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Chronik des Krieges gegen Afghanistan

November 2003

1. - 9. November 2003
  • Der Kommandeur des deutschen ISAF-Einsatzkontingents im nordafghanischen Kundus hat eine Woche nach der Stationierung des Vorauskommandos eine erste positive Bilanz gezogen. "Wir sind bisher sehr weit gekommen, und ich denke, wir haben alles im Griff", sagte Kurt Helmut Schiebold am 1. November der Nachrichtenagentur AFP in Kundus. Wichtige Logistik und Infrastruktur im Lager des US-geführten Regionalen Wiederaufbauteams (PRT), das die Deutschen zum Jahresende übernehmen sollen, seien einsatzbereit. Auch seien die ersten Kontakte zu den politischen und religiösen Führern sowie zu den ansässigen Hilfsorganisationen geknüpft worden. Schiebold kündigte an, er wolle in der kommenden Woche erstmals auch die benachbarten Provinzen besuchen.
  • Bei Gefechten im Norden und Süden Afghanistans sind am Wochenende (1./2. November) mehr als 20 Menschen getötet worden. Unweit der Stadt Masar-i-Scharif dauerten am 2. November die Kämpfe zwischen den Einheiten zweier verfeindeter Generäle an. Die Gefechte zwischen dem usbekischen General Abdul Raschid Dostum und seinem tadschikischen Rivalen General Atta Mohammed hatten am 31. Oktober in der nördlichen Provinz Sari Pul begonnen. Die Truppen bekämpften sich mit Kalaschnikows, Granaten und Panzerfäusten. Nachdem am 1. November auf Dostums Seite zwei Soldaten und auf der gegnerischen Seite ein Soldat ums Leben gekommen waren, hieß es zunächst, man habe einen Waffenstillstand ausgehandelt. Doch am 2. November flammte die Schlacht abermals auf. Dabei wurden eine Frau und ihr Kind getötet, wie ein Kommandeur von General Mohammed mitteilte. Für den Beginn der Kämpfe machten sich Dostum und Mohammed gegenseitig verantwortlich. Regierungsvertreter wurden zur Schlichtung des Konfliktes zwischen den früheren Verbündeten nach Masar-i-Scharif entsandt.
  • Bei den Kämpfen in der südlichen Provinz Helmand westlich von Kandahar kamen nach offiziellen Angaben zwei Soldaten, bis zu acht Polizisten und neun Zivilpersonen ums Leben. Der Grund für die Auseinandersetzungen, bei denen Raketen und schwere Waffen abgefeuert wurden, sei noch unklar, erklärte der regionale Vizegouverneur Hadschi Pir Mohammed. Die Kämpfe hätten erst nach dem Eintreffen von US-Truppen geendet.
  • Eine UN-Delegation kam am 2. November in Kabul an. Dort sollten die Vertreter der Vereinten Nationen mit Karsai zusammentreffen. Wichtigstes Ziel der Reise sei es, der Regierung und dem Volk zu signalisieren, dass die Völkergemeinschaft der Friedenssicherung und dem Wiederaufbau weiterhin verpflichtet sei, sagte Pleuger unlängst in New York. Der Delegation gehören neben Pleuger die UN-Botschafter aus Frankreich, Großbritannien, den USA sowie Mexiko, Spanien und Bulgarien an. Russland und Pakistan haben ihre stellvertretenden UN-Botschafter geschickt. Neben dem Kabul-Besuch sind auch Treffen mit regionalen Verantwortlichen in Herat und Masar-i-Scharif vorgesehen.
  • Taliban-Rebellen drohten, einen entführten türkischen Ingenieur zu töten, sollte die Regierung ihrer Forderung nach Freilassung von 18 Taliban-Kämpfern nicht nachkommen. Der Ingenieur war am 30. Oktober unweit von Kandahar entführt worden. Er beaufsichtigte Reparaturarbeiten an der Hauptstraße von Kabul nach Kandahar. Ein Taliban-Sprecher erklärte am 2. November, unter den 18 Freizulassenden sei auch Sied Muhammed Schahid Chaila, ein ranghohes Regierungsmitglied während der fünfjährigen Taliban-Herrschaft. Zur Erfüllung ihrer Forderung setzten die Entführer eine Frist bis zum Abend des 2. November. Der türkische Außenminister Abdullah Gül erklärte jedoch zu diesem Zeitpunkt, die Taliban hätten diese Frist inzwischen aufgehoben. Die Regierung in Ankara sei intensiv darum bemüht, die Freilassung des Ingenieurs zu erwirken, zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu den Minister. Der Gouverneur der afghanischen Provinz Gasni, Asadullah Khan, lehnte Verhandlungen mit den Taliban ab. Er hoffe, die Rebellen würden ihre Geisel auch ohne Verhandlungen freilassen.
  • Pakistanische Soldaten haben sich im Grenzgebiet Feuergefechte mit afghanischen Milizen geliefert. Bei der Schießerei in der Region Mohmand, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Peshawar, wurde am Abend des 2. Npvember offenbar niemand verletzt. Beide Seiten setzten leichte Artillerie ein, wie ein Behördensprecher in Mohmand erklärte. Der pakistanische Militärsprecher Generalmajor Shaukat Sultan bezeichnete den Zwischenfall als nicht ernst und erklärte, die Lage entlang der Grenze sei normal. Am 3. November war es in dem betroffenen Gebiet ruhig. Es war nicht klar, was die Gefechte in Mohmand auslöste.
  • Der amerikanische Senat hat am 3. November endgültig 87,5 Milliarden Dollar für die US-Militäreinsätze in Irak und Afghanistan bewilligt. Die Abstimmung erfolgte in einer Abstimmung per Zuruf, bei der die Stimmen nicht gezählt werden.

Verfassungsentwurf vorgelegt
Zwei Jahre nach dem Sturz der Taliban liegt der Entwurf für eine afghanische Verfassung vor. In Anwesenheit von Präsident Hamid Karsai und Ex-König Sahir Schah präsentierte die Verfassungskommission am 3. November den Text in Kabul. Erarbeitet wurde das Dokument von einer 35-köpfigen Verfassungskommission, die auch Anregungen aus der Bevölkerung aufnahm. Dazu wurden 460.000 Fragebögen verschickt, landesweit fanden laut AP Diskussionsveranstaltungen statt.Der Entwurf sieht die Schaffung einer islamischen Republik auf Grundlage "islamischer Prinzipien" vor, ein Festhalten am strengen islamischen Recht der Scharia wird allerdings nicht erwähnt. Die Kommission schlägt einen direkt gewählten Präsidenten sowie eine Nationalversammlung mit zwei Kammern vor.
Der aus zwölf Kapiteln und 160 Artikeln bestehende Verfassungsentwurf sieht den "heiligen Islam" als Staatsreligion vor. Ausdrücklich wird jedoch die Religionsfreiheit erwähnt. In der "unabhängigen, geeinten, unteilbaren" Islamischen Republik müsse sich der Staat um die Schaffung einer "blühenden Gesellschaft" bemühen auf Grundlage "der sozialen Gerechtigkeit, dem Schutz der Menschenwürde und der Menschenrechte und der Umsetzung der Demokratie". Zudem müsse der Staat die "nationale Einheit" und die "Gleichheit aller ethnischen Gruppen und Stämme" garantieren. Ferner bekennt sich Afghanistan in dem Papier zur Charta der Vereinten Nationen, zur UN-Menschenrechtskonvention sowie anderen bereits unterzeichneten internationalen Abkommen und Verträgen.
Der Entwurf garantiert das Recht des einzelnen auf Privateigentum, Bildung, Arbeit und freie Meinungsäußerung. Die Gründung von Parteien und friedliche Demonstrationen werden erlaubt. Diskriminierung wird untersagt. Vor dem Gesetz seien alle Bürger gleich, heißt es in dem Text, der allerdings nicht ausdrücklich die Gleichberechtigung von Frauen erwähnt.
Höchstes gesetzgebendes Organ soll die "Nationalversammlung der Islamischen Republik Afghanistan" werden. Sie allein kann Gesetze ratifizieren, ändern oder außer Kraft setzen. Die Nationalversammlung soll aus zwei Kammern bestehen, einer Volkskammer mit dem Namen "Wolesi Dschirga" und einem Ältestenrat, der so genannten Meschrano Dschirga.
Der Präsident soll das Recht haben, Frauen für das zukünftige Oberhaus des Parlaments, die Meschrano Dschirga (Ältestenrat), zu berufen, und zwar so lange, bis ihr Anteil an den Sitzen dieser Kammer 50 Prozent beträgt. Der afghanische Präsident kann die Regierung auflösen und nach Beratung mit dem Parlament ein Kabinett einsetzen.
Der Entwurf muss Anfang Dezember noch von einer Loja Dschirga, einer traditionellen Ratsversammlung mit 500 Delegierten, gebilligt werden. Änderungen sind noch möglich.
  • Norwegen beteiligt sich mit 200 Soldaten an der Sicherung des Friedensprozesses in Afghanistan. Auf Bitten der NATO werde Norwegen eine Elite-Einheit seines Telemark-Bataillons zur Verstärkung der internationalen Schutztruppe (ISAF) nach Kabul schicken, teilte Verteidigungsministerin Kristin Krohn am 4. November in Oslo mit. Deren erste Aufgabe werde die Sicherung der Großen Ratsversammlung (Loja Dschirga) im Dezember sein
  • Vier Soldaten einer Eliteeinheit der US-Truppen sind bei einem Angriff afghanischer Rebellen verwundet worden, wie die US-Armee am 4. November mitteilte. Das Gefecht in der südafghanischen Provinz Paktia habe sich bereits in der vergangenen Woche ereignet und eine Stunde gedauert, hieß es. Warum der Vorfall erst mit fast einwöchiger Verspätung gemeldet wurde, war nicht bekannt.
  • Ein US-Kampfflugzeug feuerte am 4. November bei einem Einsatz an der Grenze bis auf pakistanisches Gebiet. Es sei aber offenbar niemand verletzt worden, berichtete ein pakistanischer Armeesprecher. Es habe sich wohl um ein Versehen gehandelt. Der Vorfall ereignete sich in einem Stammesgebiet, das als Rückzugsgebiet für Kämpfer der Taliban und der El Kaida gilt.
  • Bei den anhaltenden Gefechten im Norden Afghanistans wurden bis zum 4. November mindestens neun Menschen getötet. Die Kämpfe zwischen den Einheiten des usbekischen Generals Abdul Raschid Dostum und seines tadschikischen Rivalen General Atta Mohammed im Bezirk Kohistanat in der Provinz Sari Pul begannen am 31. Oktober, wie General Abdul Sabor berichtete, der Truppen Mohammeds befehligt. Eine Delegation des UN-Sicherheitsrats will am 5. November mit den beiden Milizführern zusammentreffen. Auch Unterhändler beider Seiten bemühten sich um ein Ende der Kämpfe.
  • Vor den für das kommende Jahr geplanten Wahlen in Afghanistan muss sich nach Ansicht des deutschen UN-Botschafters Gunter Pleuger die Sicherheitslage in dem Land noch verbessern. Für die Registrierung der Millionen Wahlberechtigten bedürfe es eines Systems "von Sicherheit und Kommunikation", sagte Pleuger dem DeutschlandRadio Berlin am 4. November. Allerdings bemühe sich die Kabuler Regierung bereits um eine zunehmende Stabilisierung der Lage. Pleuger fügte hinzu, es gebe Überlegungen, die Präsidentschaftswahl der Parlamentswahl vorzuziehen, da die Wahl eines Staatsoberhauptes einfacher zu organisieren sei.
  • Eine Explosion hat am 5. November im Handelsministerium von Kabul geringfügigen Schaden verursacht. Verletzte gab es keine, wie die internationale Friedenstruppe mitteilte. Die Explosion zerstörte eine Mauer und die Fenster des internationalen Caritasverbandes. Zunächst war unklar, ob es sich um einen Anschlag oder einen Unfall handelte.
  • Unter Leitung des deutschen UN-Botschafters Gunter Pleuger hat eine Delegation der Vereinten Nationen verfeindete Kriegsherren im Norden Afghanistans zur Beendigung ihrer Kämpfe aufgefordert. Bei den heftigsten Auseinandersetzungen seit zwei Jahren zwischen Anhängern des usbekischen Generals Abdul Raschid Dostum und seines tadschikischen Rivalen General Atta Mohammed wurden im Oktober nahe Masar-i-Sharif mehrere Dutzend Menschen getötet. Dostum und Atta seien mächtige und wichtige Anführer, "deren Worte und Taten Auswirkungen auf ganz Afghanistan haben", sagte Pleuger. Die Auseinandersetzungen seien jedoch ein Teil der Vergangenheit, nicht der Zukunft, betonte der Botschafter. Mit einem Friedensschluss sollten beide ein Zeichen für das gesamte Land setzen. Weiteres Thema der Gespräche am 5. November war die Zusammenarbeit der beiden Kriegsherren mit der Zentralregierung in Kabul, wie Atta anschließend mitteilte. Dostum und er hätten der Delegation versichert, dass sie hinter der Regierung in Kabul stünden, sagte Atta. Außerdem sei es bei dem Gespräch um Fragen der Sicherheit und um den Drogenhandel gegangen. Dostum ist stellvertretender Verteidigungsminister und Sondergesandter von Präsident Hamid Karsai für Nordafghanistan. Er und Atta hatten ihre Rivalität 2001 vorübergehend beigelegt, um die US-geführte Koalition beim Sturz des Taliban-Regimes zu unterstützen. Inzwischen haben beide ihren Kampf um die Macht im Norden wieder aufgenommen. Vertreter der UN und der afghanischen Regierung handelten nach den Kämpfen vergangenen Monat ein Waffenstillstandsabkommen aus. Die Zentralregierung kündigte verstärkte Bemühungen um eine Befriedung der Region an.
    Die UN-Delegation traf in Masar-i-Scharif auch mit dem neuen Übergangsgouverneur der Provinz Balch sowie mit UN-Vertretern und britischen Soldaten zusammen, die mit dem Wiederaufbau der Region beschäftigt sind. Der Besuch war Teil einer insgesamt fünftägigen Afghanistan-Reise der Gesandten.
  • Zwei Jahre nach dem Sturz der Taliban ist die Sicherheitslage nach Einschätzung des deutschen UN-Botschafters Gunter Pleuger das größte Problem in Afghanistan. "Die Schlüsselfrage schien für uns die Sicherheit, und dieser Aspekt beherrschte alle unsere Gespräche" mit Politikern, Nichtregierungsorganisationen und örtlichen Kriegsherrn, sagte Pleuger am 6. November am Ende des fünftägigen Besuchs der von ihm geleiteten Delegation des UN-Sicherheitsrats. Zwar habe Afghanistan in vielen Bereichen Fortschritte gemacht, doch blieben eine Menge ungelöster Probleme. "Das Land, seine Politiker und seine Institutionen haben noch einen schwierigen Weg vor sich", sagte Pleuger in Kabul.
  • Ein neues Geheimkommando des Pentagon soll nach Informationen der "New York Times" (Ausgabe vom 7. November) den entmachteten irakischen Staatschef Saddam Hussein, Osama bin Laden und andere führende Köpfe des Terrornetzwerkes El Kaida aufspüren und verhaften. Wie die US-Tageszeitung berichtet, wurde die "Task Force 121" gebildet, um künftig schneller auf entsprechende Geheimdiensthinweise reagieren, zuschlagen und vor allem über alle Landesgrenzen hinweg operieren zu können.
  • Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat am 7. November im Bundestag für die Verlängerung des Bundeswehr- Mandats im Rahmen des internationalen Anti-Terror- Einsatzes "Enduring Freedom" geworben. Die Eindämmung des Terrorismus sei auf absehbare Zeit die zentrale Herausforderung, sagte Struck im Bundestag, der in der kommenden Woche über den Antrag der Bundesregierung zur Verlängerung entscheiden muss. "Eines bleibt klar: Der Terror bedroht auch uns", betonte der Minister. Struck verwies gleichzeitig auf Erfolge des Einsatzes, wie sie beispielsweise in Afghanistan "erkennbar Früchte" trügen.
  • Im Süden Afghanistans haben am 8. November Unbekannte das Büro einer von den Vereinten Nationen unterstützten Hilfsorganisation überfallen. Berichte über Verletzte gibt es bislang nicht. Die Täter entkamen mit Radiogeräten und Fahrzeugen. Vor einer Woche waren in der selben Provinz ein türkischer Ingenieur und sein afghanischer Fahrer von Anhängern des gestürzten Taliban-Regimes entführt worden.
  • Journalisten der US-Tageszeitung "Christian Science Monitor" sind Ende Oktober in der ostafghanischen Provinz Chost offenbar nur knapp einer Entführung entkommen. Vier mutmaßliche Taliban-Kämpfer, zwei Araber und zwei Tschetschenen, hätten am 31. Oktober einen von der Zeitung gemieteten Wagen auf dem Weg von Gardes nach Chost gestoppt, seien aber nur auf den einheimischen Fahrer gestoßen, berichtete ein Verwandter des Fahrers am 8. November der Nachrichtenagentur AFP. Nach seinen Angaben schlugen sie den Fahrer zusammen, um von ihm den Aufenthaltsort der Journalisten zu erfahren. Da er Arabisch sprach, hätten sie ihn am Leben gelassen.
10. - 16. November 2003
  • Bei einem internationalen Schönheitswettbewerb auf den Philippinen gewann die 23-jährige Vida Samadsai aus Afghanistan einen Sonderpreis und darf sich fortan "Miss Earth Beauties for a Cause" nennen (auf deutsch etwa: "Miss-Erde-Schönheiten für die gute Sache"). Das berichtete AFP am 10. November aus Manila. Der im Jahr 2001 gegründete Miss-Earth-Wettbewerb will mithilfe schöner Frauen das Umweltbewusstsein weltweit stärken. In ihrem Heimatland hatte Samadsai, die erste Miss Afghanistan seit 30 Jahren, viel Kritik einstecken müssen. Nachdem Bikini-Bilder von ihr aufgetaucht waren, hatte ihr Frauenministerin Habiba Surabi das Recht abgesprochen, Afghanistan zu repräsentieren: "Nackt vor einer Kamera zu erscheinen, hat nichts mit weiblicher Freiheit zu tun, sondern meiner Meinung nach allenfalls etwas mit Unterhaltung für Männer".
  • Im Süden Afghanistans droht nach Einschätzung von Provinzpolitikern eine schleichende Machtübernahme der Taliban. Zwei Jahre nach ihrer Vertreibung aus der Hauptstadt Kabul durch die USA habe die radikalislamische Organisation die Herrschaft über mehrere Distrikte im Grenzgebiet zu Pakistan übernommen, sagte Vizegouverneur Mawlawi Mohammed Omar laut einem Bericht von AFP vom 10. November. In vier Distrikten der südostafghanischen Provinz Sabul gebe es keinerlei staatliche Kontrolle mehr.
  • Bei der Explosion einer Autobombe vor einem Gebäude der Vereinten Nationen ist am 11. November in der afghanischen Stadt Kandahar ein Mensch verletzt worden. Die Detonation habe sich in einem Wohngebiet ereignet, sagte der Verantwortliche für die UN-Projekte in Südafghanistan, Siddikullah. Eines der Häuser dort werde von den Vereinten Nationen als Büro genutzt.
  • Eine dem afghanischen Warlord Gulbuddin Hekmatjar zugeschriebene Erklärung warnt vor einer Stationierung der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) außerhalb von Kabul. In der zweiseitigen Erklärung wird eine solche Ausweitung des Einsatzes als "aussichtsloser Versuch" bezeichnet, die "US-Interessen in Afghanistan zu fördern". Die "brutalen amerikanischen Bombardements" könnten den "Widerstand in Irak und Afghanistan" nicht brechen. Nach Angaben der in Pakistan ansässigen Nachrichtenagentur AIP vom 11. November stammt die Unterschrift unter dem auf den 8. November datierten Papier offenbar von Hekmatjar. Der Aufenthaltsort des Kriegsfürsten, dessen Bewegung Hesb-i-Islami gegen die afghanische Regierung und die ausländischen Truppen im Land kämpft, ist unbekannt.
  • Zu Beginn einer neuen Militäroperation gegen mutmaßliche Mitglieder der Taliban und der El Kaida haben sich amerikanische und afghanische Truppen im Osten Afghanistans Gefechte mit feindlichen Kämpfern geliefert. Ein Verdächtiger wurde getötet, die anderen flüchteten, wie der amerikanische Militärsprecher Oberst Rodney Davis am 11. November mitteilte. Kampfhubschrauber seien zur Unterstützung der Koalitionstruppen herbeigerufen worden.
  • Aus Afghanistan werden zunehmend Drogen ins Ausland geschmuggelt. Im Nachbarland Tadschikistan, eines der Hauptdurchgangsländer in Richtung Europa, seien in den ersten zehn Monaten des Jahres 2003 mehr als 8,4 Tonnen Rauschgift aus Afghanistan sichergestellt worden, teilte die Drogenbekämpfungsbehörde am 11. November in der Hauptstadt Duschanbe mit. Die Behörde stufte 5,2 Tonnen davon als harte Drogen ein. Im gesamten vergangenen Jahr seien lediglich 6,7 Tonnen sichergestellt worden.
  • Bei einem Überfall auf einen Konvoi der US-geführten Streitkräfte in Afghanistan ist erstmals ein rumänischer Soldat getötet worden. Wie der Kommandeur der afghanischen Truppen in der südafganischen Provinz Kandahar, General Said Mohammad, am 12. November mitteilte, wurde der rumänische Konvoi am Vortag auf dem Weg von Spin Boldak an der Grenze zu Pakistan in die Provinzhauptstadt Kandahar von einem "einzelnen uniformierten Mann" angegriffen. Ein Soldat sowie der Angreifer wurden getötet, ein weiterer Soldat wurde verletzt. Die Identität des Angreifers war zunächst unbekannt. Mohammad schloss jedoch aus, dass er im Auftrag der Taliban handelte.
  • Im Osten Afghanistans sind vier Zivilisten durch eine vermutlich für US-Truppen bestimmte Bombe getötet worden. Der ferngezündete Sprengsatz sei detoniert, unmittelbar nachdem ein US- Fahrzeug vorbeigefahren sei. Das meldet die Nachrichtenagentur AIP am 13. November. Die vier Afghanen sollen in dem Auto gesessen haben, das dem amerikanischen Militärfahrzeug folgte. Der Zwischenfall ereignete sich in der Provinz Kunar. Dort läuft seit vergangener Woche eine Offensive gegen radikalislamische Rebellen.
  • Die afghanische Regierung hat Pakistan aufgefordert, wirkungsvoller gegen die Taliban vorzugehen. "Die Taliban können nicht außerhalb Afghanistans operieren, ohne von dort Unterstützung zu erhalten", sagte Außenminister Abdullah Abdullah am 13. November während eines Besuchs in Washington. Auf die Frage, auf welches Land er seine Kritik beziehe, sagte Abdullah: "Wir befassen uns mit allen Nachbarländern, besonders mit unserem Nachbarland Pakistan."
  • Beim Anschlag auf ein Fahrzeug der US-Armee im Nordosten Afghanistans ist ein Elitesoldat getötet worden. Ein weiterer wurde verletzt, als der Wagen nahe einem US-Armeestützpunkt in Asadabad von einer selbst gebauten Bombe getroffen wurde, wie ein US-Militärsprecher am 15. November mitteilte. Der Vorfall ereignete sich am 14. November. In der Region läuft derzeit eine Großoffensive der US-Armee gegen mutmaßliche Taliban und deren Verbündete.
    Bei der Explosion einer Landmine sind im Osten Afghanistans mindestens drei US-Soldaten getötet worden. Der Gouverneur der Provinz Kunar, Sayed Fasel Akbar, vermutete am 15. November Kämpfer der radikalislamischen Taliban, des Terrornetzwerks El Kaida oder des Kriegsherrn Gulbuddin Hekmatjar hinter der Detonation vom Vortag.
  • Nach schweren Kämpfen haben sich rivalisierende Milizen von Tadschiken und Usbeken im Norden Afghanistans auf eine Entwaffnung geeinigt. Unter Aufsicht von Beobachtern der UNO, der Kabuler Regierung und eines von Briten geleiteten Wiederaufbauteams sollten die Milizen Dschamiat und Dschunbisch vom 14. November an ihre schweren Waffen abgeben, sagte UN-Sprecher David Singh am 16. November in Kabul. Die Entwaffnungsvereinbarung gelte für alle fünf Provinzen, in denen die Milizen aktiv sind.
  • In der ostafghanischen Provinz Chost beschossen unbekannte Angreifer am 16. November einen Stützpunkt der Koalitionstruppen mit Raketen und Maschinengewehren. Beide Seiten hätten sich ein rund 45-minütiges Feuergefecht geliefert, meldete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP unter Berufung auf Augenzeugen. Über Tote oder Verletzte sei nichts bekannt.
  • Eine französische Mitarbeiterin des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) ist am 16. November im Südosten Afghanistans von mutmaßlichen Taliban erschossen worden. Die Frau und ihr afghanischer Fahrer seien in einem UN-Fahrzeug von zwei Männern auf einem Motorrad in der Stadt Ghasni angegriffen worden, sagte UNHCR-Sprecher David Singh. Der bewaffnete Mitfahrer auf dem Motorrad habe aus kürzester Entfernung das Feuer eröffnet. Der Überfall ereignete sich demnach in der Mittagszeit auf dem Basar der Stadt. Als die schwer verletzte Französin im Krankenhaus ankam, war sie schon tot. Ihr afghanischer Fahrer wurde am Arm verletzt.
17. - 23. November 2003
  • Am 17. November wurde gemeldet, dass der Polizeichef der Provinz Paktika die US-Truppen beschuldigte, ein Zivilfahrzeug bombardiert und sechs Menschen getötet zu haben. Kampfflugzeuge hätten das Fahrzeug am 14. November im Bezirk Barmal der ostafghanischen Provinz angegriffen, sagte Polizeichef Daulat Khan. Unter den Getöteten seien auch Kinder. Eine Stellungnahme der US-Streitkräfte lag zunächst nicht vor. Auch die in Pakistan ansässige Nachrichtenagentur AIP meldete, sechs Zivilisten seien bei einem Angriff von US-Kampfflugzeugen im Distrikt Barmal getötet worden.
  • Nach dem tödlichen Angriff auf eine französische Mitarbeiterin zieht das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) alle ausländischen Helfer aus dem Süden und Osten des Landes ab, wurde am 18. November gemeldet.
  • US-Außenminister Colin Powell hat nach eigenen Worten die europäischen Bedenken zum Schicksal der Gefangenen in Guantánamo verstanden. Er werde mit einer "sehr klaren Sicht" der Sorgen, die ihm seine europäischen Kollegen dargelegt hätten, nach Washington zurückkehren, sagte Powell am 18. November nach einem Treffen mit den EU- Außenministern in Brüssel. Die US-Regierung bemühe sich um eine "schnellstmögliche" Lösung des Problems.
  • Die NATO hat den früheren türkischen Außenminister Hikmet Cetin zu ihrem zivilen Repräsentanten in Afghanistan ernannt. In seiner Position soll Cetin eng mit der afghanischen Übergangsregierung, der NATO-geführten internationalen Friedenstruppe ISAF und den Vereinten Nationen zusammenarbeiten, wie es in einer Erklärung der Allianz am 19. November in Brüssel hieß. NATO-Generalsekretär George Robertson erklärte, die Mission Cetins sei für einen Erfolg des ISAF-Einsatzes von großer Bedeutung. Cetin war von 1991 bis 1994 türkischer Außenminister. Größten Anteil an der rund 5.500 Soldaten umfassenden ISAF-Friedensmission in Afghanistan haben derzeit Kanada und Deutschland. Die NATO hatte die Führung des Einsatzes im August übernommen.
  • Nach dem Tod einer französischen Flüchtlingshelferin in Afghanistan überprüfen die Vereinten Nationen den Umfang ihrer Präsenz in Afghanistan. Angesichts der jüngsten Ereignisse sei die Zahl der im Land eingesetzten Mitarbeiter kritisch zu prüfen, erklärte die stellvertretende Generalsekretärin Catherine Bertini in einer Anweisung, die der Nachrichtenagentur AP vorliegt (AP berichtet darüber am 21. November). Zurzeit gibt es in Afghanistan etwa 800 internationale UN-Mitarbeiter, davon mehr als 500 allein in Kabul. Wenige Tage nach dem Mordanschlag auf die 29-jährige Französin (am 16. November) hatten die Vereinten Nationen bereits ihre Einsätze im Süden und Osten des Landes ausgesetzt.
  • Die NATO muss nach den Worten ihres Generalsekretärs George Robertson zunächst ihre Mission in Afghanistan erfolgreich abschließen, bevor sie sich Irak zuwendet. "Wenn es einen Sieg im Kampf gegen den Terrorismus geben soll, müssen wir zuerst einen Sieg in Afghanistan erreichen", sagte Robertson am 21. November in Madrid. "Zwei halbgare Aktionen" wären das Rezept für ein Desaster, sagte der NATO-Generalsekretär. In Afghanistan benötige die NATO mehr Truppen, darüber hinaus müsse ihre Präsenz über Kabul hinaus ausgeweitet werden. Doch gebe es unter den 19 Mitgliedstaaten derzeit keinen Konsens über die Aufnahme von friedenssichernden Missionen, sagte Robertson.
  • Nach Morddrohungen haben zwei Frauen in Afghanistan am 21. November ihre Kandidatur für die Große Ratsversammlung (Loja Dschirga) zurückgezogen. Beide seien am Abend zuvor in ihren Wohnungen in Dschalalabad von maskierten und bewaffneten Männern bedroht worden, sagte eine der beiden Kandidatinnen, Humaira. Die Wahl in der Stadt wurde daraufhin zunächst ausgesetzt. Die Loja Dschirga soll am 10. Dezember die neue Verfassung Afghanistans verabschieden. Ein Fünftel der insgesamt 500 Sitze des Rats ist explizit Frauen vorbehalten.
  • Die USA haben die Freilassung von etwa 20 Guantánamo-Gefangenen angekündigt. Die Häftlinge stammten aus vier verschiedenen Ländern und sollten in der kommenden Woche freikommen, sagte der US-Diplomat Pierre-Richard Prosper am 21. November in Madrid. Sie würden nicht länger als Bedrohung angesehen. Zudem sollten einige dutzend weitere Gefangene "in naher Zukunft" in ihren Heimatländern vor Gericht gestellt werden. Prosper räumte ein, dass die Entscheidung über Freilassung oder Gefangenschaft auf Guantánamo lange dauere. Dies liege daran, dass in der ganzen Welt Erkundungen über die mehr als 600 Gefangenen gesammelt werden müssten. "Wir wollen nicht den einen Tag eine Person freilassen, die am nächsten Tag ein Flugzeug entführt, um es zu zerstören", sagte er.
    Aus einem Gefängnis im Norden Afghanistans sind rund 60 Talibankämpfer freigelassen worden, wie ein Sprecher von Milizführer Abdul Raschid Dostum am 22. November mitteilte. Die Männer, die seit dem Sturz der Taliban 2001 im Gefängnis Schibergan inhaftiert waren, seien am Freitag im Rahmen einer Amnestie zum Ende des Fastenmonats Ramadan entlassen worden, hieß es. Es seien alles einfache Kämpfer gewesen. Unter den Entlassenen waren auch 20 Pakistaner.
  • Die US-Armee hat in Afghanistan ein weiteres Regionales Wiederaufbauteam (PRT) in Dienst gestellt. Das neue Team aus Soldaten und zivilen Fachleuten solle schwerpunktmäßig in der Provinz Parwan rund 50 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kabul tätig werden, teilte ein US-Militärsprecher am 22. November auf dem US-Stützpunkt Bagram mit. Das PRT solle jedoch auch in den anliegenden Provinzen Kabul, Kapisa, Wardak und Logar aktiv werden.
  • In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am 22. November das Intercontinental-Hotel mit einer Rakete beschossen worden. Das Geschoss landete im Garten des Hotels und ließ zahlreiche Fenster von Zimmern, des Restaurants und der Lobby zersplittern. Das Intercontinental-Hotel ist eines der wenigen Hotels, in denen Ausländer wohnen.
  • Bei einer Demonstration von rund 1.000 früheren Soldaten und Angestellten des Verteidigungsministeriums, die die Bezahlung von ausstehendem Sold forderten, kam es am 23. November in Kabul zu Ausschreitungen. Einige Demonstranten schossen auf das Verteidigungsministerium, wo Scheiben zu Bruch gingen. Daraufhin eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer und verletzten vier Personen, wie Augenzeugen und die Behörden berichteten. Ihm Rahmen der Reform des Ministeriums und der Streitkräfte sollen 50.000 Beschäftigte entlassen werden, 20.000 wurde schon in den vergangenen Monaten gekündigt.
  • Beim Absturz eines Hubschraubers in Afghanistan sind am 23. November fünf US-Soldaten getötet worden. Sieben weitere Soldaten wurden verletzt, als der Helikopter in der Nähe der US-Militärbasis Bagram nördlich von Kabul aus bislang unbekannter Ursache abstürzte, wie das US-Zentralkommando mitteilte. Die Soldaten seien an der "Operation Mountain Resolve" beteiligt gewesen. Die US-Armee hatte die Operation Anfang November gestartet, um in der nordöstlichen Provinz gegen Taliban-Kämpfer und deren Verbündete vorzugehen.
24. - 30. November 2003
  • US-Präsident George W. Bush hat die Fortsetzung des US-Militäreinsatzes in Irak und Afghanistan bekräftigt. Die USA würden "bis zum Ende durchhalten", um in beiden Ländern "Demokratie und Freiheit" zu schaffen, sagte Bush in einer Rede am 25. November in Las Vegas. "Wir bewältigen die kurzfristigen Sicherheitsbedürfnisse, indem wir in der Offensive bleiben", fügte der US-Präsident hinzu.
  • Wegen ihrer Gefangenenpolitik in Guantánamo hat der dritthöchste britische Richter die Vereinigten Staaten scharf kritisiert. Er betrachte die Vorgehensweise der USA in diesem Fall "als einen monströsen Verstoß gegen das Rechtswesen", zitierte der britische Nachrichtensender Channel 4 am 25. November aus einer Rede von Lord Johan Steyn in London. Es stelle sich die Frage, ob die US-Justiz in dem Lager auf Kuba "mit den internationalen Mindestnormen für den Verlauf eines rechtmäßigen Verfahrens" in Einklang sei. "Die Antwort darauf fällt ziemlich kurz aus. Es handelt sich um ein klares Nein", fuhr der Richter demnach fort. Die Gefangenen von Guantánomo würden "in äußerster Gesetzlosigkeit" festgehalten und "jeglicher Rechte" beraubt.
  • Im Gefangenenlager des US-Marinestützpunkts Guantánamo werden nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) auch Kinder festgehalten. Der IKRK-Generaldirektor Angelo Gnädinger sagte, seine Organisation versuche in "vertraulichen Verhandlungen" mit der US-Regierung, eine Lösung für das Problem der in Guantánamo inhaftierten Kinder zu finden. Zur Zahl, zum Alter und zur Nationalität der Kinder wollte Gnädinger nichts sagen. (AFP, 26.11.2003)
  • US-Senatorin Hillary Clinton hat bei einem Besuch in Afghanistan am 27. November mehr Truppen zur Bekämpfung von Taliban und anderen Aufständischen gefordert. Die USA, andere Staaten der Anti-Terror-Koalition oder die NATO müssten zusätzliche Soldaten schicken, sagte Clinton bei einem Besuch des US-Militärstützpunkts Bagram bei Kabul. Die Kampfverbände der von den USA angeführten Anti-Terror-Koalition in Afghanistan umfassen rund 11.500 Soldaten. Hinzu kommt die 5.500 Mann starke Internationale Afghanistan-Sicherheitstruppe ISAF, die in der Hauptstadt Kabul, künftig aber auch in anderen Regionen, für Sicherheit sorgen soll.
  • Der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul droht offenbar eine Mehrbelastung. "Wir haben bislang keine klaren Signale, dass uns ein anderer NATO-Partner bei der Verwaltung des Flughafens ablösen wird", sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam dem "Handelsblatt" (Ausgabe vom 27. November). Ursprünglich sei für die Flughafenaufsicht in Kabul ein sechsmonatiger Wechsel zwischen den NATO-Truppen vereinbart worden. Jetzt gehe man in Bundeswehrkreisen jedoch davon aus, dass die über 200 dafür abgestellten deutschen Soldaten über den Februar 2004 hinaus bleiben müssen, sagte der Sprecher.
  • Der Anbau von Schlafmohn zur Opiumproduktion in Afghanistan hat sich nach Angaben der US-Regierung im laufenden Jahr fast verdoppelt. In diesem Jahr sei auf einer Gesamtfläche von rund 61.000 Hektar Mohn angebaut worden, verglichen mit knapp 31.000 Hektar im Jahr 2002, teilte der Drogenbeauftragte der US-Regierung, John Walters, am 28. November in Washington mit. Seit Januar sei in Afghanistan der Rohstoff zur Herstellung von fast 2.900 Tonnen Opium gewonnen worden, knapp 1.600 Tonnen mehr als im vergangenen Jahr.
  • Die von den USA geführten Streitkräfte in Afghanistan wollen an die Bevölkerung des mittelasiatischen Landes mehr als 200.000 Radiogeräte verteilen. Damit soll ihr Zugang zu Nachrichtensendungen verbessert werden. "Die Wahrheit ist eine der effektivsten Waffen gegen die Terroristen und die Gegner, die die Afghanen gegen die Alliierten aufstacheln wollen", erklärte US-Militärsprecher Bryan Hilferty am 29. November bei einer Pressekonferenz am Luftwaffenstützpunkt Bagram. Nach seinen Angaben sollen die Radios kostenlos verteilt werden.
  • Ein in Afghanistan entführter türkischer Ingenieur ist nach einmonatiger Geiselhaft wieder auf freiem Fuß. Die Taliban-Rebellen hätten den Mann am 29. November bedingungslos freigelassen, erklärte der afghanische Innenminister Ali Ahmad Dschalali am 30. Noveber. Es gehe ihm gut. Zuvor hatte bereits ein Vertreter der Taliban mitgeteilt, der Ingenieur sei am Samstagabend freigekommen. Er war am 30. Oktober entführt worden.
  • Nach zwei Anschlägen auf afghanische Soldaten im Norden des Landes haben die Vereinten Nationen am 30. November Einsätze entlang zweier Hauptverkehrsadern in der Gegend vorübergehend eingestellt, wie ein Sprecher mitteilte. Bei den Angriffen am vergangenen Wochenende sei niemand verletzt worden.


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