und Zivilisten getötet worden.
  • In Kabul kam es am 8. Juli zu heftigen Protesten vor der pakistanischen Botschaft, nachdem bekannt geworden war, dass pakistanische Truppen auf afghanisches Territorium vorgedrungen waren, um angeblich gegen Anhänger des Taliban-Regimes und von Al Kaida vorzugehen. Dabei waren mehrere afghanische Soldaten verletzt worden. Bei der Demonstration vor der pakistanischen Botschaft kam es zu Übergriffen, in deren Verlauf drei Demonstranten und zwei Polizisten verletzt wurden. Nach Polizeiangaben seien Fensterscheiben der Botschaft eingeworfen worden. Afghnaistans Präsident Karzai entschuldigte sich bei seinem pakistanischen Amtskollegen Musharraf für die Ausschreitungen.
  • Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) will den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bis mindestens Ende 2004 verlängern. Die deutschen Soldaten würden erst abgezogen, wenn die Vereinten Nationen das Mandat für die internationale Friedenstruppe ISAF beendeten, sagte Struck am 9. Juli der "Berliner Zeitung". "In der Konsequenz bedeutet das, dass wir das Mandat des Bundestags, das im Dezember ausläuft, um mindestens ein Jahr verlängern werden." Ewig dürfe die Bundeswehr aber nicht in Afghanistan bleiben. "Das Hauptmotiv für unsere Präsenz ist es, einen Staat aufzubauen, der nicht Ausgangspunkt für Terrorismus ist", sagte Struck.
  • Der russische Verteidigungsminister Sergej Iwanow hat der afghanischen Regierung weitere Militärhilfe zugesagt. Beim Besuch des afghanischen Verteidigungsministers Mohammed Fahim in Moskau stellte Iwanow am Abend des 11. Juli die Lieferung von 100 Militärfahrzeugen in Aussicht. Ausrüstungen für den Flugverkehr sowie Kommunikationstechnik würden dieser Sendung im Herbst folgen. Afghanistan solle in die Lage versetzt werden, eine funktionsfähige nationale Streitmacht aufzubauen, sagte Iwanow laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax.
    Der künftige Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan wird nach den Worten von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Mittelpunkt der USA-Reise von Außenminister Joschka Fischer (Grüne) stehen. Wie es weitergehen solle in Afghanistan, werde einer der zentralen Punkte der Beratungen Fischers in Washington sein, sagte Schröder in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" am 11. Juli. Zur Zeit prüfe die Bundesregierung, ob bei einer Ausweitung des Mandats die Sicherheit in der Hauptstadt Kabul weiter gewährleistet werden könne.
    Afghanische Rebellenführer haben sich nach Angaben eines Provinzgouverneurs nahe der Grenze zu Pakistan getroffen, um koordinierte Angriffe auf ausländische Soldaten und Regierungstruppen zu planen. An dem Treffen hätten der frühere Kriegsherr Gulbuddin Hekmatjar und zwei Kommandeure der radikal-islamischen Taliban teilgenommen, sagte der Gouverneur der Provinz Ghasni, Hadschi Assadullah, der Nachrichtenagentur Reuters am 11. Juli. US-Kommandeure sagten, sie seien durch solche Treffen nicht beunruhigt.
  • In ihrem Bemühen um Entwaffnung und Integration der rund 100.000 Kämpfer in Afghanistan hat die Regierung in Kabul einen weiteren Schritt unternommen: Sie eröffnete in der Hauptstadt das Büro des "Programms Neue Hoffnung", das mit Hilfe der Vereinten Nationen den Anhängern der regionalen Kommandeure ein anderes Leben ermöglichen will. "Wir alle müssen die notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit dieses Programm ein Erfolg wird", sagte Vizepräsident Karim Chalili bei der Einweihung des Büros am 12. Juli. Ein Scheitern hätte schwerwiegende Folgen für das Land, warnte Chalili. Das "Programm Neue Hoffnung" will in der ersten Phase rund 6.000 Kämpfer in Kabul, Kandahar, Masar-i-Scharif, Gardes, Bamija und Kundus dazu bewegen, ihre Waffen abzugeben. Sie sollen im Gegenzug Geld und eine berufliche Ausbildung erhalten.
    In Afghanistan ist auf einen Standort der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Dabei sei "glücklicherweise" niemand verletzt worden, sagte ein UN-Sprecher in Dschalalabad im Osten des Landes. Der Sprengsatz sei an einer Mauer des GTZ-Gebäudes im Norden der Stadt angebracht gewesen und am Morgen des 12. Juli explodiert. Zu diesem Zeitpunkt habe sich aber niemand in dem Lagerhaus aufgehalten. Die Explosion habe ein großes Loch in die Mauer gerissen. Dem Sprecher zufolge gehört das Gebäude dem UN-Flüchtlingshilfswerk und ist von der GTZ gemietet. Die GTZ arbeitet weltweit im Auftrag der Bundesregierung.
  • Als Reaktion auf den Selbstmordanschlag in Kabul, bei dem Anfang Juni vier deutsche Soldaten getötet worden waren, hat die Bundeswehr zusätzliche Panzerfahrzeuge in die afghanische Hauptstadt geschickt. Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte am 13. Juli einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus". Der künftige Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan steht auch im Mittelpunkt der USA-Reise von Außenminister Joschka Fischer (Grüne), die am 14. Juli beginnt. In den vergangenen zwei Wochen seien zehn Transportpanzer vom Typ "Fuchs" nach Kabul geflogen worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Außerdem habe die Militärführung mehrere gepanzerte "Fuchs"-Sanitätsfahrzeuge nach Afghanistan geschickt.
  • Bei einem Überfall auf eine Polizeiwache im Süden Afghanistans sind fünf Polizisten getötet worden, wie die Polizei am 15. Juli mitteilte. Zwei Beamte wurden bei dem Angriff im Bezirk Ghorak verletzt, sagte der stellvertretende Polizeichef von Kandahar, Mohammed Salim. Ein Kommando von zwölf mutmaßlichen Taliban-Kämpfern habe das Gebäude am 14. Juli gestürmt und den örtlichen Polizeichef zusammen mit vier seiner Mitarbeiter erschossen.
  • Die Behörden in der östlichen Stadt Dschalalabad schlossen am 15. Juli 300 Geschäfte, in denen Jugendliche Videospiele machten und Filme sahen. Den Geschäftsinhabern wurde "Korruption der Sitten" vorgeworfen. Die Jugendlichen würden in den Video-Läden spielen und Alkohol trinken, obwohl der Islam dies verbiete, sagte Polizeichef Jadschi Ajab Schah. Der stellvertretende Gouverneur der Provinz Nangarhar, Mohammed Asif Kasisada, hatte die Schließungen angeordnet.
    Im Osten Afghanistans meldeten die US-Truppen am 15. Juli einen Angriff auf einen Militärkonvoi. Die Angreifer hätten eine Bombe gezündet und dann das Feuer auf die Soldaten eröffnet. Es sei niemand verletzt worden, teilte ein Militärsprecher auf dem US-Stützpunkt Bagram mit.
  • Der afghanische Außenminister Abdullah erhofft sich von der Übernahme der internationalen Truppe durch die NATO wieder mehr Aufmerksamkeit für sein Land in der Welt. Afghanistan brauche auch weiterhin Unterstützung zur Gewährleistung der Sicherheit, dem Wiederaufbau und bei der humanitären Hilfe, sagte Abdullah nach einem Treffen mit den NATO-Botschaftern am 16. Juli in Brüssel. "Dadurch, dass die NATO die Führung übernimmt, glaube ich, bekommen diese Bemühungen einen neuen Impuls." Am 11. August übernimmt die Allianz die Führung der Friedenstruppe ISAF mit 5.000 Soldaten, die zurzeit unter deutsch-niederländischem Kommando steht. Abdullah forderte die Einberufung einer neuen Geberkonferenz, um die langfristigen Bedürfnisse seines Landes zu erörtern. "Es ist Zeit, die Lage zu bewerten und für die Zukunft zu planen", sagte er. "Stabilität in Afghanistan bedeutet natürlich Stabilität für die Region und ist ein wichtiger Beitrag für den Frieden in der Welt."
    Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat per Dekret die Zusammensetzung der großen Ratsversammlung festgelegt, die im Oktober die künftige Verfassung des Landes billigen soll. Die so genannte Loja Dschirga wird demnach insgesamt 500 Mitglieder umfassen, von denen 50 durch Karsai ernannt werden, wie die amtliche Nachrichtenagentur Bachter am 16. Juli aus dem Erlass zitierte. Der Großteil der übrigen 450 Mitglieder wird von den rund 15.000 Provinzvertretern gewählt. Die Wahl der Ratsmitglieder ab August wird von der afghanischen Verfassungskommission organisiert.
  • Die kanadische Armee hat das Kommando über das Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) übernommen. Der kanadische Oberbefehlshaber Peter Devlin sagte nach der Übergabezeremonie in Kabul am 17. Juli, es sei "eine große Ehre", zur Sicherheit in der afghanischen Hauptstadt und deren Umgebung beitragen zu können. Die etwa 4.600 Soldaten der Kabul-Brigade standen seit Februar unter deutsch-niederländischem Kommando. Mit dem Hissen der kanadischen Flagge im Hauptquartier wurde zudem der offizielle Eintritt Kanadas in die multinationale Schutztruppe markiert. Die Soldaten der Kabul- Brigade kommen aus 28 Ländern, von denen 14 Mitglieder der NATO sind, die am 11. August den Oberbefehl über die ISAF übernimmt. Die Soldaten der ISAF werden von da an überwiegend von Kanada gestellt, das etwa 1.950 Soldaten nach Afghanistan entsenden will.
    Italienische Soldaten entdeckten in der Provinz Chost im Südosten des Landes ein großes Waffenversteck, wie ein US- Sprecher auf der Militärbasis Bagram am 17. Juli mitteilte. Die Gebirgsjäger hätten 400 Mörsergranaten, 520 Artilleriegeschosse, 150 Raketen mit 107 Millimeter Durchmesser und weitere Munition gefunden und vor Ort zerstört. Die in Chost stationierten 500 italienischen Soldaten wurden im Rahmen der US-Militäraktion "Enduring Freedom" nach Afganistan entsandt.
  • Bei der Explosion einer ferngesteuerten Mine sind am 18. Juli in Khost im Südosten Afghanistans acht afghanische Soldaten getötet worden.
    Bei der Explosion eines Sprengsatzes sind im Nordosten Afghanistans drei US-Soldaten verletzt worden. Der Sprengsatz sei am 18. Juli explodiert, als die US-Soldaten mit zwei Fahrzeugen südlich der Stadt Asadabad in der Provinz Kunar an der Grenze zu Pakistan unterwegs waren, teilte ein US-Armeesprecher einen Tag später auf der Luftwaffenbasis von Bagram nördlich von Kabul mit. Der Sprengsatz sei ferngezündet worden. Die drei Soldaten seien außer Lebensgefahr. Sie sollen den Angaben zufolge nach Deutschland gebracht werden.
    Der afghanische Kriegsherr und Vize-Verteidigungsminister Abdul Raschid Dostum hat der Regierung in Kabul eine Entmilitarisierung seines Herrschaftsgebiets um Masar-i-Scharif im Norden des Landes vorgeschlagen. So sollten zwei Einheiten seiner überwiegend aus Usbeken bestehenden Dschumbesch-Miliz und der gegnerischen tadschikisch dominierten Dschamiat-Miliz aufgelöst werden, erklärte Dostum in einem Schreiben an Präsident Hamid Karsai, das der Nachrichtenagentur AFP am 18. Juli vorlag. Die Truppen sollten durch zwei neue Divisionen ersetzt werden, die außerhalb von Masar-i-Scharif stationiert sein sollten. Die evakuierten Gebiete sollten als "entmilitarisierte Zonen" anerkannt werden. Zugleich müsse die Polizei in der drittgrößten Stadt Afghanistans neu organisiert werden. Hierzu sollten alle Verantwortlichen ausgetauscht werden, forderte Dostum.
  • Bei einer Explosion in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am 19. Juli nach Angaben der Polizei ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt worden. Die Ursache der Explosion, die sich nahe einer Polizeistation ereignet habe, sei unklar. Es könne sich um einen erst kürzlich gelegten Sprengsatz handeln, aber auch um eine Mine aus der Zeit des Bürgerkrieges.
    Bei einem Angriff im Südosten Afghanistans sind zwei US-Soldaten und ein Soldat der Regierungstruppen verletzt worden. Ihre Patrouille sei am 19. Juli nahe der Ortschaft Orgun in der Provinz Paktia in einen Hinterhalt geraten, teilte die US-Armee am 20. Juli in Kabul mit. Die Angreifer seien mit Kalaschnikow-Sturmgewehren und Raketenwerfern bewaffnet gewesen. Die Verletzten seien zum US-Stützpunkt Salerno in der Nachbarprovinz Chost gebracht worden. Sie sollten anschließend auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul medizinisch versorgt werden.
    Die Bundeswehr wird das deutsche Kontingent der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) deutlich reduzieren. Das berichtet die "Bild"-Zeitung am 19. Juli unter Berufung auf Regierungskreise. Demnach werden von den derzeit knapp 2.300 in Kabul stationierten Soldaten 800 Kräfte abgezogen. Bis Ende August solle dann die künftige Kontingentstärke von 1.500 Soldaten erreicht sein.
    Die USA haben 16 bislang im Militärlager Guantanamo auf Kuba inhaftierte Afghanen freigelassen, wie die Behörden am 19. Juli in Kabul mitteilten. Polizeisprecher Ghulam Faruk erklärte, die 16 seien den afghanischen Behörden bereits vor zwei Tagen (17.07.) im US-Stützpunkt Bagram übergeben worden. Einer sei krank und werde jetzt in Kabul behandelt. Die US-Behörden hätten erklärt, die während des Afghanistankriegs 2001 festgenommenen Männer seien unschuldig, sagte Faruk. Über ihre Freilassung entscheide jetzt das afghanische Innenministerium.
  • Einheiten der US-Armee in Afghanistan haben nach eigenen Angaben mindestens 24 Untergrundkämpfer getötet. Die Partisanen hatten zuvor einen Konvoi bei Spin Boldak im Grenzgebiet zu Pakistan überfallen, teilte die US-Armee auf ihrem Stützpunkt Bagram nahe Kabul mit. Zuvor war am 20. Juli aus Spin Boldak gemeldet worden, Kämpfer der gestürzten radikal-islamischen Taliban-Regierung hätten im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet einen Stützpunkt der Regierung angegriffen. Bei dem Angriff auf den Konvoi der US-Truppen am Abend des 19. Juli habe es keine eigenen Verluste gegeben. Die Partisanen hätten fünf Mann im Gefecht verloren. Danach hätten die US-Soldaten die Angreifer in die Berge verfolgt, wo unter Einsatz von US-Kampfhubschraubern vom Typ AH-64 Apache dann 19 Kämpfer von ihnen getötet worden seien. Ein Mitarbeiter des afghanischen Außenministeriums hatte am 20. Juli aus Spin Boldak berichtet, der etwa sechs Kilometer entfernte Stützpunkt sei am Vorabend von mindestens 75 Taliban-Kämpfern beschossen worden. Das Gefecht habe rund fünf Stunden gedauert. Die US-Streitkräfte hätten gepanzerte Fahrzeuge und Kampfflugzeuge zur Unterstützung geschickt. Nach seinen Angaben waren die Angreifer aus Pakistan gekommen.
  • Bei einem Bombenanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am 22. Juli ein niederländischer Soldat der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF leicht verletzt worden. Der Sprengsatz sei explodiert, als der Soldat im Stadtviertel Bagrami auf Patrouille unterwegs gewesen sei, teilte die ISAF in einer Stellungnahme mit. Den Angaben zufolge erlitt er Schnittwunden an der Stirn.
  • Die Serie von Angriffen auf die von den USA geführten Truppen in Afghanistan reißt nicht ab. Zwei Stützpunkte seien in der Nacht zum 24. Juli mit Raketen angegriffen worden, sagte ein Sprecher der Koalitionskräfte in Kabul. Die Soldaten wurden bei den Angriffen im Nordwesten des Landes aber weder getötet noch verletzt. Die vermuteten Abschussstellen der Raketen wurden bombardiert. Die USA setzten nach Angaben eines Militärsprechers vom 24. Juli einen B-52-Bomber und zwei weitere Kampfjets ein.
    Nach der Vertreibung der Taliban missbrauchen Warlords und Regierungsmitglieder in Afghanistan offenbar ihre Macht. Das berichtet "Spiegel Online" am 24. Juli und beruft sich dabei auf einen Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Vergewaltigungen, Erpressungen und Gefangennahmen gehören demnach zum Alltag. Aus Angst vor Übergriffen von Miliz und bewaffneten Männern trauten sich viele kaum noch auf die Straßen, wird berichtet. Zudem würden unschuldige Bürger von Soldaten oder Polizisten gekidnappt. "Die USA und ihre Koalitionspartner haben den Warlords, die heute Menschenrechtsverletzungen begehen, zur Macht verholfen", wirft Brad Adams von Human Rights Watch den Amerikanern und ihren Verbündeten vor. Die Organisation fordert die NATO auf, das Mandat für die Schutztruppe in Kabul auszudehnen, um für Abrüstung und den Schutz der Menschenrechte zu sorgen. Außerdem müssten die Vereinten Nationen mehr Personal zur Verfügung stellen.
  • Bei zwei Minenexplosionen vor Polizeistationen in der südafghanischen Provinz Kandahar sind drei Polizisten schwer verletzt worden. Zwei Beamten verloren nach Angaben des Polizeichefs von Kandahar ihre Beine, als am 25. Juli eine Mine vor ihrem Posten an der Verbindungsstraße zwischen Kandahar und der Hauptstadt Kabul detonierte. Ein weiterer Polizist sei bei einer Explosion in Charbagh nahe Kandahar schwer verwundet worden. Unmittelbar zuvor sei die Polizeistation mit einer Rakete angegriffen worden. Die drei Verletzten wurden in ein US-Lazarett am Flughafen von Kandahar gebracht. Die Behörden machten Anhänger der Taliban, des Terrornetzwerks El Kaida oder des untergetauchten Mudschaheddin-Führers Gulbuddin Hekmatjar für die Anschläge verantwortlich.
  • Das Verteidigungsministerium ist einem "Spiegel"-Bericht entgegengetreten, wonach gravierende Lücken beim Schutz der deutschen Soldaten in Afghanistan bestehen. Die von einer Expertengruppe der Bundeswehr beanstandeten Mängel bei der Absicherung des Bundeswehr-Feldlagers Camp Warehouse in der afghanischen Hauptstadt Kabul seien sofort nach ihrem Bekanntwerden im Herbst vergangenen Jahres behoben worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am 26. Juli in Berlin. "Der Spiegel" hatte berichtet, die Expertengruppe habe das Lager als "eklatantes Beispiel" für Sicherheitsmängel bezeichnet, weil es unzureichend gegen Raketenangriffe geschützt sei. Zudem sei der Selbstmordanschlag auf einen Bundeswehr-Bus Anfang Juni unter anderem darauf zurückzuführen, dass interne Richtlinien für die Sicherung von Fahrzeugkonvois missachtet worden seien. Der Ministeriumssprecher erklärte, die Sicherheitsvorgaben für Bekleidung, Ausrüstung und Fahrzeuge hätten den nach damaligem Kenntnisstand geltenden Anforderungen entsprochen und seien vollständig eingehalten worden.
    In Afghanistan ist mit den Vorbereitungen für die Präsidentenwahl im kommenden Jahr begonnen worden. Präsident Hamid Karsai richtete eine Behörde für die Registrierung der Wähler ein, die von fünf afghanischen Beamten und fünf Vertretern der Vereinten Nationen geleitet wird, wie das staatliche Fernsehen am 26. Juli berichtete. Die Wahl ist für Juni 2004 angesetzt, die Registrierung soll bis mindestens März dauern.
  • Amerikanische Soldaten haben in den vergangenen Tagen einen der meistgesuchten Kommandeure der ehemaligen Taliban in Afghanistan festgenommen, ihn aber wieder freigelassen. Die Amerikaner hätten Hafis Abdul Rahim nicht erkannt, berichtet die pakistanische Zeitung "The News" am 27. Juli. Sein Gesicht sei nur wenigen Afghanen bekannt, da er sich wie viele Taliban-Führer nie habe fotografieren lassen. Unter dem streng religiösen Regime galt dies als Verstoß gegen islamische Gesetze in strikter Auslegung.
    Unbekannte haben in der zentralafghanischen Provinz Urusgan einen Raketenanschlag auf Regierungsbüros verübt. Insgesamt drei Geschosse seien in einem Gebäude in der Provinzhauptstadt Tirin Kot eingeschlagen, teilten Beamte am 27. Juli mit. Dabei sei niemand verletzt worden. Die Raketen hätten ihr Ziel zudem teilweise um mehrere hundert Meter verfehlt.
    Im Osten Afghanistans lieferten sich afghanische und pakistanische Sicherheitskräfte derweil Gefechte an der gemeinsamen Grenze, wie afghanische Vertreter sagten. Die Gefechte hätten bereits am 24. Juli begonnen, als pakistanische Soldaten versucht hätten, einen afghanischen Posten einzunehmen, teilte ein Kommandeur in der Provinz Nangahar mit. Angaben über mögliche Opfer liegen bisher nicht vor.
  • Bei einem Angriff auf eine Patrouille afghanischer Regierungssoldaten im Süden des Landes sind alle sechs Soldaten getötet worden. Wie der stellvertretende Gouverneur der Provinz Helmand, Pir Mohammed, am 28. Juli mitteilte, ereignete sich der Angriff am Tag davor etwa 160 Kilometer westlich von Kandahar. Die Urheber des Angriffs waren unbekannt.
    In Afghanistan haben Truppen unter US-Kommando mindestens sieben mutmaßliche Taliban-Kämpfer festgenommen. Zwei der Verdächtigen seien während einer Verkehrskontrolle durch afghanische Soldaten bei Chost rund 150 Kilometer südöstlich von Kabul verhaftet wurden, teilte US-Oberst Rodney Davis am 28. Juli auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram mit. Die Männer hätten einen Batteriekasten mit Kabeln bei sich gehabt und die bei den Taliban üblichen schwarze Turbane getragen, sagte Davis. Über die Verhaftung der fünf anderen machte er keine Angaben.
    Unbekannte haben eine Passagiermaschine der afghanischen Luftfahrtgesellschaft Ariana beim Start in der Stadt Masar-i-Scharif unter Beschuss genommen. Zwei Schüsse hätten die Boeing 727 getroffen und leicht beschädigt, teilte ein Flughafensprecher am 28. Juli in der nordafghanischen Stadt mit. Bei dem Vorfall, der sich bereits am 26. Juli ereignet habe, sei niemand zu Schaden gekommen. Das Flugzeug habe seine Reise nach Kabul planmäßig fortsetzen können.
    Mit einem neuen Finanzpaket in Höhe von rund einer Milliarde Dollar wollen die USA den Wiederaufbau in Afghanistan beschleunigen. US-Außenamtssprecher Richard Boucher bestätigte am 28. Juli die in der Zeitung "Washington Post" (Ausgabe vom 28. Juli) genannte Summe als "mehr oder weniger richtig". Es gehe um die Beschleunigung und Ausweitung der Hilfe für das vom Krieg gegen die Taliban und die Terrororganisation El Kaida gezeichnete Land. Eine genaue Summe nannte Boucher nicht.
    Gefechte zwischen Anhängern rivalisierender Stammesfürsten im Norden Afghanistans haben mindestens einen Kämpfer das Leben gekostet. In der Region Dar-i-Suf standen sich am 28. Juli Einheiten von Atta Mohammed und seinem Erzrivalen Abdul Raschid Dostum gegenüber, wie Mohammeds General Abdul Sabor mitteilte. Er bestätigte auch den Tod einer seiner Kommandeure. Mohammed gehört zur Volksgruppe der Tadschiken, Dostum zu den Usbeken.
  • Mutmaßliche Talibankämpfer haben bei einem Überfall im Süden Afghanistans einen Regierungssoldaten erschossen und das Auto einer Hilfsorganisation in Brand gesteckt. Etwa 30 Unbekannte hielten auf der Strecke zwischen Kandahar und Tirin Kot in der Provinz Urusgan einen Fahrzeugkonvoi an, wie ein Mitarbeiter des Afghanischen Hilfs- und Entwicklungsdienstes (AHDS) der Nachrichtenagentur AFP am 29. Juli in Kandahar sagte. Bis auf den Soldaten seien alle Fahrer und Insassen nach einer Befragung wieder frei gelassen worden, unter ihnen auch acht AHDS-Mitarbeiter. Die mutmaßlichen Taliban hätten einen der beiden Geländewagen der Organisation mitgenommen und den zweiten sowie ein Regierungsfahrzeug in Brand gesteckt.
    Kriegsfürsten und Milizführer schaffen laut der Menschrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in Afghanistan ein Klima der Angst. Die unsichere Lage bedrohe die Arbeit an der neuen Verfassung und die für das kommende Jahr geplanten Wahlen, warnte die Organisation in einem am 29. Juli vorgelegten Bericht. Insbesondere die USA und Großbritannien müssten ihre Unterstützung für die Warlords einstellen.
  • Die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, hat die mangelnden Wiederaufbau-Bemühungen der USA in Irak scharf kritisiert. "Auch mit viel gutem Willen lässt sich auf Seiten der Besatzungsmacht außer den militärischen Befriedungsbemühungen nur wenig Interesse am Aufbau friedensfähiger und demokratischer Strukturen erkennen", erklärte Füllkrug-Weitzel am 30. Juli bei der Jahreskonferenz ihrer Organisation in Berlin. Die Entwicklungen in Irak, aber auch in Afghanistan, hätten gezeigt, dass es sich bei der Annahme, humanitäre Katastrophen ließen sich durch einen Angriffskrieg bewältigen, um einen Irrtum handele. Beide Länder seien von geordneten Verhältnissen weit entfernt.


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