Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Chronik des Krieges gegen Afghanistan

März 2004

1. bis 7. März
  • Bei Zusammenstößen zwischen afghanischen Rekruten und Teilnehmern einer Prozession schiitischer Muslime in Kabul sind nach Angaben der internationalen Schutztruppe IFOR am 1. März eine Person getötet und mindestens drei weitere Menschen verletzt worden. Die Polizei sprach von 16 Verletzten, bestritt aber, dass es einen Toten gegeben habe. Zu der Auseinandersetzung kam es den Berichten zufolge, als hunderte gläubiger Schiiten an einer Militärschule vorbeizogen. Die Rekruten sollen sich abfällig über den schiitischen Glauben geäußert haben. Die Teilnehmer der Prozession hätten Schusswaffen und Handgranaten mit sich geführt und das Feuer eröffnet, sagte ein Polizeisprecher. Die Verletzten seien alles Rekruten.
  • Die US-geführten Streitkräfte in Afghanistan haben eine Änderung ihrer Strategie beim Kontakt zur einheimischen Bevölkerung angekündigt. Einzelne Einheiten würden von nun an für die Dauer von bis zu einer Woche in kleinere Ortschaften im Südosten des Landes entsandt, um intensivere Beziehungen zur Bevölkerung aufzubauen, sagte ein US-Militärsprecher am 2. März in Kabul. Der Prozess habe bereits begonnen und "gewinnt an Fahrt". Teil des Konzeptes sei es auch, bestimmte Einheiten nach gewisser Zeit immer wieder in denselben Ort zurückzuschicken, um persönliche Beziehungen zu vertiefen, sagte der Sprecher weiter. Ziel der neuen Strategie sei es, verbliebene Kämpfer der Taliban-Miliz und Mitglieder des Terrornetzwerkes El Kaida besser aufspüren zu können.
  • Im Kampf gegen den Drogenschmuggel aus Afghanistan kritisierten die Vereinten Nationen den Nachbarstaat Turkmenistan scharf. "Die Nachbarländer können nicht passiv bleiben", erklärte der Sekretär des Internationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB), Herbert Schaepe, bei der Vorstellung des Jahresberichts in Berlin am 3. März. Turkmenistan drohe ein "Schwachpunkt" im internationalen Kampf gegen Drogen zu werden. Die Regierung Turkmenistans weigert sich der Studie zufolge, Statistiken über den massiven Drogenschmuggel aus und nach Afghanistan zu veröffentlichen - trotz einer 700 Kilometer langen gemeinsamen Grenze. Afghanistan ist der größte Opium-Produzent der Welt. Mehr als zwei Drittel des illegalen Opiums stammen aus dem Land am Hindukusch.
  • In Afghanistan haben nach offiziellen Angaben sechs Parteien ihre Anträge auf Registrierung für die Mitte des Jahres geplante Parlamentswahl eingereicht. Nach genauer Prüfung würden die Organisationen voraussichtlich in Kürze zugelassen, teilte der stellvertretende Justizminister Mohammed Kasim Haschimi am 3. März in Kabul mit. Keine der Parteien habe einen militärischen Hintergrund. Im ganzen Land sei bislang allerdings noch keine einzige politische Partei offiziell registriert. Zwei Organisationen ehemaliger schiitischer Mudschahedin aus der Hasara- Volksgruppe haben sich nach eigenen Angaben ebenfalls um eine Zulassung beworben.
  • US-Außenminister Colin Powell besucht Ende März Berlin, um an der dritten internationalen Afghanistan-Konferenz teilzunehmen. Auch bilaterale Gespräche seien geplant, teilte das US-Außenamt am 3. März in Washington mit. Die Afghanistan-Konferenz wird am 31. März und 1. April in der Bundeshauptstadt stattfinden. Auf der Konferenz sollen nach Angaben der Bundesregierung politische und finanzielle Weichen gestellt werden.
  • Bei einem Angriff mutmaßlicher Taliban-Kämpfer auf einen Militärposten nahe der Grenze zu Pakistan sind mindestens sieben afghanische Soldaten getötet worden. Wie der Militärbefehlshaber der Provinz Kandahar, Chan Mohammed, am 4. März mitteilte, kamen die Angreifer aus Pakistan. Ein Soldat werde nach dem Zwischenfall am Abend des 3. März im Bezirk Muraf noch vermisst. Ein Anrufer, der vorgab für die Taliban zu sprechen, sagte der Nachrichtenagentur AP, seine Kämpfer seien für den Angriff verantwortlich. Er kündigte weitere Angriffe an. Auch Mohammed machte die Taliban verantwortlich.
  • US-geführte Truppen haben nach Angaben einer Hilfsorganisation den Zugang zur südostafghanischen Bergregion Tora Bora abgeriegelt. Bewohner der Region hätten berichtet, einheimische und US-Soldaten blockierten den Zugang zu Tora Bora und zum Bezirk Paschir Agam südlich von Dschalalabad, sagte ein Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisation am 4. März in Kabul, der anonym bleiben wollte. Die US-Armee wollte die Informationen nicht kommentieren.
  • Mit ihrem bislang größten gemeinsamen Einsatz wollen die Internationale Afghanistanschutztruppe ISAF und die afghanische Polizei Attentäter von der Hauptstadt Kabul fernhalten und die Sicherheit erhöhen. ISAF-Soldaten und Polizisten würden Kontrollposten einrichten und Autos überprüfen, sagte ein ISAF-Sprecher am 4. März. Dabei werde nach "mutmaßlichen Terroristen" und organisterten Kriminellen gefahndet sowie unter anderem nach Schmuggelware und Sprengstoff gesucht.
  • Bei einem Hinterhalt mutmaßlicher Taliban-Kämpfer in Afghanistan sind am 5. März ein türkischer Techniker und ein einheimischer Soldat getötet worden. Ein weiterer Türke sowie der afghanische Fahrer seien entführt worden, sagte der Gouverneur der Provinz Ghasni, Hadschi Hassadullah, der Nachrichtenagentur AFP. Demnach legten die mutmaßlichen Taliban den Hinterhalt auf der Straße zwischen Kabul und Kandahar im Süden des Landes. Die beiden Techniker hätten im Ort Scha Dschoy in der Provinz Sabul gearbeitet. Nachdem sie den Ort verlassen hätten, seien sie am Nachmittag in den Hinterhalt geraten. Wohin die Entführer ihre Geiseln brachten, sei unbekannt.
  • US-Außenminister Colin Powell wird Mitte März die südasiatischen Staaten Indien, Pakistan und Afghanistan besuchen. Das verlautete am 5. März aus dem Außenministerium in Washington. Powell werde am 14. März zu der Reise aufbrechen. Bei den Gesprächen in den drei Staaten wird es den Angaben zufolge um den Kampf gegen den Terror sowie aktuelle Fragen der Region gehen.
  • US-Soldaten haben in Afghanistan bei ihrem Einsatz gegen mutmaßliche Taliban-Kämpfer neun Angreifer erschossen. Bei einer weiteren Militäroperation im Südosten des Landes seien 14 Verdächtige festgenommen worden. Das sagte US-Militärsprecher Bryan Hilferty am 6. März vor Journalisten in der Hauptstadt Kabul. Zudem sei dabei ein umfangreiches Waffenarsenal sichergestellt worden. Nach Angaben von Hilferty waren US-geführten Truppen am 5. März in Orgun in der Provinz Paktika von einer Gruppe von rund 40 Angreifern attackiert worden. Bei dem anschließenden Gefecht seien neun der Angreifer getötet worden. Auf Seiten der US-Armee habe es keine Opfer gegeben. Einen Tag zuvor waren nach Angaben des US-Sprechers bei einem Einsatz in der südostafghanischen Provinz Chost 14 Miliz-Kampfer festgenommen worden. Zudem seien nach Geheimdienstinformationen zahlreiche Waffen, darunter rund 100 Panzerabwehrraketen, entdeckt worden.
  • In der südlichen Provinz Sabul erschossen bewaffnete Männer drei Menschen, darunter einen Mitarbeiter des Roten Halbmondes. Der Mediziner und Leiter des örtlichen Büros des Roten Halbmondes sei am 6. März auf dem Heimweg getötet worden, teilte die Provinzregierung mit. Sein Bruder, der mit ihm im Wagen saß, habe den Angriff unverletzt überlebt.
  • Osama bin Laden ist nach Angaben eines afghanischen Regionalpolitikers auf der Suche nach einem "sicheren Versteck". Wie der Bezirkschef von Paschir Agam, Hadschi Abdullah, am 6. März sagte, entkam Bin Laden Ende Februar der pakistanischen Militäroffensive an der Grenze zu Afghanistan und dränge nun führende Taliban-Vertreter, ihm ein "sicheres Versteck" zu suchen. Dafür habe er ein Dringlichkeitstreffen im pakistanischen Quetta einberufen.
  • Stammesführer in der westpakistanischen Grenzregion zu Afghanistan haben die Schaffung einer eigenen Miliz zur Fahndung nach Mitgliedern des El-Kaida-Netzwerks in der Region angekündigt. Dies sei bei einer Versammlung von rund 10.000 Angehörigen des Waziri-Stammes in Wana in der halbautonomen Region Süd-Waziristan am 7. März beschlossen worden, sagte der pakistanische Senator Ajmal Khan vor Journalisten. Es sei die Hoffnung der Waziris, dass mit der Aufstellung der 600 Mann starken Miliz die von der Regierung in Islamabad veranlassten Militäroperationen in der Region endeten.
8. bis 14. März
  • Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat nach einer Meldung von AFP vom 8. März den US-Streitkräften in Afghanistan die Misshandlung von Gefangenen und Zivilisten vorgeworfen. Die Organisation wirft den US-Truppen vor, Menschen unter Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien festzuhalten und ihnen Rechtsbeistand, Familienbesuche und Gerichtsverfahren zu verweigern. "Das von den USA angewandte System von Festnahme und Gefangennahme in Afghanistan befindet sich jenseits von Recht und Gesetz", kritisierte der Vorsitzende der Asien-Sektion von Human Rights Watch, Brad Adams. US-Soldaten hätten bei ihren Einsätzen in Afghanistan auch in Wohngebieten militärische Taktiken gegenüber der Zivilbevölkerung eingesetzt, darunter auch "tödliche Gewalt", hieß es weiter. Es gebe zahlreiche Fälle willkürlicher Gefangennahme von Zivilisten. Der Organisation liegen nach eigenen Angaben Berichte von ehemaligen Gefangenen der US-Armee vor. Diese berichteten demnach, sie seien in US-Gefangenschaft heftig geschlagen, mit kaltem Wasser übergossen und eisigen Temperaturen ausgesetzt worden. Viele seien gezwungen worden, lange Zeit in "schmerzhaften Positionen" zu stehen oder zu knien. Human Rights Watch kritisierte, die USA ließen keine unabhängigen Beobachter in ihre Gefangenenlager. Lediglich das Internationale Rote Kreuz sei zugelassen worden, dieses veröffentliche jedoch seine Informationen nicht. Für ihren 59-seitigen Bericht recherchierte Human Rights Watch 2003 und Anfang diesen Jahres in Afghanistan und Pakistan.
  • Bei einem US-Raketenangriff im Nordosten Afghanistans ist ein Mensch ums Leben gekommen. Ein weiteres Opfer sei verletzt worden, sagte der Gouverneur der Provinz Nuristan am 9. März. Die US-Armee habe am 8. März die Region Dara e Pach beschossen, nachdem ihr Stützpunkt angegriffen worden sei, sagte Gouverneur Sajid Fasel Akbar. Laut Akbar war zunächst unklar, ob es sich bei den Opfern um Mitglieder der gestürzten Talibanmiliz oder um Zivilisten handelte. Nach Angaben von US-Armeesprecher Bryan Hilferty wurde bei dem Angriff lediglich ein Zivilist verletzt.
  • Aufständische haben im Osten Afghanistans einen US-Stützpunkt mit Raketen und Maschinengewehren angegriffen. Militärsprecher Bryan Hilferty erklärte am 10. März, Soldaten und Rebellen hätten sich daraufhin ein Feuergefecht geliefert, bei dem ein Unbeteiligter getötet worden sei. Mindestens zwölf Männer hatten am 9. März den Stützpunkt Nangalam in der Provinz Kunar angegriffen, rund 170 Kilometer östlich der Hauptstadt Kabul. Die Angreifer feuerten etwa 20 Raketen auf den Stützpunkt ab und eröffneten dann das Feuer, wie Hilfery erklärte. In Nangalam sind rund 100 US-Marineinfanteristen und Mitglieder von Spezialeinheiten stationiert. In der Umgebung sei später Blut entdeckt worden, was darauf hindeute, dass Angreifer verletzt worden seien, sagte Hilferty weiter. Opfer unter den US-Soldaten habe es nicht gegeben. Eine afghanische Zivilperson geriet nach Angaben des Militärsprechers ins Kreuzfeuer und erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Kunar ist die nördlichste der afghanischen Provinzen entlang der Grenze zu Pakistan.
  • In der südlich von Kunar gelegenen Provinz Kandahar wurden am 10. März Raketen auf einen US-Stützpunkt am Flughafen abgefeuert. Ein Sprecher der Provinzregierung erklärte, die Raketen seien auf dem Gelände eingeschlagen, hätten jedoch keinen Schaden angerichtet. Hilferty sagte dagegen, die Geschosse seien einige Kilometer vom Rollfeld entfernt eingeschlagen.
  • In Afghanistan haben rund 250 Stammesführer aus dem Südosten des Landes den US-Streitkräften Misshandlungen und Übergriffe gegen die dortige Zivilbevölkerung vorgeworfen. Die Abordnung traf am 10. März in der Hauptstadt Kabul ein, um die Regierung um Unterstützung zu bitten, wie ein AFP-Reporter berichtete. Vorausgegangen war ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, in dem den US-Streitkräften in Afghanistan Misshandlungen und Folter von Gefangenen sowie willkürliche Festnahmen vorgeworfen werden.
  • NATO-Oberbefehlshaber James Jones hat eine schnelle Ausweitung der Afghanistan-Mission angemahnt. Er drängte am 10. März noch zögerliche Verbündete, Truppen und Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Am 11. März wollen Vertreter des Bündnisses zusammenkommen, um über eine Verstärkung des Einsatzes zu beraten.
    Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die NATO um Unterstützung bei der Aufstellung der Wählerlisten und der Organisation der Wahlen in seinem Land gebeten. Wie es am 10. März in der Zentrale des Bündnisses in Brüssel hieß, würde dies eine Aufstockung der militärischen Präsenz im Rahmen des von der NATO geführten Einsatzes der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) bedeuten.
  • Deutschland will sich bis 2008 mit weiteren rund 320 Millionen Euro am Wiederaufbau in Afghanistan beteiligen. Eine entsprechende Zusage wolle die Bundesregierung auf der Afghanistan-Konferenz Ende März in Berlin machen, wie Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) der "Süddeutschen Zeitung" (Ausgabe vom 11. März) sagte. Die Bundesregierung hat sich dem Bericht zufolge bisher mit 80 Millionen Euro am Wiederaufbau Afghanistans beteiligt und ist damit nach den USA und Japan die drittgrößte Gebernation. Die jetzt von der Entwicklungsministerin in Aussicht gestellten Mittel entsprächen der Fortsetzung der bisherigen Hilfen. Im Entwicklungsministerium sei zu hören gewesen, dass auch die USA und Japan sowie Großbritannien bereit seien, Aufbaugelder im bisherigen Umfang zur Verfügung zu stellen. Dies würde bedeuten, dass die afghanische Regierung mit etwa neun Milliarden Dollar bis zum Jahr 2008 rechnen kann. Wie die Zeitung weiter berichtet, reicht die Summe zum Aufbau des zerstörten Landes allerdings nicht aus. Nach Ansicht des afghanischen Finanzministers Aschraf Ghani seien in den nächsten sieben Jahren etwa 27,5 Milliarden Dollar notwendig. Mit dem Geld der Bundesregierung sollen nach Angaben von Wieczorek-Zeul unter anderem Investitionen und Handel gefördert sowie die Infrastruktur erneuert werden. Finanziert würden zudem Fortbildungen und Programme zugunsten afghanischer Frauen.
  • Bei einem versehentlichen Schusswechsel zwischen amerikanischen und afghanischen Truppen ist ein afghanischer Soldat verwundet worden. Afghanische Grenzsoldaten hätten Warnschüsse auf einen amerikanischen Konvoi abgegeben, der ohne Licht gefahren sei, verlautete am Abend des 10. März aus afghanischen Regierungskreisen. Die US-Truppen hätten zurückgeschossen, woraufhin mehrere afghanische Soldaten bei den nahe gelegenen Hügeln Deckung gesucht hätten. Die US-Soldaten hätten dann zurückgelassene Waffen beschlagnahmt und bei einer anschließenden Razzia in einem Dorf vier Menschen festgenommen. Der Zwischenfall ereignete sich den Angaben zufolge nahe der Grenze zu Pakistan bei Bander in der Provinz Nangarhar. Die US-Streitkräfte erklärten, sie hätten keine Informationen über den Vorfall.
  • Bei einem Bombenattentat in einem Dorf in der afghanischen Provinz Khost ist am 11. März ein Soldat einer regierungstreuen Miliz getötet worden. Drei weitere Soldaten wurden bei der Explosion verletzt, wie der Milizchef sagte. Soldaten hätten schon seit drei Tagen im Bezirk Jakubi im Südosten Afghanistans nach Waffen gesucht. Der Sprengsatz explodierte demnach im Dorf Satari rund 35 Kilometer von der Provinzhauptstadt Khost entfernt. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
  • Die NATO will angeblich ihren Afghanistan-Einsatz in den nächsten Monaten deutlich ausweiten. Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" (Ausgabe vom 11.03.2004) sollen der Isaf-Schutztruppe bis zum Juni vier weitere Regionalstützpunkte unterstehen. Dieses Ziel sehe ein Operationsplan vor, über den am 11. März im belgischen Mons die Militärspitze der Allianz mit Vertretern der Mitgliedstaaten berät. Die Bundeswehr wolle anbieten, den bislang einzigen regionalen Isaf-Stützpunkt im nordafghanischen Kundus zu verstärken.
  • Die US-Armee hat in Afghanistan eine weitere Militäroffensive gegen führende Vertreter des Terrornetzes El Kaida und ihrer Taliban-Verbündeten gestartet. Die neue "Operation Bergsturm" reihe sich in die Serie früherer Militäraktionen entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze ein, bestätigte der Sprecher der US-Truppen, Oberst Bryan Hilferty, am 13. März in Kabul. Nach Angaben Hilfertys läuft die neue Offensive seit 7. März. Ziel sei es, "die terroristischen Organisationen und ihre Infrastruktur endgültig zu zerschlagen". Zu Berichten, die US-Truppen wollten in erster Linie nach El-Kaida-Chef Osama bin Laden fahnden, sagte der Sprecher lediglich, Aufgabe der Truppen sei es, dem Land langfristig Stabilität zu bringen, dabei gehe es um "mehr als nur um eine Person". Nach Informationen aus dem Pentagon wurde die neue Offensive in der Grenzregion zu Pakistan von Geheimdienst- und Logistikexperten vorbereitet. Sie soll laut Vertretern des Ministeriums mit den Militäraktionen auf der pakistanischen Seite koordiniert werden. Auf diese Weise könnten führende Taliban- und El-Kaida-Vertreter "in die Zange" genommen werden, die sich bislang weitgehend unbehelligt in der unwegsamen Bergregion bewegen konnten. Wieviele Soldaten insgesamt eingesetzt werden sollen, blieb zunächst offen.
15. bis 21. März
  • Die USA haben 26 weitere Häftlinge aus dem Gefangenenlager Guantánamo freigelassen. Die 23 Afghanen und drei Pakistaner würden in ihre Heimatländer ausgeflogen, teilte das US-Verteidigungsministerium am 15. März mit. Die Männer würden nicht länger als Bedrohung angesehen und könnten dem Geheimdienst keine weiteren Erkenntnisse mehr liefern, sagte Pentagon-Sprecher Michael Shavers. Weitere Angaben zu den Freigelassenen und ihrem Rücktransport wollte er aus Sicherheitsgründen nicht machen. In der vergangenen Woche hatten die USA fünf britische Häftlinge aus Guantánamo nach zwei Jahren in ihre Heimat entlassen. Die britischen Behörden ließen die Männer nach Verhören frei, da nichts gegen sie vorliege. Die Briten warfen den USA Misshandlungen und menschenunwürdige Behandlung in dem Gefangenenlager vor. Das Pentagon wies die Vorwürfe am 15. März als "Lügen" zurück. Alle Häftlinge in Guantánamo würden human und gemäß den Genfer Konventionen behandelt, sagte Shavers. Eine Untersuchung der Vorwürfe lehnte er ab.
  • Bei der neuen Offensive gegen mutmaßliche Taliban- und El-Kaida-Kämpfer im pakistanischen Grenzland zu Afghanistan sind mindestens acht pakistanische Paramilitärs und vermutlich 24 feindliche Kämpfer getötet worden. Mindestens 15 weitere Soldaten seien bei dem Einsatz bei Wana in Süd-Waziristan verletzt worden, sagte der regionale Sicherheitschef, Mahmood Shah, in Peshawar am 16. März der Nachrichtenagentur AFP. Von den mutmaßlich 24 getöteten Gegnern wurden demnach jedoch erst zwei gefunden.
  • Die USA haben Afghanistan eine weitere Milliarde Dollar (800.000 Millionen Euro) versprochen. Damit stelle Washington Kabul in diesem Jahr insgesamt 2,2 Milliarden Dollar zur Verfügung, sagte US-Außenminister Colin Powell am 17. März in Kabul. Die offizielle Zusage werde Ende des Monats bei der Afghanistan-Konferenz in Berlin gemacht. Powell besuchte in Kabul ein Registrierungsbüro für die für Juni geplante Wahl in Afghanistan. Dabei rief er vor allem die Frauen auf, sich in die Wählerlisten einzutragen. Anschließend sicherte Powell bei einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ein langfristiges Engagement der USA am Hindukusch zu. "Die Vereinigten Staaten sind auf lange Sicht hier", sagte Powell. US- Präsident George W. Bush habe sich dem Wiederaufbau des Landes uneingeschränkt verpflichtet. Noch am selben Tag wollte der Außenminister nach Pakistan weiterreisen.
  • Im Bin-Laden-Fieber. In Montpellier hat ein Autofahrer fast einen Fußgänger überfahren, weil er ihn für den Terroristenführer Osama bin Laden gehalten hatte. Wie die Justizbehörden der südfranzösischen Stadt am 17. März bekannt gaben, wurde der Mann zu drei Monaten Haft auf Bewährung und 500 Euro Schadensersatz verurteilt. Der 35-jährige Handwerker hatte am 15. März eine rote Ampel überfahren und war auch in einer Fußgängerzone weiter auf den zugerast, den er für Bin Laden gehalten hatte. Vor Gericht erklärte er seinen Wahn mit den jüngsten internationalen Ereignissen. Dem Urteil zufolge muss sich der verhinderte Terroristenjäger nun auch in eine Therapie begeben. (Anm. des Chronisten: Könnte eine Therapie nicht auch ein geeignetes Mittel für unverbesserliche fanatische Terroristenjäger aus der politischen Klasse der USA, Großbritanniens, Spaniens usw. sein?)
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat eine Verschiebung der für Juni geplanten Wahlen angedeutet. Selbst wenn die von den Vereinten Nationen im Mai geplante Kampagne zur Wählerregistrierung erfolgreich sein sollte, gäbe es noch erhebliche logistische und sicherheitstechnische Probleme zu lösen, sagte er am 17. März nach Gesprächen mit US-Außenminister Colin Powell in Kabul. Bisher seien nur 1,4 Millionen der 10,5 Millionen Wahlberechtigten registriert worden. Die UN- Kampagne solle weitere 8 Millionen erfassen. "Wenn das von den Vereinten Nationen rechtzeitig geleistet wird, wird die afghanische Regierung alles daran setzen, Wahlen im Juni, Juli oder August abzuhalten", sagte Karsai. Es sei noch nicht entschieden, ob Präsidenten- und Parlamentswahl gleichzeitig abgehalten werden. UN-Vertreter haben erklärt, wegen der Ungewissheit über die Grenzen von Wahlbezirken, die erforderliche Registrierung hunderter Kandidaten und noch höherer Sicherheitsmaßnahmen sei eine Parlamentswahl schwieriger abzuhalten.
  • Pakistan hat eine weitere Großoffensive gegen mutmaßliche Taliban- und El-Kaida-Kämpfer im Grenzgebiet zu Afghanistan gestartet. In der Region Süd- Waziristan rund 300 Kilometer südwestlich von Islamabad seien seit dem 18. März mehrere hundert Soldaten und Paramilitärs im Einsatz, sagte ein Sprecher der Armee. Die Aktion werde aus der Luft unterstützt. Den Einwohnern der Dörfer Kaluscha und Asam Warsak seien am Morgen drei Stunden Zeit gegeben worden, um ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. In der Region waren bei einem ersten Militäreinsatz am 16. März 24 Extremisten und 15 pakistanische Soldaten getötet worden.
  • Die afghanische Regierung will noch in diesem Monat mit der großflächigen Zerstörung von Opiumfeldern beginnen. Zunächst werde die Polizei 20 Prozent der Schlafmohnfelder in drei Provinzen vernichten, sagte Innenminister Ali Achmed Dschalali am 18. März, ohne die Provinzen zu benennen. Im vergangenen Jahr wurden in Afghanistan drei Viertel der weltweiten Opiummenge produziert. Opium ist der Rohstoff für die Herstellung von Heroin. Die afghanische Regierung erklärte, sie wolle in diesem Jahr nachhaltig gegen Drogenanbau und -handel vorgehen. Für eine zweite Welle von Maßnahmen im Sommer würden die Sicherheitskräfte zurzeit geschult. Vorgesehen seien neben der Vernichtung von Mohnfeldern die Zerstörung von Drogenlaboren sowie die Verfolgung von Drogenhändlern. In den vergangenen elf Monaten seien bereits 13 Labore zerstört worden. Dschalali zufolge sollen bei der Drogenfahndung ausschließlich afghanische Polizisten eingesetzt werden und keine ausländischen Friedenstruppen. 2003 seien 8.000 Polizeikräfte ausgebildet worden, bis Ende dieses Jahres solle ihre Zahl auf 20.000 wachsen. Deutschland übernahm zu Beginn des Jahres 2002 die Führungsrolle beim Aufbau der afghanischen Polizei.
  • Zwei US-Soldaten sind am 18. März bei Kämpfen in Zentralafghanistan getötet worden, wie das Kommando Mitte mitteilte. Zwei weitere seien verletzt worden. Die Soldaten seien nahe der Ortschaft Tarin in der Provinz Orusgan von Aufständischen angegriffen worden, hieß es in der Mitteilung. Die US-Soldaten waren den Angaben zufolge mit Soldaten der afghanischen Streitkräfte unterwegs. Mindestens fünf der Angreifer seien ebenfalls getötet und zahlreiche verletzt worden.
  • Tausende pakistanische Soldaten sind am 19. März in die Grenzregion zu Afghanistan verlegt worden, um die Fahndung nach El-Kaida-Vize Ajman el Sawahri auszuweiten. Am Abend zuvor war aus Geheimdienstkreisen verlautet, der Stellvertreter Osama bin Ladens sei offenbar eingekesselt worden. Am 19. März wurden jedoch zunächst nur Festnahmen von weniger ranghohen Rebellen auf der afghanischen Seite gemeldet.
  • Bei ihrer Offensive gegen Taliban- und El-Kaida-Kämpfer haben die pakistanischen Streitkräfte in den vergangenen fünf Tagen über 100 Gefangene gemacht. Es handele sich um ausländische Kämpfer und Pakistaner, die ihnen Unterschlupf gewährt hätten, sagte der verantwortliche Militärkommandeur am 20. März. Berichte, wonach sich unter ihnen auch der El-Kaida-Führer Ajman el Sawahri befindet, konnte er nicht bestätigen.
  • Nach Angaben eines anderen Offiziers feuerte ein US-Kampfhubschrauber nördlich der Kampfzone Raketen auf ein Auto ab. Bei dem Angriff seien drei Fahrzeuginsassen verletzt worden, sagte der pakistanische Offizier der Nachrichtenagentur AP am 20. März. Es sei unklar, ob die Hubschrauberbesatzung ein bestimmtes Ziel verfolgte und ob sie bewusst auf pakistanisches Gebiet vorgedrungen sei. Der Vorfall habe sich nur zwei Kilometer von der Grenze zu Afghanistan ereignet, wo US-Truppen gegen Taliban und El Kaida vorgehen. Einen Einsatz amerikanischer Soldaten auf pakistanischem Territorium hatte Präsident Pervez Musharraf stets abgelehnt. Ein Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan wies den Bericht über den Hubschrauberangriff zurück.
  • US-Soldaten haben im Süden Afghanistans nach Angaben örtlicher Vertreter bei einem Militäreinsatz mehrere Zivilisten getötet. Bei der Durchsuchung eines Gebäudes im Bezirk Tschar Tschino in der Provinz Urusgan rund 330 Kilometer südlich von Kabul sei eine Gruppe von US-Soldaten beschossen worden und habe daraufhin um sich gefeuert, sagte ein Polizeioffizier aus dem benachbarten Bezirk Tarin Kout am 20. März. Der Vorfall habe sich bereits am 18. März ereignet. Es habe dabei Tote gegeben, wobei noch unklar sei, wieviele. Derzeit sei das Gebiet von Soldaten der afghanischen und der US-Armee umstellt.
  • Ein unbemanntes Aufklärungskleinflugzeug ist auf dem Gelände des Präsidentenpalastes in der afghanischen Hauptstadt Kabul bruchgelandet. Wie die internationale Friedenstruppe (ISAF) am 21. März erklärte, war ein technischer Fehler Ursache des Niedergangs der Drohne am 20. März. Sie wurde zur Beobachtung einer Menschenmenge eingesetzt, die sich für die afghanischen Neujahrsfeiern in der Innenstadt versammelt hatte. "Solche Dinge passieren", sagte der kanadische Hauptmann Bernard Dionne, ein Sprecher der ISAF-Truppe. Es sei niemand verletzt worden, auch habe es keinen Sachschaden gegeben.
  • Der afghanische Luftfahrtminister Mirwais Sadik ist am 21. März nach einem Anschlag in Herat gestorben. Der Minister sei den Verletzungen erlegen, die er bei dem Attentat erlitten habe, teilte der Präsidentenpalalst mit. Zunächst hatte es geheißen, Sadik habe den Mordversuch in der westafghanischen Stadt überlebt. Bei anschließenden Gefechten zwischen Milizen Khans und Soldaten der afghanischen Armee wurden nach Angaben eines örtlichen Regierungsvertreters rund 100 Menschen getötet. Ein Regierungsvertreter sagte, noch immer würden Opfer der Kämpfe in ein Krankenhaus gebracht, so dass eine genaue Opferzahl noch nicht angegeben werden könne. Nach Angaben eines örtlichen Journalisten konzentrierten sich die Kämpfe auf den Norden der rund 600 Kilometer westlich von Kabul gelegenen Stadt um das Hauptquartier der 17. Division der Regierungsarmee. Nach Angaben eines Mitarbeiters einer Nicht-Regierungsorganisation lieferten sich die Milizen des Gouverneurs und Soldaten der 17. Division schwere Kämpfe. "Überall in der Stadt" lägen Leichen, er könne Panzer und Maschinengewehrfeuer hören. Ein Bewohner Herats, Rafik Schahir, berichtete ebenfalls von schweren Gefechten. Er sprach von einer "Rebellion" gegen den Gouverneur. Der Regierungsvertreter bestätigte auch einen Attentatsversuch gegen Khan. Über das Schicksal des einflussreichen Gouverneurs und Vater Sadiks gab es zunächst widersprüchliche Angaben. Präsidentensprecher Chalik Achmad dementierte Angaben über ein Attentat auf Khan. Der Gouverneur befinde sich in Kabul in Sicherheit. Dagegen sagte ein Sprecher Khans, der Gouverneur befinde sich in Herat.
    Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat klar gemacht, dass sich Deutschland vom Terrorismus nicht einschüchtern lässt. Im ARD-Fernsehen betonte er am Abend des 21. März, auch nach den jüngsten Terroranschlägen werde die Bundeswehr nicht aus Afghanistan abgezogen. Die Garnison dort werde vielmehr verstärkt. Ein Abzug würde eine "schwere politische und auch eine geistige Niederlage" sein.
22. bis 28. März
  • Einen Tag nach den schweren Kämpfen in Herat ist der afghanische Verteidigungsminister Kasim Fahim in der westlich gelegenen Stadt eingetroffen. Fahim befinde sich mit einer Gesandtschaft am Flughafen von Herat und beobachte von dort aus die Lage, meldete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP am 22. März. Er sei vom afghanischen Präsidenten Hamid Karsai entsandt worden, um nach den tödlichen Ausschreitungen vom Vortag für Ruhe zu sorgen. Die Regierung schickte demnach zusätzliche Soldaten nach Herat. Die Truppen des örtlichen Gouverneurs Ismail Khan hätten die Stadt seit dem Morgen wieder unter Kontrolle, sagte ein Behördenvertreter.
  • Wegen der schweren Kämpfe in der westafghanischen Stadt Herat ist die dortige Außenstelle der deutschen Botschaft evakuiert worden. Die acht Deutschen seien in Sicherheit gebracht worden, teilten die US-Streitkräfte am 22. März mit.
  • Auf ihrer Suche nach Mitgliedern der El Kaida im Grenzgebiet haben die pakistanischen Truppen einen Rückschlag erlitten. Bei einem Überfall auf einen Militärkonvoi wurden zwölf Soldaten getötet. Die Truppen waren auf dem Weg ins Grenzgebiet, um die Offensive dort zu verstärken, wie Militärsprecher am 23. März erklärten. Französische Spezialeinheiten in Afghanistan trugen nach den Worten von Verteidigungsministerin Michčle Alliot-Marie kürzlich dazu bei, den Aufenthaltsorts von Osama bin Laden aufzuspüren. Rund 200 Soldaten überwachten eine etwa 200 Kilometer lange Zone im Süden Afghanistans, sagte die Ministerin dem Nachrichtenmagazin "L'Express". Alles deute darauf hin, dass sie Bin Laden geortet hätten. Doch könne sie aus Gründen der Sicherheit und der Vertraulichkeit nicht mehr dazu sagen. Generalstabschef Henri Bentégeat hatte in der vergangenen Woche gesagt, der El-Kaida-Führer sei französischen Truppen vermutlich mehrfach nur knapp entkommen.
  • Bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt in Parachinar wurden drei pakistanische Soldaten getötet. Die Streitkräfte bestätigten den Angriff, wollten aber keine Einzelheiten nennen. Parachinar liegt etwa 200 Kilometer nördlich des Kampfgebiets. (AP, 23.03.2004)
  • Der designierte spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero will einem Pressebericht zufolge die Militärpräsenz seines Landes in Afghanistan ausweiten. Wie die Madrider Zeitung "El Pais" am 23. März berichtete, will der Sozialdemokrat damit seine Entschlossenheit im Anti-Terror-Kampf unter Beweis stellen, nachdem er den Abzug der 1300 spanischen Soldaten aus Irak in Aussicht gestellt hatte. Derzeit sind 125 spanische Soldaten als Teil der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) in dem Land am Hindukusch stationiert. Im Gegensatz zum Irak-Einsatz wird die unter NATO-Kommando stehende ISAF-Mission von der UNO unterstützt. Um wie viele Soldaten Zapatero die spanischen Truppen in Afghanistan aufstocken will, berichtete "El Pais" nicht.
  • Eine Woche vor der Internationalen Afghanistan-Konferenz in Berlin hat Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ihre Forderung nach einem abgestimmten Vorgehen gegen den Opiumanbau des Landes bekräftigt. Die SPD-Politikerin sagte der "Financial Times Deutschland" (Ausgabe vom 24. März), die Bekämpfung von Anbau und Produktion des Rohstoffes für Heroin sei eine "strategische Aufgabe".
  • Ungeachtet laufender Vermittlungsversuche haben sich die pakistanische Armee und mutmaßliche El-Kaida-Kämpfer in der Region Süd-Waziristan erneut Gefechte geliefert. Beide Seiten hätten sich in der Nacht zum 24. März mit leichten Waffen beschossen, sagte ein pakistanischer Armeesprecher der Nachrichtenagentur AFP. Eine Vermittlungsmission unter Führung von Stammesältesten setzte nach Behördenangaben dennoch ihre Verhandlungen mit örtlichen Clanführern fort, um eine Übergabe der Kämpfer und von 14 als Geiseln genommenen pakistanischen Soldaten zu erreichen.
  • Die Bundesregierung hat am 24. März drei deutsche Zivilbeobachter nach Afghanistan geschickt. Die Experten seien in Kabul angekommen und sollten nun bei der Entwaffnung und der Integration rivalisierender Milizen helfen, erklärte das Auswärtige Amt am Mittwoch in Berlin. Die japanische Regierung, die bei dem Prozess in Afghanistan gemeinsam mit den Vereinten Nationen eine Führungsrolle einnimmt, habe die Bundesregierung um Hilfe gebeten. Der Einsatz der drei deutschen Beobachter ist nach Angaben des Auswärtigen Amtes vorerst auf sechs Monate befristet.
  • Bei der Afghanistan-Konferenz kommende Woche in Berlin erhofft sich die Regierung in Kabul von den Geberländern Unterstützung in Höhe von rund neun Milliarden Dollar für die kommenden drei Jahre. Wenn am Schluss der Konferenz 80 Prozent der gewünschten insgesamt 11,8 Milliarden Dollar (9,7 Milliarden Euro) als Ergebnis feststünden, wäre das ein "großer Erfolg", erklärte der afghanische Finanzminister Aschraf Ghani am 24. März. Bislang stünden Finanzhilfen in Höhe von vier Milliarden Dollar für das Haushaltsjahr von März 2004 bis März 2005 zu Buche. Wichtig sei Planungssicherheit für die kommenden fünf Jahre. In einem Dossier mit dem Titel "Die Zukunft Afghanistans sichern" schätzt die Regierung in Kabul den Finanzbedarf für den Wiederaufbau auf insgesamt 27,5 Milliarden Dollar für die kommenden sieben Jahre.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai will die Präsidentschaftswahl auf September verschieben. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Diplomatenkreisen in Kabul (AFP, 25. März).
  • Die pakistanische Armee hat die Einkesselung von etwa 500 mutmaßlichen Taliban- und El-Kaida-Kämpfern im Distrikt Süd-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan am 25. März fortgesetzt. Ein Ultimatum der Armee an örtliche Clanchefs, die Kämpfer auszuliefern und 14 Geiseln - zwölf pakistanische Soldaten und zwei örtliche Beamte - freizulassen, ließen diese erneut verstreichen. In der Distrikthauptstadt Wana berieten etwa 1500 Clanmitglieder und Stammesälteste in einer Ratsversammlung (Dschirga) über das weitere Vorgehen und die Bedingungen für einen Waffenstillstand. Ein Armeesprecher sagte, das Militär werde zunächst nicht zur Offensive übergehen.
  • Der UN-Sicherheitsrat in New York hat am 26. März das Mandat der UN-Mission in Afghanistan um ein weiteres Jahr verlängert. Die Mission (UNAMA) unterstützt den Wiederaufbau des Landes seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. In jüngster Zeit hat sie sich auf die Vorbereitung der Wahlen im Juni konzentriert. Mit der einstimmig verabschiedeten UN-Resolution wird die Arbeit der UNAMA bis zum 27. Mai 2005 verlängert. In der Erklärung wird die Mission aufgefordert, den Prozess der Wählerregistrierung zu beschleunigen und mit den afghanischen Behörden zusammenzuarbeiten, um die Regierungskontrolle auf alle Teile des Landes auszudehnen. Bislang hat sich nur ein Bruchteil der Wähler registrieren lassen, was Beobachter nicht zuletzt auf die instabile Lage im Land zurückführen. In der Resolution äußert sich der Sicherheitsrat darüber hinaus besorgt über den wiederauflebenden Drogenhandel in Afghanistan.
  • Die USA wollen 2.000 weitere Marineinfanteristen zur Terrorbekämpfung nach Afghanistan entsenden und ihre Truppenzahl damit auf den bislang höchsten Stand bringen. "Noch nie waren so viele Amerikaner im Land", sagte Oberstleutnant Bryan Hilferty am 27. März der Nachrichtenagentur AFP in Kabul. Armeesprecherin Michele DeWerth erklärte, die zusätzlichen Soldaten sollen "bei der Suche nach Überresten der Taliban und der El Kaida helfen". Zum Einsatzort der Marines, die der 22. Marineexpeditionseinheit angehören, wurden keine Angaben gemacht.
  • Kurz vor Beginn der Afghanistan-Konferenz in Berlin hat der afghanische Präsident Hamid Karsai die für Juni geplanten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen offiziell auf September verschoben. Beide Wahlen würden gleichzeitig abgehalten, sagte Karsai am 28. März in Kabul. Die afghanische Regierung steht bei der Vorbereitung der Wahlen vor großen logistischen und organisatorischen Problemen. Wegen Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des Votums hatte Karsai bereits mehrfach die mögliche Verschiebung angedeutet und am 25. März schließlich in Kabul mehrere ausländische Botschafter über seinen Entschluss informiert. Kandidaten für die Präsidentschaftswahl gibt es bereits zwei: Neben Karsai will ein Mudschaheddin-Führer namens Haddschi Mohammed Mohakik ins Rennen gehen. Eines der größten Hindernisse ist derzeit die Erfassung der Wahlberechtigten. Bislang sind nur rund 1,5 Millionen der etwa zehn Millionen Wahlberechtigten in die Verzeichnisse eingetragen. Nach UN-Angaben sind unter den bereits Registrierten nur 445.000 Frauen. Das zweite große Problem ist die Sicherheitslage. Besonders das Wiedererstarken der Taliban in der Grenzregion zu Pakistan erschwert dort die Vorbereitungen. Zudem fehlt Geld zur Finanzierung der Abstimmungen.
  • Afghanistan will in dieser Woche mit der groß angelegten Zerstörung von Opium-Mohn beginnen. Die Sicherheitskräfte sollten am Montag, den 29. März, in der Provinz Helmand im Süden des Landes mit der Arbeit beginnen, sagte Innenminister Ali Ahmad Dschalali am 28. März in Kabul. Die Kampagne werde dann in den folgenden Tagen auf die Nachbarprovinzen Kandahar und Nangarhar ausgedehnt. In der ersten Phase sollen nach Angaben des Ministers drei Viertel der Mohnernte in jeder der drei Provinzen zerstört werden, außerdem 20 bis 30 Prozent der landesweiten Ernte. Afghanistan ist der größte Opium-Produzent der Welt. Im vergangenen Jahr stammten von dort drei Viertel des weltweiten Opiums, dem Ausgangsmaterial für Heroin.
29. - 31. März
  • Nach zwölf Tagen hat die pakistanische Armee ihre Belagerung von mutmaßlichen El-Kaida-Kämpfern und deren Gefolgsleuten in Süd-Waziristan an der afghanischen Grenze am 29. März aufgehoben. Nach offiziellen Angaben wurden bei dem Einsatz von 7.500 Soldaten 60 mutmaßliche islamische Extremisten getötet, 163 weitere wurden festgenommen. Auch 62 Soldaten wurden getötet; es war der verlustreichste Einsatz der Armee seit Beginn des Anti-Terror-Einsatzes vor zwei Jahren. Die Armee bleibe aber auch nach der Beendigung der Belagerung in der Region präsent, sagte Armeesprecher Shaukat Sultan. Unter den Festgenommenen und Getöteten war nach bislang vorliegenden Angaben kein ranghoher Extremist. Von den 163 Festgenommenen wurden 60 bereits wieder auf freien Fuß gesetzt. Das pakistanische Militär war bei dem Vorstoß auf unerwartet großen Widerstand der El-Kaida-Kämpfer gestoßen. Die verantwortlichen Militärs hatten deshalb zunächst die Nummer Zwei des Terror-Netzwerks, Aiman el Sawahiri, unter den Kämpfern vermutet.
    Die pakistanische Armee hat bei ihrem Einsatz im Grenzgebiet zu Afghanistan eigenen Angaben zufolge den "Aufklärungschef" des Terrornetzwerkes El Kaida getötet. Armeesprecher Shaukat Sultan sagte am 29. März unter Berufung auf "Geheimdienstquellen", bei dem Einsatz in der vergangenen Woche sei ein "Abdullah" getötet worden; er sei der Leiter der Aufklärung der Organisation gewesen. Weitere Angaben wie der vollständige Name oder die Nationalität seien nicht verfügbar.
  • Die Lage der Frauen in Afghanistan ist nach Auffassung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) auch mehr als zwei Jahre nach dem Sturz der Taliban "verheerend". Vor allem familiäre Gewalt gehöre für viele Frauen und Mädchen zum Alltag, sagte Verena Harpe, die für Afghanistan zuständige ai-Länderreferentin, am 30. März in Berlin. In dem von Afghanistan und der internationalen Gemeinschaft gemeinsam ausgearbeiteten Dokument "Securing Afghanistan's Future" würden die Belange von Frauen kaum erwähnt. Dieses Papier werde aber Grundlage für die Budgetverhandlungen bei der Berliner Geberkonferenz am 31. März/1. April sein. Wenn die Stärkung der Stellung der Frau ein zentrales Thema im Wiederaufbauprozess sein solle, müsse sich dies auch konkret in der Budgetplanung widerspiegeln, forderte Harpe. (Siehe: Presseerklärung von amnesty international.)
  • Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, hat mehr Finanzmittel für den Privatsektor in Afghanistan gefordert. Dabei gehe es etwa um Fonds, mit denen Investitionen finanziert und Kredite gesichert werden könnten, sagte Rogowski am 30. März bei einer Konferenz zum Privatsektor in Afghanistan in Berlin. Die Förderung der privaten Wirtschaft sei entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans. Die Privatwirtschaft spiele auch eine bedeutende Rolle bei der Integration der afghanischen Frauen in den Wirtschaftsprozess und damit für ihre gesellschaftliche Emanzipation, betonte Rogowski.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai gab am Rande einer Wirtschaftskonferenz am 30. März in Berlin zu, dass Drogen in seinem Land noch immer ein "sehr, sehr ernstes Problem" und eine "schwere Bedrohung" der Sicherheit seien. "Wir haben Fehler gemacht in der Vergangenheit und die Konsequenzen gezogen." Und er fügte hinzu:"Der Kampf gegen Drogen ist genau genommen der Kampf für Afghanistan."
    Für Opium-Mohn reicht nach Expertenangaben die schlechte Qualität einiger afghanischer Böden aus. Die Pflanze muss so gut wie nicht bewässert werden - und sie bringt dennoch fantastischen Gewinn: 12.000 Dollar soll ein Hektar Mohn dem Bauern bescheren, sagen die Fachleute von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Für einen Hektar Weizen, den ein Bauer dem Boden im Schweiße seines Angesichts abringen muss, gibt es dagegen nach Angaben der Hilfsorganisation Care 600 Dollar. Ein Hilfsarbeiter verdiene im Schnitt täglich 6,77 Dollar für die Opiumernte, in der Weizenernte dagegen nur 3,01 Dollar.
    Afghanistan hat eine landwirtschaftliche Fläche von fünf Millionen Hektar. Nur 80.000 Hektar davon eignen sich den Angaben zufolge für Opium-Mohn. Das war im vergangenen Jahr genug für die Produktion von drei Vierteln der weltweiten Opiummenge. Karsais Wiederaufbauminister Mohammad Amin Farhang brachte als Alternativen bereits Safran, wilden Majoran und andere teure Gewürzpflanzen sowie Wirkstoffpflanzen für die Pharmaindustrie ins Gespräch. Entwicklungshelfer erkundeten den Angaben zufolge bereits Flächen in Afghanistan, die sich für den Anbau von Safran anstatt von Opium-Mohn eignen. (AP, 30. März)
  • Gut eineinhalb Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes berät die internationale Gemeinschaft ab dem 31. März in Berlin über weitere Maßnhamen zur Stabilisierung Afghanistans. Zu dem zweitägigen Treffen werden 65 Delegationen aus 56 Ländern sowie von internationalen Organisationen erwartet. Eröffnet wird die hochrangige Konferenz, die zum dritten Mal in Deutschland stattfindet, durch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Neben Vertretern von UNO, Europäischer Union, NATO, Weltbank und Internationalem Währungsfonds haben sich Delegationen der Nachbarländer, der ISAF-Truppensteller und der Golfstaaten angesagt - eine Runde, die weder bei der ersten Petersberg-Konferenz zur Zukunft Afghanistans Ende 2001 noch bei der Nachfolgekonferenz im Dezember 2002 erreicht wurde.
    "Unser Engagement in diesem Land wird nachhaltig sein", versicherte der Kanzler nach einem Gespräch mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai am Vorabend der Konferenz in Berlin. Der Kanzler sicherte zu, dass die Bundesrepublik neben dem militärischen Engagement auch ihre finanziellen Hilfen fortsetzen werde. Diese sollen im Zeitraum 2005 bis 2008 nach bisherigen Angaben 320 Millionen Euro umfassen. Karsai bedankte sich bei Schröder ausdrücklich für die bisher geleistete Unterstützung. Die internationalen Schutztruppen für Afghanistan (ISAF), für die Deutschland mit 2000 Soldaten das größte Kontingent stellt, habe wesentlich zur Stabilisierung des Landes beigetragen. Karsai bezeichnete zugleich das neue regionale Wiederaufbauteam der Deutschen im nordafghanischen Kundus als einen "weiteren Beitrag zur Freundschaft und zum Vertrauen zwischen beiden Ländern".
  • Anlässlich der am 31. März beginnenden Afghanistan-Geberkonferenz in Berlin hat der amerikanische Außenminister Colin Powell das deutsche Engagement am Hindukusch gelobt und die Gemeinsamkeiten zwischen den USA und Europa hervorgehoben. Dass Afghanistan so große Fortschritte gemacht habe, sei nicht zuletzt den Anstrengungen Deutschlands zu verdanken, sagte Powell der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Ausgabe vom 31. März). Auch anderswo im Nahen und Mittleren Osten arbeiteten Deutsche und Amerikaner eng zusammen. "Sowohl Deutsche wie auch Amerikaner haben die gleichen Kernideale demokratischer und freier Völker", zitierte das Blatt Powell. "Wir haben ein gemeinsames, bis in das klassische Altertum zurückreichendes, europäisches Erbe." Unter Bezug auf seinen ersten Besuch in Deutschland sagte er: "Im Jahr 1958 stand ich gemeinsam mit Deutschen im Schatten des Vogelsbergs. Heute stehen amerikanische und deutsche Soldaten gemeinsam im Schatten des Hindukusch. Damals verbündeten wir uns, um eine sicherere und bessere Welt zu schaffen. Wir sind auch heute noch verbündet, und wir bauen noch immer an dieser Welt."
  • Die Europäische Union stellt Afghanistan im laufenden Jahr 245 Millionen Euro für den Wiederaufbau zur Verfügung. Auch in den kommenden drei Jahren werde die EU jeweils rund 200 Millionen Euro für das Land bereitstellen, teilte EU-Außenkommissar Chris Patten am 30. März in Brüssel mit. Die Union werde ihr Versprechen einhalten, von 2002 bis 2007 insgesamt eine Milliarde Euro nach Afghanistan zu schicken. Die EU-Hilfen werden zusätzlich zu den nationalen Beiträgen der einzelnen Mitgliedstaaten gezahlt.
  • Zur Unterstützung der Fahndung nach Osama bin Laden sind die ersten von insgesamt 2000 zusätzlichen US-Marineinfanteristen in Afghanistan eingetroffen. Das teilte der US-Offizier Bryan Hilferty am 31. März in der afghanischen Hauptstadt Kabul mit, ohne jedoch Angaben zur Zahl der eingetroffenen Elitesoldaten oder ihrem Einsatzort zu machen.
  • Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose rechnet mit einer Ausweitung des ISAF-Mandates für Afghanistan. "Ich denke, wir werden zumindest kurzfristig darum nicht herumkommen", sagte Klose am 31. März im Deutschlandfunk. So sei dem Land militärische Präsenz für die Ausführung freier Wahlen zugesagt worden. Dies bedeute aber "nicht in erster Linie" eine höhere Zahl an Soldaten der Bundeswehr, da diese dort bereits jetzt stark vertreten sei. Klose riet dazu, mit Veränderungen in Afghanistan ein bisschen geduldiger zu sein. Deutschland müsse sich darauf einstellen, "dass wir ziemlich lange in dem Land bleiben müssen." Zur Bekämpfung des Drogenanbaus sagte Klose, dieser werde nur gelingen, wenn die Grenzkontrollen zu den Nachbarstaaten besser werden. Allerdings müssten auch die Empfängerländer von Drogen mehr dafür tun, wie sie die Zahl der Konsumenten in den eigenen Ländern verringern und somit den Markt für Drogen ausdünnen könnten.
  • US-Außenminister Colin Powell hat bei einem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder das deutsche Engagement in Afghanistan gewürdigt. Bei dem Treffen am Nachmittag des 31. März im Berliner Kanzleramt sei es zudem um die transatlantischen Beziehungen, die Lage in Iran und die Perspektiven für Irak gegangen, erklärte ein Regierungssprecher. Es sei ein "gutes und konstruktives Gespräch in freundschaftlicher Atmosphäre" gewesen. Powell nimmt an der Afghanistan-Konferenz in Berlin teil.
  • Bundeskanzler Gerhard Schröder, der die zweitägige Afghanistan-Konferenz am 31. März eröffnete, sprach sich für eine klare Verbesserung der Sicherheitslage aus. Er warnte vor der Gefahr, dass die Verschiebung der ursprünglich für Juni geplanten Wahlen auf September zum Triumph derer werden könnte, die sie von Anfang an hätten verhindern wollen. Der Kanzler sicherte die langfristige Fortsetzung der deutschen Wiederaufbauhilfe zu.
    In einem leidenschaftlichen Plädoyer setzte sich der afghanische Präsident Hamid Karsai für die Fortsetzung der internationale Hilfe durch die Staatengemeinschaft ein. Er machte deutlich, das 28 Monate nach Niederschlagung der Taliban-Herrschaft die Wiederaufbauarbeit gerade erst begonnen habe. Drogenproduktion, Kriegsherrentum, Unsicherheit und das Fehlen einer angemessenen Infrastruktur stünden weiterhin dem Fortschritt entgegen.
  • Die Staatengemeinschaft unterstützt Afghanistan für die nächsten drei Jahre mit 8,2 Milliarden Dollar. Allein für das erste Jahr von März 2004 an seien 4,4 Milliarden Dollar zusammengekommen, berichtete der afghanische Finanzminister Aschraf Ghani am 31. März als Ergebnis der Internationalen Afghanistan-Konferenz in Berlin. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul sprach von einem "hervorragenden Ergebnis" und einem "klaren Signal des Vertrauens und der Solidarität mit den Menschen in Afghanistan". Mit dem Ergebnis für das erste Jahr werden laut Ghani die Erwartungen der Kabuler Regierung zu 100 Prozent erfüllt. Zusätzlich zu den 8,2 Milliarden Dollar über drei Jahre sei mit weiteren Beträgen von Ländern wie den Vereinigten Staaten zu rechnen. Erwartet worden waren Laut Ghani fast zwölf Milliarden Dollar. Größter Geber seien die USA mit 2,2 Milliarden Dollar, gefolgt von der Europäischen Union und ihren Mitgliedern mit 750 Millionen Euro - davon Deutschland 320 Millionen Euro - und Japan mit 400 Millionen Dollar. Von der Asiatischen Entwicklungsbank seien 800 Millionen Dollar zugesagt und weitere 200 Millionen Dollar in Form von Bürgschaften und Darlehen für die Privatwirtschaft und Kommunen vorgesehen. Die Weltbank habe 900 Millionen Dollar gegeben. Als wichtigste Wiederaufbauprojekte nannte Ghani den Straßenbau, die Bewässerung und die Schaffung von Wasserreservoirs und die Landwirtschaft.


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