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Straße als Symbol

215 Kilometer langer Highway im Südwesten Afghanistans mit indischer Assistenz gebaut

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

Im Beisein von Präsident Hamid Karsai hat Indiens Außenminister Pranab Mukherjee am Donnerstag die fertiggestellte Überlandstraße von der iranischen Grenze in die südwestliche afghanische Provinz Nimroz als »strahlendes Beispiel« der Zusammenarbeit mit Afghanistan bewertet. Der 215 Kilomter lange asphaltierte Highway zwischen Delaram und Zaranj verbessert auch die Verbindungen nach Herat, Kandahar und Kabul. Auf der iranischen Seite gibt es einen Anschluß, der bis in die Hafenstadt Chahbahar am Golf von Oman führt und Afghanistan somit einen Weg zum Meer öffnet. Für Kabul sei der Highway von immenser Bedeutung, sagte Präsident Karsai, immerhin verringere sich die Fahrzeit zwischen Delaram und Zaranj von 12 bis 14 auf jetzt nur noch zwei Stunden.

Für Indien hat die Straße unter strategischen Gesichtspunkten Gewicht: Pakistan erlaubt keine indischen Waren- und Gütertransporte über sein Territorium nach Afghanistan. Nun besteht unter Umgehung Pakistans eine sichere Alternativroute. Der Bau kostete rund 150 Millionen Dollar, die Indien zur Verfügung stellte. Das war beträchtlich billiger als geplant. Auch die Bauzeit verkürzte sich um sechs Monate auf insgesamt drei Jahre. Wie Minister Mukherjee bei der Einweihung erklärte, starben bei dem Projekt viele Menschen durch Anschläge der Taliban. Unter den 135 getöteten Bau- und Sicherheitsleuten waren sechs Inder. Ihr Tod, so bekräftigten Vertreter beider Seiten, werde das Fundament der indo-afghanischen Freundschaft und den Geist der Kooperation jedoch stärken. So leistet Indien massive finanzielle Unterstützung und praktische Hilfe beim Wiederaufbau bis hin zu einem von Neu-Delhi projektierten und im Bau befindlichen Parlamentsgebäude in Kabul.

Islamabad verfolgt das indische Engagement, das nach dem Sturz der Taliban vor sieben Jahren begann, mit Skepsis und Mißtrauen. Es sieht sich vom Westen (Afghanistan) und Osten (Indien) in die »Zange genommen« und somit sein strategisches Opera­tionsfeld reduziert. Zudem kommt von beiden Seiten scharfe Kritik an den »Terroristennestern« auf pakistanischem Gebiet. Afghanistans Außenminister Rangin Dadfar Spanta äußerte bei einem Gespräch mit seinem indischen Amtskollegen: »In unserer Region gibt es Elemente, die Terrorismus als Werkzeug ihrer Außenpolitik einsetzten. Das muß aufhören.« Beide Seiten sind überzeugt davon, daß sie unter »dem gleichen Terrorismus aus der gleichen Quelle« leiden.

In der ersten Januarwoche weilte Karsai zu seinem x-ten Besuch in Delhi, diesmal um seine Solidarität mit den Indern nach der Mumbai-Tragödie zu bekunden und Sicherheitsfragen zu beraten. Delhi weist Kabul eine wichtige Rolle zu, den Druck auf Islamabad zu verstärken. Gegenüber der Zeitung Times of India äußerte Karsai unlängst, es sei notwendig, die Zufluchtstätten der Terroristen zu eliminieren, deren finanzielle Quellen zu verstopfen, ihr Training zu unterbinden und jene zum Schweigen zu bringen, die Haß predigen. Zu all diesen Fragen bestehen zwischen Delhi und Kabul identische Auffassungen.

* Aus: junge Welt, 26. Januar 2009 Zurück zur Afghanistan-Seite

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