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Chronik Afghanistan

Juli 2007


Sonntag, 1. Juli, bis Sonntag, 8. Juli
  • Bei den Luftangriffen im Süden Afghanistans sind nach Erkenntnissen der NATO "weniger als ein Dutzend" Zivilisten getötet worden. Zudem sei eine "bedeutende Anzahl" von Taliban-Kämpfern getötet worden, sagte der Sprecher der Afghanistan-Schutztruppe ISAF, John Thomas, am 1. Juli der Nachrichtenagentur AFP in Kabul. Die Behörden des Bezirks Gereschk in der Provinz Helmand, in dem sich die Angriffe in der Nacht zum 30. Juni ereignet hatten, hatten zuvor von 45 zivilen Todesopfern gesprochen. Die Angaben schwankten seit dem Vorfall jedoch stark. Etwa 60 Taliban-Kämpfer kamen nach Angaben der Behörden ums Leben. Sowohl die US-geführten Koalitionstruppen als auch die ISAF waren an den Luftangriffen beteiligt.
  • Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat den Vorschlag von SPD- und Unionsabgeordneten abgelehnt, das Anti-Terror-Mandat "Enduring Freedom" (OEF) mit dem internationalen Afghanistan-Mandat ISAF zusammenzulegen. Jung sagte der "Bild am Sonntag" (vom 1. Juli): "Wir werden für den Wiederaufbau, die Stabilisierung und die weitere Schaffung von Sicherheit in Afghanistan auch in Zukunft die beiden Mandate ISAF und OEF dringend benötigen. Militärisch gibt es dazu keine Alternative."
  • PD-Fraktionschef Peter Struck ist zu der von Militärs geforderten Ausweitung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan bereit. Er sprach sich am Wochenende auch dafür aus, die Bundeswehr weiter an dem umstrittenen Antiterror-Einsatz Enduring Freedom (OEF) in Afghanistan zu beteiligen. "Wir können uns nicht einfach rausschleichen", sagte Struck. Struck verwies in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" am 1. Juli darauf, dass schon fast 3.000 Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan im Einsatz seien. "Wenn der Führungsstab der Streitkräfte meint, es seien mehr erforderlich, bin ich dazu auch wirklich bereit." Struck betonte im Deutschlandfunk: "Es gibt niemanden, der ernsthaft den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan verlangt." Das ISAF-Mandat werde auf jeden Fall im Herbst verlängert. Auch für den Einsatz deutscher Aufklärungstornados erwartete der SPD-Fraktionschef eine Verlängerung. "Die Skepsis ist eher zurückgegangen", meinte er im Hinblick auf den Tornado-Einsatz. Zur Debatte über ein mögliches Ende der deutschen Beteiligung an Enduring Freedom sagte Struck: "Da muss man sehr genau überlegen." Es bleibe dabei, dass man gegen den internationalen Terrorismus in Afghanistan genauso vorgehen müsse wie gegen den am Horn von Afrika, wo die deutsche Marine im Einsatz ist. "Ich bin nach wie vor dafür, dass wir auch ernsthaft unsere Kommandospezialkräfte, hier in diesem Rahmen des Mandats Kampf gegen den Terrorismus tätig zu werden, auch anbieten."
  • Die NATO fordert offenbar einen zeitlich unbegrenzten Einsatz der Bundeswehr-Tornados in Afghanistan. Nach Informationen von "Bild am Sonntag" vom 1. Juli ging bei Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan eine entsprechende offizielle Anfrage des Bündnisses ein. Dabei lobe die NATO den "exzellenten Einsatz" der deutschen Aufklärer.
    Dies bestätigte Verteidigungsminister Franz Josef Jung am 1.Juli in Berlin. "Die Tornados schließen ja die Fähigkeitslücke der Luftaufklärung. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Soldaten, aber auch zum Schutz der Bevölkerung, und ich denke, wir sollten diese Unterstützung auch in Zukunft gewährleisten", sagte der CDU-Politiker. Es sei richtig, sich auch zukünftig in der Operation Enduring Freedom zu engagieren, sagte Jung.
  • Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich in der aktuellen Afghanistan-Debatte dafür ausgesprochen, den Blick nicht nur auf militärische Präsenz zu richten. "Ich plädiere sehr dafür, die öffentliche Debatte wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen", sagte der SPD-Politiker am Montag, 2. Juli, in Berlin. Wichtig sei, ob die Probleme gelöst würden und die Verpflichtungen erfüllt seien. Viel zu tun gebe es noch bei der Unterstützung für die Ausbildung von Polizei und Armee, sagte der Minister: "Da sind wir nachlieferungspflichtig."" So stehe Deutschland bei der Ausbildung der Armee 50.000 Soldaten hinter dem Auftrag zurück.
  • In Italien hat am 2. Juli eine internationale Konferenz zum Justizsystem Afghanistans begonnen. Zu Gesprächen über Möglichkeiten, wie das Rechtssystem des Landes angesichts der jahrelangen Gewalt gestärkt werden kann, wurden in Rom unter anderen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und der afghanische Präsident Hamid Karsai erwartet. Auf der Tagesordnung standen neben einer Reform des afghanischen Rechtssystems auch Finanzhilfen an die Regierung. Das zweitägige Treffen solle hervorheben, inwiefern das Justizsystem eine wichtige Rolle bei der Festigung der Demokratie in Afghanistan spiele, erklärte das italienische Außenministerium. Italien stellt der afghanischen Regierung für den Aufbau des Rechtssystems für dieses Jahr zehn Millionen Euro zur Verfügung. Geplant sind nach Angaben des Außenministeriums außerdem weitere Hilfen in Höhe von 13,5 Millionen Euro.
  • Gefechte mit afghanischen und internationalen Truppen haben 33 mutmaßliche Taliban-Kämpfer das Leben gekostet. Der Gouverneur der Provinz Kandahar, Asadullah Chalid, erklärte am 3. Juli, im Bezirk Schari sei es in der Nacht zu heftigen Kämpfen gekommen. Auf seiten der Soldaten habe es keine Verluste gegeben. Vier mutmaßliche Aufständische wurden festgenommen, darunter drei Verletzte. NATO-Sprecher John Thomas erklärte, man habe bei Tagesanbruch Luftangriffe in dem Gebiet geflogen. Es sei möglich, dass dabei "eine kleine Zahl Aufständischer" getötet worden sei. Die Verletzten seien medizinisch versorgt worden.
  • Der Einsatz von Tornado-Aufklärungsflugzeugen der Bundeswehr in Afghanistan ist rechtmäßig. Das entschied das Bundesverfassungsgericht am 3. Juli in einem in Karlsruhe verkündeten Urteil. Nach Ansicht der Richter liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die NATO sich mit ihrem Einsatz in Afghanistan von ihrer "friedenswahrenden Ausrichtung" abgekoppelt habe. Dies hatte die Linksfraktion in ihrer nun gescheiterten Klage geltend gemacht. Das Gericht billigte selbst die politisch umstrittene Zusammenarbeit deutscher Soldaten mit den US-geführten Truppen der Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" (OEF) in Afghanistan. (Zum Urteil und kritischen Stellungnahmen siehe: "Ein politisches Urteil".)
  • Die NATO will die Richtlinien der ISAF-Einsätze in Afghanistan überprüfen, um die Zahl von zivilen Todesopfern zu verringern. "Jedes einzelne zivile Menschenleben, das in Afghanistan verloren geht, ist eines zu viel", sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer am 3. Juli am Rande einer Afghanistan-Konferenz in Rom. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte am Dienstag: "Wir können nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass zivile Opfer unsere Feinde stärken."
  • Die Teilnehmer einer internationalen Konferenz in Rom haben am 3. Juli weitere Finanzhilfen in Höhe von 265 Millionen Euro für den Aufbau eines modernen Rechtssystems in Afghanistan zugesagt. Damit soll unter anderem die Ausbildung von Richtern finanziert werden.
  • Bei Kämpfen zwischen Extremisten und den US-geführten Koalitionstruppen im Süden Afghanistans sind mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Nach Behördenangaben griffen Rebellen am 3. Juli in der Provinz Ghasni mindestens drei Polizeiposten an. Beim anschließenden Feuergefecht wurden 13 Aufständische und ein Polizist getötet. In der Provinz Sabul kam es zu Kämpfen zwischen Soldaten und mutmaßlichen Taliban-Extremisten. Sieben Extremisten wurden getötet, sechs weitere verletzt, wie ein Sprecher des Gouverneurs am 4. Juli sagte.
  • Der Deutsche Bundeswehrverband hat die "Tornado"-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts begrüßt und sich für eine Verlängerung der Afghanistan-Mandate der Bundeswehr ausgesprochen. "Das Urteil entspricht genau meiner Einschätzung", sagte der Verbandschef Bernhard Gertz den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" (Ausgabe vom 4. Juli). Es sei "völlig klar", dass die NATO in Zeiten einer "asymmetrischen Bedrohungslage" außerhalb der Bündnisgrenzen agieren dürfe - etwa um zu verhindern, dass Afghanistan ein Rückzugsraum für Terroristen werde. Gleichzeitig warb Gertz für eine Verlängerung der Bundeswehrmandate für die Internationale Schutztruppe ISAF einschließlich des Tornado-Einsatzes und die US-geführte Anti-Terror-Mission "Operation Enduring Freedom" (OEF): "ISAF und OEF sind zwei Seiten einer Medaille Ich sehe nach dem Urteil keine Notwendigkeit für eine Veränderung der Mandate", sagte Gertz der Zeitung.
  • Erstmals seit dem Sturz der Taliban ist in Afghanistan ein Deutscher entführt worden. Das Auswärtige Amt teilte am 4. Juli in Berlin mit, ein deutscher Staatsangehöriger werde seit Donnerstag vergangener Woche (28. Juni) vermisst. "Wir haben nach den uns vorliegenden Hinweisen von einer Entführung auszugehen", sagte Ministeriumssprecher Martin Jäger. Nach "Spiegel"-Informationen soll nicht die Taliban, sondern Kriminelle hinter der Entführung stecken. Jäger sagte, bereits am 30. Juni sei ein Krisenstab gebildet worden.
  • Der in Afghanistan entführte Deutsche ist nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (4. Juli) ein Bauunternehmer, der seit Jahren in Afghanistan aktiv ist. Zum Zeitpunkt der Entführung arbeitete er in der Provinz Urusgan an einem Straßenbauprojekt der staatlichen amerikanischen Entwicklungshilfeorganisation US-Aid. Gerüchten zufolge wird auch dem Verdacht nachgegangen, es könne sich um eine inszenierte Entführung handeln. Der Unternehmer soll sich in finanziellen und rechtlichen Schwierigkeiten befunden haben.
  • In der Debatte um das Afghanistan-Engagement der Bundeswehr zieht die SPD-Fraktion einen Ausstieg aus der US-geführten Anti-Terror-Mission "Enduring Freedom" in Betracht. Überprüft werden sollte, ob ein weiterer Vorratsbeschluss über den Einsatz des Kommandos Spezialkräfte (KSK) sinnvoll sei, forderten die Afghanistan-Experten der SPD-Fraktion bei einer Sondersitzung am 4. Juli in Berlin. Dagegen plädierte die so genannte Task-Force Afghanistan in ihrem Zwischenbericht uneingeschränkt für die weitere Beteiligung an der Schutztruppe ISAF. Zudem schloss sie eine Erhöhung des Bundeswehr-Engagements in Afghanistan für einen begrenzten Zeitraum nicht aus.
    Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose plädierte dafür, die Entsendung von sechs Bundeswehr-Tornados zu verlängern. Die Aufklärungsflugzeuge könnten "bei vernünftiger Handhabung" sogar dabei helfen, die Zahl der zivilen Opfer des Kampfes gegen die Taliban zu vermindern, sagte er am 4. Juli im Bayerischen Rundfunk.
  • Sechs kanadische NATO-Soldaten und ihr afghanischer Dolmetscher sind einem Anschlag im Süden Afghanistans zum Opfer gefallen. Sie wurden am 4. Juli in der Provinz Kandahar von einem am Straßenrand versteckten Sprengsatz in den Tod gerissen, wie die Behörden mitteilten. Es handelte sich um den verlustreichsten Anschlag auf ausländische Truppen seit dem 13. Mai. Damals wurden fünf Amerikaner, ein Kanadier und ein Brite in der Provinz Helmand beim Absturz ihres Hubschraubers getötet, der vermutlich abgeschossen wurde.
  • SPD-Fraktionschef Peter Struck geht davon aus, dass die internationalen Afghanistan-Einsätze noch mindestens zehn Jahre fortgesetzt werden müssen. Es werde aber der Zeitpunkt kommen, an dem man sich auf ein Ausstiegsszenario verständigen müsse, sagte Struck am 5. Juli im Deutschlandradio Kultur. Trotz erheblicher Bedenken in seiner Fraktion sprach er sich dafür aus, die Mandate für die Wiederaufbauhilfe (ISAF) und den Anti-Terror-Kampf (Enduring Freedom) unverändert aufrecht zu erhalten. Struck zeigte sich zuversichtlich, dass es für diese Haltung eine Mehrheit mit der SPD im Bundestag geben werde. "Die Mehrheit wird nicht wackeln", sagte er. (Siehe hierzu unseren Bericht "Fraktion im Zugzwang".)
  • Die Entführer des Deutschen in Afghanistan fordern nach Angaben der afghanischen Behörden ein Lösegeld in Höhe von 40.000 Dollar (rund 29.300 Euro). Der Gouverneur der südwestlichen Provinz Farah, Ghulam Mohaidin Baluch, sagte am 5. Juli, die Entführer hätten sich telefonisch an Stammesälteste im Bezirk Bakwa gewandt und diese Forderung im Gegenzug für eine Freilassung des Deutschen erhoben. Der Gouverneur machte zugleich die radikalislamischen Taliban für die Tat verantwortlich. Ein Taliban-Sprecher sagte hingegen, seine Gruppe habe mit dem Fall nichts zu tun. "Das ist nicht unser Werk. Wir haben keinen Deutschen entführt", sagte der Sprecher. Bei den Entführern könne es sich um Kriminelle handeln, die Geld erpressen wollten, fügte der Sprecher, Jussuf Ahmadi, hinzu.
  • Der vor einer Woche in Afghanistan entführte Deutsche ist nach Angaben des Innenministeriums in Kabul wieder frei. "Er wurde mit Hilfe der Polizei befreit, es geht ihm gut", sagte Ministeriumssprecher Semarai Baschari am 5. Juli. Auch der Übersetzer des Deutschen sei wieder auf freiem Fuß.
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich erleichtert über die Freilassung des in Afghanistan entführten Deutschen gezeigt. "Ich bin sehr froh, dass die Entführung so schnell einen glücklichen Ausgang gefunden hat", sagte der SPD-Politiker am 5. Juli in Berlin. Insbesondere dankte er den afghanischen Sicherheitsbehörden, der ISAF-Truppe, der deutschen Botschaft und insbesondere dem britischen Militär für ihre Hilfe. Details zur Identität des Entführten wollte sein Sprecher Martin Jäger nach wie vor nicht mitteilen.
  • In einem Gefängnis am Rande der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein unterirdisches Massengrab aus Sowjetzeiten mit mehreren hundert Toten entdeckt worden. Wie die afghanische Polizei laut dpa am 6. Juli berichtet, waren einige Gefangene bei lebendigem Leibe in unterirdischen Räumen eingemauert worden. Sie seien aus Mangel an Sauerstoff erstickt. "Es gibt dort mindestens 15 Räume mit Toten", sagte Polizeichef Ali Schah Paktiwal. Die genaue Zahl der Opfer konnte er zunächst noch nicht nennen.
  • Bei einem Bombenanschlag im Süden Afghanistans sind am 7. Juli vier NATO-Soldaten verletzt worden. Der Militärkonvoi wurde westlich der Stadt Kandahar angegriffen, wie ein NATO-Sprecher mitteilte. Der Sprengsatz war am Straßenrand versteckt. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP, der am Tatort war, sagte, bei den verletzten Soldaten handle es sich um Kanadier.
  • In der Debatte um die Verlängerung der Bundeswehrmandate in Afghanistan hat sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erneut gegen einen übereilten Rückzug Deutschlands ausgesprochen. "Ich bin gegen eine Strategie des kopflosen Raus, und ich bin auch gegen eine Strategie des kopflosen Drinbleibens", sagte Steinmeier am 7. Juli im Inforadio des RBB. Deutschland müsse seine international gegebenen Verpflichtungen einhalten und die "Ausbildung und die Ausstattung der afghanischen Polizei und der afghanischen Armee" verstärken.
    Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), warnte ebenfalls vor einem frühzeitigen Rückzug aus Afghanistan. Werde Afghanistan unverrichteter Dinge verlassen, drohe in kürzester Zeit ein Bürgerkrieg, sagte Polenz im Deutschlandradio Kultur. Das Land werde dann "ein sicherer Zufluchtsort für Terrorgruppen wie El Kaida". Da es zunehmend Zusammenstöße mit bewaffneten aufständischen Kräften gebe, bleibe der Einsatz der Bundeswehr weiter notwendig. "Sicherlich wird man noch einen langen Atem brauchen, um den zivilen Aufbau zu sichern."
  • Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) befürwortet eine verstärkte Militärausbildung der afghanischen Armee und schließt zu diesem Zweck eine Entsendung weiterer Bundeswehrsoldaten auch in den umkämpften Süden des Landes nicht aus. Das müsse im Verlauf des Sommers mit dem Verteidigungsministerium erörtert werden, sagte Steinmeier in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", wie der Spiegel am 8. Juli berichtete. Für die verstärkte Militärausbildung in Afghanistan sind laut Steinmeier "möglicherweise für eine Übergangszeit" mehr Bundeswehrsoldaten erforderlich. Die Entsendung deutscher Ausbilder in den Süden schloss er nicht aus. Wie und unter welcher Voraussetzung die Ausbildung stattzufinden habe, werde allerdings "nicht gegen die Expertise der Bundeswehr entschieden", sagte er im "Spiegel"-Interview.
  • Auswärtiges Amt und Bundesverteidigungsministerium bewerten die Sicherheitslage in Afghanistan als äußerst kritisch, wie die "Welt am Sonntag" (8. Juli) unter Berufung auf interne Dokumente der Bundesregierung berichtet. "Insgesamt ist nicht nur eine quantitative Zunahme der Anschläge in Afghanistan festzustellen, auch qualitativ ist gegenüber dem Vorjahr eine verfeinerte, subtilere Vorgehensweise der militanten Opposition zu beobachten", zitierte die "WamS" aus einem internen "Bericht zur sicherheitspolitischen Lage in Afghanistan" des Auswärtigen Amts vom Juli. "Die zivilen Opfer im Zusammenhang mit militärischen Operationen führen zu einem Vertrauensverlust bei der afghanischen wie der internationalen Öffentlichkeit", heißt es in dem Papier weiter. "Die Taktik der militanten Opposition, sich nach Angriffen auf ISAF-Kräfte in bewohnte Gebiete zurückzuziehen und die Zivilbevölkerung zum eigenen Schutz zu nutzen, stellt die internationalen Truppen vor ein fast unlösbares Problem." Schwerpunkt der Anschläge sei weiterhin der Süden. Der Aufbau der afghanischen Armee (ANA) kommt nach Einschätzung des Bundesverteidigungsministeriums nur schleppend voran. Trotz fortschreitender Ausbildung sei das afghanische Militär auch weiterhin kaum in der Lage zu eigenständigen größeren Einsätzen.
  • Wenige Wochen nach der Einfuhr einer riesigen Mohn-Ernte in Afghanistan ist der für Drogenangelegenheiten zuständige Minister Habibullah Kaderi zurückgetreten. Kaderi habe bereits vor einigen Tagen seinen Rücktritt eingereicht, teilte sein Stellvertreter General Chodaidad am 8. Juli mit. Grund seien unter anderem gesundheitliche Probleme. Kaderi, der das Drogenministerium seit Dezember 2004 leitete, hat bereits einen neuen Posten als Generalkonsul in Kanada angetreten. Nach UN-Angaben ist die diesjährige Mohn-Ernte in Afghanistan mindestens so umfangreich wie im vergangenen Jahr. Damals wurden die Erträge für mehr als 90 Prozent der Heroin-Herstellung weltweit verwendet.
Montag, 9. Juli, bis Sonntag, 15. Juli
  • Internationale und afghanische Soldaten haben bei einer Razzia im Osten Afghanistans am 9. Juli einen mutmaßlichen Taliban-Führer und zwei Kinder getötet. US-Militärsprecher Donald Korpi erklärte, Aufständische hätten auf die Soldaten geschossen und Granaten abgefeuert. Die Truppen hätten das Feuer erwidert. Dabei seien zwei Kinder im Kreuzfeuer ums Leben gekommen. "Das ist sehr traurig und wir hassen es, wenn Zivilpersonen getötet werden, besonders Kinder", sagte Korpi weiter. "Wir hatten keine Hinweise darauf, dass dort Kinder waren." Bei dem mutmaßlichen Taliban-Führer handelte es sich um den Kommandeur Salim, der Anschläge auf afghanischen und ausländische Truppen verübt haben soll. In seinem Haus wurde ein Frau verletzt.
  • Afghanische Aufständische verübten nach NATO-Angaben einen Mörserangriff auf ein Dorf in der östlichen Provinz Kunar und töteten dabei einen zehnjährigen Jungen. Acht weitere Menschen wurden verwundet, darunter fünf Soldaten der NATO-geführten internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF, wie die Allianz am 9. Juli mitteilte. Zur Nationalität der Betroffenen wurden vorerst keine Angaben gemacht, in der Gegend sind jedoch überwiegend Amerikaner im Einsatz.
  • In einem Militärstützpunkt in Herat im Westen des Landes tötete ein Amokläufer vier Afghanen, zwölf weitere Menschen erlitten Verletzungen. Der afghanische Soldat habe nach eigenen Angaben geträumt, er solle einen Heiligen Krieg beginnen, sagte der afghanische General Faseluddin Sajar am 9. Juli. Ziel seines Angriffs sei ein US-Soldat gewesen, der die Truppe ausbildete. Der Mann erlitt schwere Verletzungen, denen er einen Tag später erlag.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im Süden Afghanistans sind mindestens 17 Menschen (später war von 19 Menschen die Rede) getötet worden. Wie der Polizeichef der Provinz Urusgan am 10. Juli mitteilte, sprengte sich der Selbstmordattentäter auf einem Markt der Ortschaft Dehrawood in der Nähe eines NATO-Militärkonvois in die Luft. Rund 30 Menschen seien verletzt worden. Alle Todesopfer seien Zivilisten, unter ihnen auch Schulkinder. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Ein Sprecher der Afghanistan-Schutztruppe ISAF sagte in Kabul, Angehörige der ISAF seien bei dem Anschlag schwer verletzt worden. In der Provinz Urusgan sind vor allem niederländische und australische Soldaten stationiert.
  • Nach ihrer Freilassung hat die vor vier Monaten im Irak verschleppte Deutsche Hannelore Krause an die Bundesregierung appelliert, die deutschen Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Sonst würde ihr Sohn, der sich noch in der Gewalt der Entführer befinde, ermordet, sagte sie am 11. Juli dem arabischen Sender Al Arabija. Krause kam am 10. Juli frei. Das Bundesaußenministerium bestätigte am 11. Juli in Berlin die Freilassung und teilte mit, die Deutsche halte sich in der Botschaft in Bagdad auf. Die mit einem Iraker verheiratete 61-Jährige war im Februar zusammen mit ihrem 20-jährigen Sohn Sinan aus ihrem Wohnhaus in Bagdad verschleppt worden. Die Entführer, die sich "Pfeile der Rechtschaffenheit" nannten, forderten den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und drohten mit dem Tod der Geiseln, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Die freigelassene Deutsche dankte laut dem Al-Arabija-Bericht den Entführern dafür, dass sie gut behandelt worden sei. Sie appellierte an die Gruppe, ihren Sohn ebenfalls freizulassen.
  • Bei einem Bombenanschlag sind am 12. Juli im Osten Afghanistans fünf Polizisten getötet worden. Ein weiterer erlitt Verletzungen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Der Anschlag ereignete sich demnach im Bezirk Jakubi in der Provinz Chost, wo die Polizisten gemeinsam mit US-Truppen auf Patrouille waren.
  • Das Terrornetzwerk El Kaida ist nach einer amerikanischen Regierungsanalyse wieder erstarkt und so gefährlich wie zu Zeiten der Anschläge vom 11. September 2001. Dem Bericht zufolge habe El Kaida ein sicheres Rückzugsgebiet in den Stammesgebieten Pakistans gefunden, berichtete der US-Fernsehsender CNN am 12. Juli.
  • Bei Kämpfen in Afghanistan sind am 12. Juli 17 Menschen getötet worden. US-geführte Koalitionstruppen stießen in der südlichen Provinz Urusgan auf mutmaßliche Taliban und forderten Luftunterstützung an, teilte ein Militärsprecher mit. Elf feindliche Kämpfer seien getötet worden.
    Bei einem Bombenanschlag in der östlichen Provinz Chost wurden fünf afghanische Polizisten getötet. Ein weiterer erlitt Verletzungen, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
    Die NATO teilte mit, bei einer Operation im Süden sei einer ihrer Soldaten getötet worden. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
  • Die Grünen werden auf einem Sonderparteitag am 15. September über die Bundeswehreinsätze in Afghanistan beraten. Einen entsprechenden Antrag hätten 44 Kreisverbände und ein Regionalverband gestellt, teilte die Partei am 13. Juli in Berlin mit. Damit sei das entsprechende Quorum für die Einberufung eines Sonderparteitags erreicht worden. Fraktionschefin Renate Künast sagte dem Nachrichtensender n-tv, sie freue sich auf die Debatte. Die Grünen beschäftige das, was alle beschäftige: "Wie kann man Sicherheit herstellen, wie kann man das Militärische mit dem Zivilen verbinden." Sie wies Spekulationen über eine mögliche Spaltung der Partei zurück. Das Engagement der Bundeswehr ist bei den Grünen umstritten. Der Ort des Parteitags steht noch nicht fest.
  • Der SPD-Verteidigungsexperte Walter Kolbow hat sich gegen eine Aufstockung der deutschen Truppen in Afghanistan ausgesprochen. "Mein Eindruck als langjähriger Staatssekretär im Verteidigungsministerium ist, dass wir mit unseren Fähigkeiten an Grenzen stoßen und nicht weitere Zusagen machen sollten", sagte Kolbow der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (14. Juli). Eine Ausweitung des deutschen Einsatzes im Süden Afghanistans lehnt Kolbow ab. "Wir sollten uns auf den Norden konzentrieren", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. "In der Fraktion denken wir derzeit nicht darüber nach, Aktivitäten nach Süden auszudehnen." Kolbow ging auf Distanz zum Anti-Terror-Einsatz "Enduring Freedom" unter Führung der USA. "Die Operation Enduring Freedom hat hohe Opfer in der Zivilgesellschaft verursacht", sagte Kolbow. "Wenn wir die Herzen und Köpfe der Afghanen gewinnen wollen, müssen die Zivilisten geschützt werden."
  • SPD-Fraktionschef Peter Struck hat sich offen dafür gezeigt, mehr deutsche Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Entsprechende Überlegungen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier träfen auf seine Zustimmung, "wenn es von der NATO für notwendig gehalten wird", sagte der früherer Verteidigungsminister dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" (15. Juli). Es gehe dabei vor allem um die Ausbildung afghanischer Soldaten, erklärte er: "Da ist die NATO weit hinter ihrem Zeitplan; von 85.000 Soldaten die bis 2010 ausgebildet sein sollen, sind es derzeit gerade mal 30.000." Struck sprach sich dafür aus, die deutsche Beteiligung an der Anti-Terror-Operation Enduring Freedom (OEF) sowie an der Internationalen Stabilisierungstruppe (ISAF) zu verlängern und den Einsatz deutscher Tornados in das ISAF-Mandat zu integrieren.
Montag, 16. Juli, bis Sonntag, 22. Juli
  • Afghanistan steht in diesem Jahr vor einem neuen Rekord der Opiumernte. Die Versuche der internationalen Gemeinschaft, den Mohnanbau zu begrenzen, seien gescheitert, räumte der US-Botschafter in Afghanistan, William Wood, am 17. Juli ein. In diesem Jahr seien rund 185.000 Hektar Mohn geerntet worden, im vergangenen Jahr 165.000 Hektar. "Drogenanbau darf keine Option mehr sein", forderte der Botschafter. Die Drogenindustrie unterstütze nicht nur die Taliban, sondern sei auch ein Katalysator des organisierten Verbrechens und der Korruption. Die afghanische Regierung hat dieses Jahr rund 20.000 Hektar Mohnanbaufläche unschädlich gemacht. Doch an anderer Stelle seien neue Felder entstanden, sagte Wood. Er nannte dies enttäuschend. Die NATO-Truppen in Afghanistan beteiligen sich nicht aktiv an der Zerstörung von Mohnfeldern. Die USA haben der Regierung in Kabul angeboten, die gesamten Anbaugebiete mit Herbiziden zu spritzen, um eine Ernte unmöglich zu machen. Darüber besteht allerdings in der internationalen Gemeinschaft kein Konsens. Die afghanische Regierung lehnt dies ebenfalls ab.
  • Die aus der Geiselhaft im Irak freigelassene Deutsche Hannelore Krause hat die Bundesregierung in einem neuen Video gebeten, sich für das Leben ihres Sohnes einzusetzen. Die Entführer forderten, dass die deutsche Regierung ihre Soldaten aus Afghanistan abziehe, "andernfalls würden sie meinen Sohn 'abschlachten'", sagte Krause in einem vom ZDF am 17. Juli veröffentlichten Video. Die Deutsche war vort einer Woche nach gut fünf Monaten frei gekommen, ihr Sohn Sinan ist noch in der Gewalt der Entführer. "Als Mutter kann ich nicht ruhen und muss alles mir Mögliche unternehmen, damit auch mein Sohn Sinan endlich frei kommt", sagte die 62-Jährige. "Ich flehe die deutsche Regierung an, mich zu unterstützen!" In dem Video äußerte sich laut ZDF auch Krauses Ehemann Mohammad Kadhim. Er bittet die Geiselnehmer, seinen Sohn am Leben zu lassen.
  • Angesichts der hohen Zahl bei Militäreinsätzen getöteter Zivilpersonen in Afghanistan hat der UN-Sicherheitsrat die Truppen zu größtmöglicher Achtsamkeit aufgerufen. Die in Afghanistan stationierten Streitkräfte sollten außerdem verstärkt mit den einheimischen Behörden zusammenarbeiten, um ihr Verständnis der dortigen Kultur zu verbessern, heißt es in einer am 17. Juli einstimmig verabschiedeten Erklärung. Der Sicherheitsrat verurteilte außerdem Kämpfer der Taliban und des Terrornetzwerks Al Kaida, die bei Selbstmordanschlägen Unschuldige in den Tod rissen und Zivilpersonen als menschliche Schutzschilde missbrauchten.
  • In Afghanistan sind offenbar erneut zwei Deutsche entführt worden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bestätigte am 18. Juli, dass zwei Deutsche vermisst würden. Die Botschaft in Kabul und alle relevanten Stellen bemühten sich um rasche Aufklärung des Falles. Zuvor hatte ein afghanischer Behördenvertreter der britischen BBC gesagt, dass in der zentralafghanischen Provinz Wardak sieben Personen verschleppt worden seien, darunter zwei Deutsche. Die Vereinten Nationen bestätigten die Entführung von sieben Menschen in Afghanistan.
  • Trotz der Entführung zweier Deutscher will die Bundesregierung weiter Entwicklungsexperten nach Afghanistan schicken. Dies sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul dem "Tagesspiegel" (20. Juli). "Die Sicherheitslage ist kritisch - wie die wiederholten Entführungen von Ausländern zeigen -, aber insgesamt nicht so verheerend, dass wir unsere Arbeit nicht mehr leisten können." Die deutschen Entwicklungsprojekte seien unverzichtbar für die Befriedung Afghanistans, betonte die SPD-Politikerin. "Nur wenn wir den Wiederaufbau in die Fläche tragen, spüren auch größere Teile der Bevölkerung, dass es voran geht." Zur Debatte über eine Verlängerung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan sagte die SPD-Politikerin: "Wir müssen an der Seite der Afghanen stehen und dürfen uns nicht davonstehlen." Die Kriegsführung der US-Truppen kritisierte sie jedoch. Sie gefährdeten Zivilisten und damit den Erfolg des Einsatzes.
  • Bewaffnete Aufständische haben in Afghanistan offenbar eine Gruppe von rund 20 Südkoreanern entführt. Es sei sehr wahrscheinlich, dass rund 20 Südkoreaner, unter ihnen auch Frauen, in Afghanistan entführt worden seien, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul am 20. Juli. Der Gouverneur der südlich von Kabul gelegenen Provinz Ghasni, Miradschuddin Pattan, sagte, "Terroristen" hätten die südkoreanische Gruppe verschleppt, als sie am 18. Juli in der Provinz in einem Bus unterwegs gewesen sei.
  • Das Auswärtige Amt hält es nicht für erwiesen, dass radikal-islamische Taliban die beiden Deutschen in Afghanistan entführt haben. Außenamtssprecher Martin Jäger sagte am 20. Juli auf Anfrage, man habe zwar die jüngste Äußerung eines so genannten Sprechers der Taliban zur Kenntnis genommen. Aber im Raum stehe eine gegenteilige Erklärung vom Vortag. Darin habe ein Sprecher darauf hingewiesen, dass die entführten Deutschen nicht in der Hand der Taliban seien. "Hier besteht ein Widerspruch."
  • Der Afghanistan-Beauftragte der Vereinten Nationen, Tom Koenigs, hat an Deutschland appelliert, den Bundeswehreinsatz im Land ungeachtet der Entführung der beiden Deutschen fortzusetzen. "Wir sollten diesen Kurs fortsetzen, auch wenn es Gegenwind gibt, auch wenn wir mal schlechte Zeiten haben", sagte Koenigs am 21. Juli dem ARD-Hörfunkstudio in Kabul. Koenigs lobte sowohl das militärische Engagement im Rahmen der ISAf als auch die Hilfe der Bundeswehrsoldaten beim Wiederaufbau des Landes. Dem Deutschen zufolge befürwortet die Mehrheit der afghanischen Bevölkerung den internationalen Militäreinsatz und die ausländische Hilfe.
  • Die radikalislamischen Taliban haben nach eigenen Angaben einen der beiden in Afghanistan entführten Deutschen getötet. "Wir haben eine deutsche Geisel getötet", sagte Taliban-Sprecher Jusuf Ahmadi am 21. Juli der Nachrichtenagentur AFP in Kandahar. "Die zweite wird getötet, wenn uns die afghanischen oder deutschen Behörden nicht bis 13.00 Uhr (10.30 Uhr MESZ) kontaktieren." Beweise für die Tötung des Deutschen lieferten die Taliban nicht. Die Taliban hatten zuvor ein Ultimatum bis Samstagmittag (21. Juli) gestellt. Demnach sollten die Geiseln getötet werden, wenn die afghanische und die deutsche Regierung nicht den Taliban-Forderungen nachkommen sollten. Die Taliban fordern einen Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan und die Freilassung von inhaftierten Taliban-Rebellen.
    Einer der beiden in Afghanistan entführten Deutschen ist nach Erkenntnissen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier tot. Nach den vorliegenden Informationen müsse man davon ausgehen, dass einer der beiden Männer in der Geiselhaft gestorben sei, sagte Steinmeier am Abend des 21. Juli in Berlin.
  • FDP-Partei- und Fraktionschef Guido Westerwelle hat die Zustimmung der Liberalen zu einer Verlängerung der Mandate für die drei Bundeswehr-Einsätze in Afghanistan signalisiert. "Wir haben als FDP auch dem Tornado-Einsatz zugestimmt, weil wir darin einen Beitrag zur Vergrößerung der Sicherheit auch unserer eigenen Soldaten in Afghanistan sehen", sagte Westerwelle in einem Interview mit der "Bild am Sonntag", das am 21. Juli vorab verbreitet wurde. Ein plötzliches Ende des internationalen Engagements wäre "keine verantwortliche Politik", fügte der FDP-Chef hinzu.
  • In Afghanistan ist am 22. Juli nach Polizeiangaben die Leiche einer der beiden deutschen Geiseln gefunden worden. Dies sagte der Polizeichef der südlichen Provinz Wardak, Mohammed Hewas Maslum, der Nachrichtenagentur AFP. Der Tote sei im Bezirk Jaghato entdeckt worden. Der Polizeichef äußerte sich nicht zur Todesursache.
    Die beiden deutschen Bauingenieure, die an einem Dammprojekt arbeiteten, wurden am 18. Juli zusammen mit fünf afghanischen Kollegen in der Provinz Wardak entführt. Laut "Spiegel-Online" stammt der Verstorbene aus Mecklenburg-Vorpommern und litt an Diabetes. Er habe bereits am 20. Juli einen Schwächeanfall erlitten und sei dann gestorben, hieß es unter Berufung auf Sicherheitskreise in Kabul. Die "Bild am Sonntag" (22. Juli) berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, deutsche Behörden hätten den Leichnam untersucht und Schussverletzungen festgestellt. Das Außenministerium wollte den Bericht nicht kommentieren.
    Die Leiche der am 22. Juli in Afghanistan gefundenen deutschen Geisel ist laut afghanischen Sicherheitskräften mit einer Schusswunde am Kopf aufgefunden worden. Die Leiche habe "eine Schusswunde am Kopf", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter der Sicherheitskräfte, der nicht namentlich genannt werden wollte, am 22. Juli der Nachrichtenagentur AFP. Er konnte nicht sagen, ob die Wunde der Geisel vor oder nach dem Tod zugefügt wurde.
  • Trotz der jüngsten Entführungen stellt SPD-Chef Kurt Beck den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nicht in Frage. Im ZDF-Sommerinterview sagte Beck, der zivil-militärische Einsatz könne die afghanische Regierung stabilisieren, einen Friedensprozess einleiten und den Menschen Vertrauen einflößen. "Es ist die einzige Chance", betonte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident in dem am 22. Juli veröffentlichten Interview. Es gelte die versöhnungsbereiten Kräfte in einem stabilen Umfeld zusammen zu führen. Auf die Frage, ob die SPD-Bundestagsfraktion im Herbst der Verlängerung aller drei Mandate für den Afghanistan-Einsatz zustimmen wird, sagte Beck: "Wir sind mitten im einen Findungsprozess." Doch werde das begonnene Mandat nicht einfach in Frage gestellt.
  • In Pakistan haben Soldaten bei Gefechten nahe der Grenze zu Afghanistan nach eigenen Angaben 13 Anhänger der radikalislamischen Taliban getötet. Die Kämpfer hätten mehrere Kontrollposten im von Unruhen erschütterten Nord-Waziristan angegriffen, sagte Armeesprecher Generalmajor Waheed Arshad der Nachrichtenagentur AFP am 22. Juli. Die Sicherheitskräfte hätten sieben Kämpfer festgenommen. In der wichtigsten Stadt Nord-Waziristans, Miranshah, habe sich Morgen des 22. Juli eine Explosion ereignet, fügte Arshad hinzu. Dort seien auch heftige Gefechte im Gange, bei denen die Sicherheitskräfte Artillerie und Kampfhubschrauber einsetzten.
Montag, 23. Juli, bis Sonntag, 29. Juli
  • Die afghanische Botschafterin in Deutschland, Maliha Zulfacar, hat an die Bundesregierung appelliert, trotz der verschärften Sicherheitslage die Bundeswehr nicht aus Afghanistan abzuziehen. "Deutschland leistet mit seinem Engagement einen wichtigen Beitrag nicht nur zur Stabilisierung Afghanistans, sondern der gesamten Region", sagte Zulfacar der "Berliner Zeitung" (Ausgabe vom 23. Juli). Das deutsche Engagement habe im Norden des Landes sichtbare Erfolge gebracht. "Diese Erfolge aber wären bei einem Rückzug gefährdet."
  • Hinter der Entführung der beiden Deutschen in Afghanistan könnte nach Einschätzung der Afghanistan-Expertin Citha Maaß von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) eine paschtunische Bande stecken. Das sei durchaus denkbar, sagte Maaß der Nachrichtenagentur AFP am 23. Juli. Anders als bei einer Verschleppung durch die Taliban gäbe dies eher Anlass zur Hoffnung. Denn sollten die Deutschen bei ihrer Entführung auf Einladung eines Paschtunenstammes unterwegs gewesen sein, geböte es die Ehre, dass die Stammesältesten sich nun für eine Freilassung einsetzten. Gemäßigte Paschtunen könnten sich somit als Vermittler für die Freilassung der noch lebenden deutschen Geisel anbieten, sagte Maaß.
  • Angesichts der Entführung von 23 Südkoreanern in Afghanistan hat die Regierung in Seoul neue Regeln für Reisen in das Land am Hindukusch erlassen. Wer künftig ohne Genehmigung nach Afghanistan reist, müsse mit Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr oder Geldstrafen von umgerechnet bis zu 2300 Euro rechnen, teilte das Außenministerium am 23. Juli in Seoul mit. Das Gesetz soll am 24. Juli in Kraft treten. Ähnliche Regeln gelten bereits für den Irak und Somalia. Gleichzeitig forderte die Sprecherin des Außenministeriums alle Südkoreaner auf, die sich noch in Afghanistan aufhalten, das Land zu verlassen. Nach Schätzungen des Ministeriums sind dies rund 200 Zivilisten.
  • Der letzte König von Afghanistan, Mohammed Sahir Schah, ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Dies teilte Ministerpräsident Hamid Karsai am 23. Juli mit. Sahir Schah wurde 1973 bei einer Palastrevolte aus dem Amt getrieben und lebte fortan im Exil. Nach dem Sturz der Taliban kehrte er rund drei Jahrzehnte später nach Afghanistan zurück, um den Wandel zur Demokratie mit zu gestalten. Dabei galt er manchen als Hoffnungsträger für Einheit und nationale Versöhnung. Er spielte jedoch letztlich keine Rolle mehr in der afghanischen Politik.
  • Vor dem Hintergrund des Geiseldramas in Afghanistan sind neue Forderungen nach einer Ausweitung des Bundeswehr-Einsatzes in dem Land aufgekommen. Ein bis zwei zusätzliche Bataillone wären "einfach eine hervorragende Ergänzung", sagte der Kommandeur der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF, Dan McNeill, am 23. Juli im ARD-Hörfunk. Er verwies auf die "wunderbare Wirkung" der Bundeswehr-Truppe in Nordafghanistan. Er bat die Deutschen, zu überlegen, "wie viel wirkungsvoller sie mit ein paar Bundeswehrsoldaten mehr sein würde". Auch an andere europäische Staaten appellierte er, sich noch stärker in Afghanistan zu engagieren. Den Aufbau der afghanischen Polizei nannte er als ein vorrangiges Ziel.
  • Trotz der angespannten Sicherheitslage in Afghanistan hat sich die Kindernothilfe dafür ausgesprochen, die deutsche Entwicklungshilfe in dem Land am Hindukusch fortzusetzen. "Die Situation von Säuglingen und Kindern ist dramatisch, und vor allem die jungen Mütter brauchen weiterhin dringend unsere Begleitung und Beratung", erklärte der Auslandsvorstand der Organisation, Dietmar Roller, am 23. Juli. Nach aktuellen Zahlen der Vereinten Nationen (UN) sterbe in Afghanistan rund ein Viertel aller Kinder unter fünf Jahren. Jeder sechste Säugling erlebe seinen ersten Geburtstag nicht.
  • Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF haben bei einem Artilleriebeschuss in der ostafghanischen Provinz Kunar versehentlich ein Kind getötet. Die NATO-geführte ISAF teilte am 23. Juli mit, eine Untersuchung habe ergeben, dass Artilleriegranaten am vergangenen Samstag (21. Juli) nicht weit genug geflogen und vor der feindlichen Stellung eingeschlagen seien. Die wachsenden Opfer unter der Zivilbevölkerung bei Operationen ausländischer Truppen schüren in Afghanistan zunehmend Unmut.
  • In Afghanistan sind am 23. Juli sechs NATO-Soldaten getötet worden. Wie das Militärbündnis mitteilte, kamen allein bei einem Bombenanschlag auf ein Fahrzeug im Osten des Landes vier Soldaten ums Leben. Die norwegischen Streitkräfte meldeten den Tod eines Soldaten in der Provinz Logar. Ein sechster Soldat wurde im Süden Afghanistans getötet.
  • Eine Delegation von Ältesten und Geistlichen in Afghanistan hat sich am 24. Juli intensiv um die Freilassung von 23 verschleppten Südkoreanern bemüht. Er hoffe auf ein positives Ergebnis im Laufe des Tages, sagte der Abgeordnete Chial Mohammad Husseini. Die Entführer hatten das Ultimatum für ihre Forderung, die Geiseln gegen 23 inhaftierte Taliban-Kämpfer auszutauschen, am Vorabend um weitere 24 Stunden verlängert.
  • In der Provinz Ghasni demonstrierten mehr als 100 Menschen für die Freilassung der südkoreanischen Christen. Auch der stellvertretende Polizeichef der Provinz, Mohammad Saman, erklärte: "Wir wollen, dass die Taliban sie freilassen, weil sie unsere Gäste sind."
  • Bei Kämpfen im Süden des Landes wurden unterdessen bis zu 75 mutmaßliche Taliban getötet, wie die Behörden am 24. Juli mitteilten. In der Provinz Helmand wurden afghanische und Koalitionstruppen am 23. Juli von Aufständischen überfallen. Bei anschließenden Luftangriffen kamen nach Militärangaben mehr als drei Dutzend Angreifer ums Leben.
    In der Provinz Urusgan wurden binnen drei Tagen 26 Aufständische und zwei Polizisten getötet, wie die Polizei mitteilte. In der Provinz Kandahar fielen nach Angaben des Verteidigungsministeriums 13 mutmaßliche Taliban einem Militäreinsatz zum Opfer.
  • Der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Tom Koenigs, hat die Bundesregierung aufgefordert, die Anstrengungen für den Wiederaufbau in dem Land nicht zu reduzieren. Für die UNO komme es dieser schwierigen Phase darauf an, dass die Partnerländer und vor allem Deutschland "energisch den Kurs halten", sagte er am 24. Juli nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Afghanistan erwarte von der gesamten internationalen Gemeinschaft ein "langfristiges Engagement".
  • Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios vom 24. Juli gab es am 22. Juli einen telefonischen Kontakt zu der entführten deutschen Geisel. Die deutsche Botschaft habe versucht, dem Herzkranken die erbetenen Medikamente zukommen zu lassen. Es sei aber nicht bekannt, ob sie angekommen seien. Taliban-Sprecher Ahmadi sagte, der Mann leide an Diabetes. Er müsse meistens auf einer Trage von einem Ort zum anderen gebracht werden. Die Leiche des anderen deutschen Bauingenieurs, der in Geiselhaft gestorben war, soll am 25. Juli ausgeflogen und einen Tag später obduziert werden.
  • Das Ultimatum der Taliban zur Freilassung von 23 südkoreanischen Geiseln lief am Nachmittag des 24. Juli aus. Nach Angaben der Regierungsdelegation, die über die Freilassung der Südkoreaner verhandelte, verlangten die Taliban zuletzt, acht namentlich genannte Taliban im Austausch gegen acht Südkoreaner freizulassen.
  • Trotz der schlechten Sicherheitslage in Afghanistan verzeichnet der Handel zwischen Deutschland und dem asiatischen Land einem Zeitungsbericht starke Zuwächse. Im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von 202,6 Millionen Euro nach Afghanistan exportiert, wie die in Essen erscheinende "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (Ausgabe vom 25. Juli) unter Berufung auf neueste Zahlen des Statistischen Bundesamtes berichtet. Im Jahr 2005 habe das Exportvolumen dagegen 122 Millionen Euro betragen, im Jahr 2004 lediglich 95 Millionen Euro. Begehrteste Artikel aus Deutschland waren am Hindukusch im vergangenen Jahr Autos und Automobilzubehör für 54 Millionen Euro, wie das Blatt weiter schreibt. 26 Millionen Euro seien mit technischen und elektronischen Geräten eingenommen worden. Der Export von 11 800 Tonnen Nahrungsmitteln habe der deutschen Wirtschaft 21,5 Millionen Euro eingebracht.
  • Ein deutscher Journalist ist im Osten Afghanistan möglicherweise entführt worden. Der Gouverneur der Provinz Kunar, Shalezai Dedar, sagte der dpa, der Reporter und sein Übersetzer seien im Dorf Sangar im Distrikt Wadapur zum Übernachten in ein Haus eingeladen worden. In der Nacht hätten Rebellen die beiden nach Aussage eines Dorfbewohners verschleppt. Bei dem deutschen Journalisten handelt es sich offenbar um den Reporter eines Wochenmagazins.
  • Ein in der Nacht zum 25. Juli in der afghanischen Unruheprovinz Kunar entführte deutsche Journalist ist nach Angaben des Provinzgouverneurs wieder frei. Auch sein afghanischer Begleiter befinde sich nach Vermittlungen örtlicher Stammesführer auf freiem Fuß, sagte der Gouverneur der östlichen Provinz Kunar, Schalisai Didar, am 25. Juli der Nachrichtenagentur AFP. Beide Männer seien wohlauf und bei guter Gesundheit.
  • Vor dem Hintergrund der jüngsten Geiselnahmen in Afghanistan macht sich Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) für einen Verbleib der Bundeswehr in dem Land am Hindukusch stark. Ein militärischer Rückzug wäre "ein Sieg der Terroristen und eine Ermutigung für Gewalttäter" mit "kaum abschätzbaren Folgen auch für uns in Europa und in Deutschland", sagte Wieczorek-Zeul der "Passauer Neuen Presse" vom 25. Juli. Sie kritisierte auch amerikanische Überlegungen für einen Militärangriff in Pakistan. "Wohin ein Militärschlag führen würde, der offenbar von einigen in den USA erwogen wird, hat man im Irak gesehen", sagte sie. Vielmehr müsse der pakistanischen Präsident Pervez Musharraf gestärkt werden.
  • Verwirrung über einen neuen Entführungsfall in Afghanistan: Am Morgen des 25. Juli hieß es, ein deutscher Journalist sei entführt worden. Laut Medienberichten sollte es sich dabei um den "Stern"-Journalisten Christoph Reuter handeln. Am Mittag dann wurde zunächst seine Freilassung gemeldet, die aber vom Auswärtigen Amt unbestätigt blieb. Der "Stern" erklärte, Reuter sei zu keiner Zeit entführt gewesen.
  • Ein dänischer Journalist afghanischer Abstammung ist am 25. Juli in der afghanischen Provinz Kunar einem Entführungsversuch entkommen. Das teilte das dänische Außenministerium in Kopenhagen mit. Der Journalist habe sich in eine örtliche Polizeistation gerettet und sich von dort telefonisch bei der dänischen Botschaft in Kabul gemeldet. Der Name des Journalisten wurde nicht bekannt gegeben.
  • Der italienische Außenminister Massimo D'Alema hat sich für ein Ende des Anti-Terror-Einsatzes "Operation Enduring Freedom" (OEF) in Afghanistan ausgesprochen. Stattdessen solle die NATO-geführte Internationale Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) ausgebaut werden, sagte er am 25. Juli vor Abgeordneten in Rom nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ANSA. Seinen Vorschlag begründete D'Alema mit der zunehmenden Zahl ziviler Opfer bei Einsätzen gegen die Taliban. Dies sei moralisch "nicht hinnehmbar". Die Opfer "sind politisch eine wahre Katastrophe und führen zu starken Spannungen zwischen der afghanischen Regierung und den internationalen Truppen", fügte der Minister hinzu.
  • Die afghanische Polizei hat am 25. Juli die von Kugeln durchsiebte Leiche eines entführten Südkoreaners geborgen. Der Leichnam weise zehn Einschüsse in Kopf, Brust und Bauch auf, sagte Polizeisprecher Abdul Rahman. Ein mutmaßlicher Taliban-Sprecher hatte zuvor gesagt, eine der 23 Geiseln sei getötet worden, weil die Forderungen der Organisation nach Freilassung von inhaftierten Gesinnungsgenossen nicht erfüllt worden sei. Der Leichnam sei in der Provinz Ghasni im Bezirk Karabach gefunden worden, sagte Rahman. Ein anderer Polizeisprecher berichtete, ihm sei mitgeteilt worden, die geschwächte Geisel sei getötet worden, weil sie nicht mehr habe laufen können. Yonhap berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, acht der Verschleppten seien auf freien Fuß gesetzt worden und würden zu einem US-Militärstützpunkt in Ghasni gebracht. Westliche Kreise bestätigten, dass einige der Geiseln freigelassen wurden. Eine genaue Zahl nannten sie nicht.
  • Die Talibanrebellen haben nach Aussage eines ihrer Milizenchefs die Order, möglichst viele Ausländer in Afghanistan zu verschleppen. Mansur Dadullah erklärte in einer am Abend des 25. Juli vom BBC-Fernsehen auf Channel 4 ausgestrahlten Sendung außerdem, dass die Taliban zur Enthauptung von Geiseln Kinder einsetzen wollten. Kinder sollten eine militärische Ausbildung gegen die "grausamen Invasoren und Ungläubigen" bekommen. Die Tötung von "Ungläubigen und Spionen" werde die Kinder "tapfer" machen, fügte Dadullah hinzu. Die Geiselnahme von Ausländern seien ein geeignetes Mittel, um die Freilassung inhaftierter Taliban zu erreichen.
  • Afghanische und US-geführte Truppen haben im Süden Afghanistans mehr als 25 mutmaßliche Taliban getötet. Bei den mehr als zwölfstündigen Gefechten in der Provinz Helmand seien außerdem "16 Verstecke der Taliban sowie drei feindliche Motorräder und drei feindliche Lastwagen zerstört" worden, teilten die Koalitionstruppen am 26. Juli mit. Die alliierte Luftwaffe habe zwei Bomben auf feindliche Stellungen geworfen. Zivilisten seien bei den Kämpfen in der Nähe des Dorfs Kalehje Gas nicht getötet worden. - Insgesamt seien bei Gefechten im Bezirk Musa Kala seit Sonntag (22. Juli) mehr als 160 Aufständische getötet worden.
  • Die Bundesregierung geht trotz des Widerstands aus der Opposition und Teilen der SPD von einer Verlängerung aller drei Afghanistan-Mandate aus. "Wir planen im Moment drei separate Mandate, die zur Verlängerung anstehen", sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg am 26. Juli in Berlin. Das Kabinett werde nach den für Anfang September angesetzten Fraktionsklausuren einen Vorschlag zur Fortführung des deutschen Engagements in Afghanistan machen. Die Entscheidung über die Bundeswehr-Mandate für die ISAF-Schutztruppe, die US-geführte Operation "Enduring Freedom" und über den Tornado-Einsatz wird im Herbst im Bundestag gefällt.
  • Bei einem Gefecht in Afghanistan ist am 26. Juli ein britischer Soldat getötet worden, wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte. Er habe dabei geholfen, eine Brücke nahe der Ortschaft Gereschk in der Provinz Helmand zu sichern. Seit 2001 sind damit in Afghanistan 66 britische Soldaten ums Leben gekommen.
  • Im Geiseldrama um die in Afghanistan verschleppten 22 Südkoreaner haben die Taliban ihr Ultimatum bis Freitag, 27. Juli, 09.30 Uhr MESZ, verlängert. "Auf Antrag des Innenministeriums, das von uns mehr Zeit verlangt hat, haben wir unser Ultimatum bis zum (Freitag) Mittag (Ortszeit) verlängert", sagte Talibansprecher Jussuf Ahmadi der Nachrichtenagentur AFP am 26. Juli.
  • Weiter Rätselraten über den Tod der deutschen Afghanistan-Geisel: Eine Obduktion in Köln am 26. Juli hat die Todesursache noch nicht abschließend geklärt. Dies teilte das Auswärtigen Amts am Abend des 26. Juli auf Nachfrage mit. "Ein endgültiges Untersuchungsergebnis ist frühestens Ende nächster Woche zu erwarten", erklärte Ministeriumssprecher Martin Jäger.
  • Eine der in Afghanistan entführten Südkoreanerinnen hat eindringlich um Hilfe gefleht. "Wir machen hier eine sehr schwere Zeit durch - bitte helfen Sie uns", sagte die Frau dem US-Fernsehsender CBS in einem Telefoninterview, das am 26. Juli auf der Website des Senders veröffentlicht wurde. "Wir alle bitten Sie, uns zu helfen, damit wir so schnell wie möglich hier rauskommen", zitierte CBS die Frau, deren Namen mit Yo Cyun Ju angegeben wurde. "Wir sind alle krank und in einem sehr schlechten Zustand", fügte sie hinzu und bat die Regierung in Seoul und die internationale Gemeinschaft, ein Abkommen zu ihrer Freilassung zu vereinbaren. Der Sender hatte die Frau nach eigenen Angaben am Abend des 25. Juli gesprochen. Das Gespräch sei mit den Taliban vereinbart worden, die die Frau und 21 Leidensgenossen seit vergangener Woche in ihrer Gewalt haben.
  • Bei Luftangriffen afghanischer und NATO-Soldaten sind in einem Dorf im Süden Afghanistans neben 50 mutmaßlichen Taliban Dutzende Zivilpersonen getötet worden, wie örtliche Behörden am 27. Juli berichteten. Unter den Opfern seien Frauen und Kinder. Den Angaben zufolge kam es am Abend des 26. Juli in der Ortschaft Kumbarak in der Provinz Helmand zu Kämpfen zwischen Aufständischen und den Streitkräften, die daraufhin Luftangriffe flogen. Die ISAF erklärte, sie gehe den Berichten nach. NATO-Truppen hätten die Bewohner aufgefordert, ihre Häuser wegen der Kämpfe zu verlassen, sagte der Behördenchef des Bezirks Gereschk, Abdul Manaf Chan. Bei den Luftangriffen seien 50 Taliban und 28 Zivilpersonen ums Leben gekommen, berichtete Chan unter Berufung auf Angaben von Einwohnern. Die Leichen seien bereits bestattet worden, die Kämpfe dauerten noch an. Ein Mitglied des Bezirksrats von Gereschk, Malim Mirwali, und ein weiterer Einwohner sprachen von mehr als 40 getöteten Zivilpersonen.
  • In Afghanistan sind am 27. Juli nach NATO-Angaben drei Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe ISAF, ein afghanischer Soldat sowie mehrere Aufständische getötet worden. "Ich kann den Tod zweier ISAF-Soldaten im Osten Afghanistans am heutigen Tag bestätigen", sagte ein Sprecher im ISAF-Hauptquartier am 27. Juli in der afghanischen Hauptstadt Kabul. In einer Erklärung der ISAF wird der Tod eines dritten NATO-Soldaten im Süden des Landes mitgeteilt.
  • Bei einem Raketenangriff im Süden Afghanistans ist ein britischer Soldat getötet worden, wie das Verteidigungsministerium in London am 28. Juli mitteilte. Der Fernmeldespezialist war den Angaben zufolge am Einsatz gegen die Taliban im Gereschk-Tal in der Provinz Helmand beteiligt.
    Die Zahl der seit November 2001 in Afghanistan getöteten britischen Soldaten erhöhte sich damit auf 67.
  • Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat sich offen für die Entsendung weiterer deutscher Soldaten und Polizisten nach Afghanistan gezeigt. Gesellschaft und Regierung müssten stabilisiert und afghanische Sicherheitskräfte intensiver ausgebildet werden, damit sie selbst für Sicherheit sorgen könnten, sagte Beck der "Bild am Sonntag" laut Vorabmeldung vom 28. Juli. "Daher werden wir auch die Frage diskutieren, ob wir mehr Soldaten und Polizisten entsenden müssen."
  • Deutsche Soldaten sollten nach dem Willen von ISAF-Kommandeur Dan McNeill in ganz Afghanistan eingesetzt werden. "Sie könnten überall nützlich sein - im Norden, Süden, Westen, Osten", sagte der Kommandeur der internationalen Schutztruppe der Tageszeitung "Die Welt" (Ausgabe vom 28. Juli). Nicht nur im Norden des Landes, auf den die Bundeswehr ihren Einsatz fokussiert, würden zusätzliche Soldaten die Sicherheitslage verbessern, erklärte der US-General.
    McNeill hatte Anfang der Woche in einem ARD-Interview eine Aufstockung des Bundeswehrkontingents gefordert. "Wenn die Bundeswehr sich darüber klar wäre und der Bundestag zustimmen würde, dann wären ein, zwei zusätzliche Bataillone hier einfach eine hervorragende Ergänzung", hatte er erklärt. Jetzt ergänzte er in der "Welt": "Ich nehme natürlich auch vier Brigaden. Aber ich habe nicht gesagt, dass ich mir vier Brigaden von der Bundeswehr wünsche." McNeill erklärte, es fehlten leicht bewegliche Truppen und Hubschrauber. Positiv bewertete er den Einsatz der deutschen Tornados. Sie seien eine lebenswichtige Ressource. "Sie decken ein großes Gebiet ab und versorgen uns mit aktuellen Bildern darüber, was gerade passiert."
  • Vor dem Hintergrund der jüngsten Entführungsfälle in Afghanistan will die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) künftig vermehrt mit Warlords und gemäßigten Taliban sprechen, also mit den Verantwortlichen vor Ort, wie ihre Vorsitzende Ingeborg Schäuble am 28. Juli im Südwestrundfunk erklärte. Das tue die DWHH auch in Afrika, etwa in der sudanesischen Provinz Darfur, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Außerdem würden die Mitarbeiter in Sicherheitsfragen geschult, um zu wissen, wie sie sich im Notfall verhalten sollen. Die Lage in Afghanistan sei ziemlich düster, weil die Menschen langsam verzweifelten, sagte Schäuble. Zwar gebe es einen Boom in der Hauptstadt Kabul und in den großen Städten. Aber auf dem Land habe sich nicht viel getan. Die Bauern klagten darüber, dass alles zerstört sei und versuchten, mit Mohnanbau zu Geld zu kommen. Die versprochenen Hilfsgelder kämen nicht an, habe sie im Gespräch mit afghanischen Bauern erfahren. "Die Menschen sind unzufrieden und werden deswegen natürlich auch Opfer von Propaganda. Deswegen sind wir relativ pessimistisch." Die DWHH schließe aber ihre laufenden Projekte ab und arbeite da weiter, wo ausreichend Sicherheit bestehe.
  • Im Streit über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr hat sich Kanzleramtsminister Thomas de Maizière für die Verlängerung aller drei Mandate ausgesprochen. "Die Lage in Afghanistan braucht weiter alle drei Mandate, die wir jetzt schon haben: ISAF, die Tornado-Aufklärungsflugzeuge und die Antiterroroperation OEF", sagte der CDU-Politiker in einem am 28. Juli vorab veröffentlichten Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
  • Die Bemühungen um die Freilassung von 22 in Afghanistan entführten Südkoreanern sind nach Behördenangaben vom 29. Juli keinen entscheidenden Schritt weitergekommen. Bislang gebe es keine Ergebnisse, sagte ein Sprecher der Provinzregierung in Ghasni. Der selbst ernannte Taliban-Sprecher Kari Jusef Ahmadi sagte unterdessen, die Taliban hätten eine Liste mit 23 inhaftierten Aufständischen übergeben, deren Freilassung im Austausch für die Südkoreaner gefordert werde. Die Regierung habe erklärt, sie brauche Zeit. Die gefangenen Taliban würden aber bald freigelassen. Die Taliban hätten ihre Forderungen vorgelegt und müssten nicht mehr verhandeln, sagte Ahmadi.
  • Bei einem Anschlag mutmaßlicher Taliban-Rebellen auf einen Autokonvoi im Süden Afghanistans sind mindestens 12 afghanische Zivilisten getötet worden. Weitere acht Menschen wurden nach Angaben der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe ISAF verletzt. Radikal-islamische Taliban hätten den zivilen Konvoi aus einem Hinterhalt überfallen. Vier Autos seien zerstört worden. Anschließend seien die Angreifer geflohen, teilte die ISAF am 29. Juli mit.
  • Die NATO will nach Worten ihres Generalsekretärs künftig bei ihrem Vorgehen gegen die radikalislamischen Taliban in Afghanistan auch kleinere Bomben einsetzen, um so die Zahl der getöteten Zivilisten zu senken. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte in einem am 29. Juli veröffentlichten Interview der "Financial Times", die Anzahl der bei den Kämpfen zwischen der Allianz und den Taliban ums Leben gekommenen Zivilisten habe dem Ansehen der NATO geschadet. Allerdings könne auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden, dass Zivilisten getötet würden.
Montag, 30. Juli, bis Dienstag, 31. Juli
  • Grünen-Parteichef Reinhard Bütikofer hat sich für ein stärkeres Engagement beim zivilen Aufbau in Afghanistan ausgesprochen. "Am zivilen Aufbau hängt alles. Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören der Aufbau einer funktionstüchtigen afghanischen Polizei und einer verlässlichen Armee", sagte Bütikofer der "Rheinischen Post" (Ausgabe vom 30. Juli). Bei beiden Aufgaben habe die internationale Hilfe nicht das gebracht, was man sich vorgenommen habe. "Das deutsche Engagement beim Polizeiaufbau wird zwar in seiner Qualität gelobt, aber in seinem Umfang ist es nicht befriedigend gewesen", sagte Bütikofer weiter. "Deshalb ist es durchaus sinnvoll, noch mehr Wert auf den Aufbau der Polizei zu legen."
  • Die Bundesregierung ist offen für die Entsendung weiterer Soldaten nach Afghanistan. Man müsse mit den Verantwortlichen in der internationalen Schutztruppe ISAF und den Partnern in der NATO klären, ob es Aufgaben gebe, die Deutschland verstärkt übernehmen soll, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am 30. Juli in Berlin. Außerdem müsse geprüft werden, ob die Bundeswehr über die entsprechenden Fähigkeiten verfüge. "Der Zeitpunkt ist jetzt noch gekommen, um das abschließend zu entscheiden", betonte Steg. Die Union wäre nach den Worten ihres Fraktionschefs Volker Kauder bereit, einer Entsendung zusätzlicher Soldaten zuzustimmen. "Wenn die Bundesregierung es für nötig hält, das deutsche Kontingent aufzustocken, dann ist dies aus meiner Sicht auch richtig", sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung. Kauder sagte, für die Sicherheit in Deutschland sei der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr sehr wichtig. Die Bundestags-Mehrheit für die Verlängerung des Mandats im September sei daher gesichert: "Die SPD wird sicher noch intensive Diskussionen führen. Aber ich rechne nur mit wenigen Gegenstimmen." Solange die Taliban nicht besiegt seien, komme ein Rückzug nicht in Frage: "Denn die Folge wäre, dass die Terror-Gefahr in Europa dramatisch steigt."
  • Bei seinem Antrittsbesuch in den USA hat der britische Premierminister Gordon Brown Forderungen nach einer politischen Abgrenzung von Washington zurückgewiesen. Die Partnerschaft zwischen beiden Ländern werde "in den kommenden Jahren noch stärker werden", sagte Brown am 30. Juli nach einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in Camp David. Brown legte ein klares Bekenntnis zur Sonderstellung der USA in der britischen Außenpolitik ab. Das Verhältnis zu Washington sei Großbritanniens "wichtigste bilaterale Beziehung". Im Mittelpunkt der Gespräche standen neben bilateralen Fragen die Lage im Irak, in Darfur und in Afghanistan. Brown und Blair traten Spekulationen entgegen, ihr Verhältnis sei wegen des schwierigen Einsatzes im Irak gestört. Brown betonte, er habe keinen Zweifel, dass das Terrornetzwerk El Kaida im Irak agiere. Die britischen Einsatzkräfte würden sich erst dann "aus dem Kampf zurückziehen", wenn die irakische Armee "stark genug ist, sich dieser Bedrohung entgegenzustellen". Zuvor hatte sein Sprecher Berichte zurückgewisen, London wolle bald seine 5500 Soldaten abziehen. Der US-Präsident machte deutlich, dass er mit dem Beistand der Briten rechne: "Ich habe keine Zweifel, dass Gordon Brown versteht, dass ein Scheitern im Irak eine Katastrophe für die Sicherheit unserer beiden Länder wäre."
  • Nach dem Ablauf weiterer Ultimaten haben die afghanischen Taliban nach eigenen Angaben eine zweite von ursprünglich 23 südkoreanischen Geiseln erschossen. Dies sei eine Reaktion auf die gescheiterten Verhandlungen mit der Regierung, sagte ein Taliban-Sprecher laut AFP vom 30. Juli. Die afghanischen Behörden haben die Tötung einer zweiten südkoreanischen Geisel durch die Taliban am 31. Juli bestätigt.
  • Kämpfer der radikal-islamischen Taliban haben bei einem Überfall auf einen Materialtransport für die internationalen Truppen im Süden Afghanistans 13 afghanische Wachmänner getötet. Wie die Polizei am 30. Juli in Kandahar mitteilte, war der Konvoi auf dem Weg von der Hauptstadt Kabul in die unsichere südliche Provinz Kandahar. Acht weitere Wachmänner einer privaten Sicherheitsfirma seien verletzt worden, sagte der Chef der Straßenpolizei. Bei dem anschließenden Feuergefecht seien auch fünf Talibankämpfer getötet worden. Zwei Lastwagen seien zerstört worden.
  • Auch nach der Ermordung einer zweiten südkoreanischen Geisel will die afghanische Regierung Härte zeigen. Die von den Kidnappern geforderte Freilassung inhaftierter Taliban stehe nicht zur Debatte, sagte ein Sprecher von Präsident Hamid Karsai am 31. Juli.
  • Soldaten der US-geführten Koalitionstruppen in Afghanistan sind am 31. Juli erneut Ziel eines Selbstmordanschlags geworden. Bis zu zehn Menschen wurden verletzt. Der Attentäter brachte seine Autobombe in der Nähe eines Militärkonvois in einem Außenbezirk von Kabul zur Explosion. Unter den Verletzten waren nach Angaben der NATO sieben Zivilpersonen. Außerdem wurden drei Soldaten verwundet, wie die US-Streitkräfte mitteilten.
  • An der Grenze zu Afghanistan sind vier pakistanische Soldaten entführt worden. Die Soldaten seien auf dem Weg von der Garnisonsstadt Bannu in die Unruheprovinz Nord-Waziristan an der afghanischen Grenze verschleppt worden, sagte am 31. Juli ein hochrangiger Armeeangehöriger. Die Armee bemühe sich um ihre Befreiung. Unterdessen wurden bei Kämpfen mit pakistanischen Soldaten 15 mutmaßliche Kämpfer der radikalislamischen Taliban getötet. Nach dem Angriff der Taliban auf einen Kontrollposten in Banda in einem Stammesgebiet sei es zu sechsstündigen erbitterten Kämpfen gekommen, sagte ein Armeesprecher. Dabei seien auch Armeehubschrauber zum Einsatz gekommen. Zwei Angreifer wurden demnach verletzt und danach festgenommen.
  • Zwei Wochen nach der Entführung eines deutschen Ingenieurs in Afghanistan ist ein Video mit Aufnahmen der Geisel aufgetaucht. Der arabische Sender Al Dschasira strahlte am 31. Juli den Film aus, der den Deutschen in einer Bergregion zeigt, umgeben von mehreren maskierten Taliban-Kämpfern. Einige von diesen tragen Gewehre und Abschussgeräte für Granaten. Die mit einer dicken Jacke und einer Jeans bekleidete Geisel scheint in die Kamera zu sprechen. Die bewegten Bilder enthielten jedoch keinen Ton. Al Dschasira berichtete, die Geisel habe an die deutsche Regierung appelliert, seine Freilassung zu erreichen. Auch habe er Deutschland und die USA aufgefordert, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.
    Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Jäger, erklärte auf Anfrage in Berlin, das ausgestrahlte Video sei "ein gezielt lanciertes Dokument der Einschüchterung". Die Experten des Krisenstabes seien dabei, die Videobotschaft sorgfältig zu analysieren und auszuwerten.
  • Das Weiße Haus hat am 31. Juli beim US-Kongress zusätzlich 5,3 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) für die Anschaffung neuer Militärfahrzeuge beantragt, die die Soldaten im Irak besser gegen Bomben schützen sollen. Bereits bewilligt sind 5,6 Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) für den Kauf von 6.400 minensicherer Fahrzeuge. Die neue Forderung ist nicht in den 141,7 Milliarden Dollar (103 Milliarden Euro) enthalten, die das Pentagon für die Militäreinsätze in Irak und Afghanistan für das am 1. Oktober beginnende Haushaltsjahr veranschlagt. Anschläge auf Militärfahrzeuge mit an Straßen versteckten Bomben haben im Irak hohe Verluste der US-Streitkräfte verursacht.
  • In der südlichen Provinz Kandahar schlugen Polizisten am 31. Juli einen Angriff von Taliban zurück. Nach Angaben des Innenministeriums (vom 1. Aug.) kamen dabei zehn Angreifer und ein Polizist ums Leben. Seit Jahresbeginn wurden bei Militäreinsätzen und Angriffen in Afghanistan nach offiziellen Angaben mehr als 3.500 Menschen getötet, die meisten von ihnen Aufständische.


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