Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien nehmen zu - Pastrana in Berlin
terre des hommes richtet dringenden Appell an Bundeskanzler Schroeder
PRESSEMITTEILUNG
Osnabrueck, 26.04.2001 - Die Zahl der Menschenrechtsverletzungen in
Kolumbien hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Besonders
in der Region Cauca kamen Zivilisten bei Angriffen paramilitaerischer
Verbaende ums Leben. So wurde in der Osterwoche ein Massaker von
Paramilitaers im Departamento Valle de Cauca bekannt, bei dem 37
Menschen ermordet wurden. Unter den Opfern, die teilweise mit
Kettensaegen getoetet wurden, befanden sich auch zwei Kinder. Die
entwicklungspolitische Kinderhilfsorganisation terre des hommes
kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Rolle des Militaers, das
auf Hilferufe nicht reagierte. Auch habe sich das Militaer geweigert,
so terre des hommes-Sprecher Michael Heuer, Fluechtlingen aus den
betroffenen Doerfern Schutz zu bieten. Heuer kritisierte auch die
Drogenbekaempfungsmassnahmen in der Cauca-Region. Im Rahmen der im
“Plan Colombia” festgelegten Massnahmen zur Drogenbekaempfung wurden
Kokafelder aus der Luft besprueht. Bei diesem Chemieeinsatz sind in
juengster Zeit nicht nur 854 Hektar Koka vernichtet worden, sondern
auch ueber 6.000 Hektar Land von Kleinbauern.
UEber 12 Prozent der Bevoelkerung mussten wegen akuter Vergiftungen
Krankenhaeuser aufsuchen. Bei den Aktionen wurden auch Gemuesegaerten
zerstoert, die der Versorgung von Schulkindern dienten. Weil auch
Fisch- und Tierbestaende in Mitleidenschaft gezogen wurden, ist die
Existenz vieler Menschen bedroht. terre des hommes appellierte an
Bundeskanzler Schroeder, die Einhaltung der Menschenrechte
beim heutigen Staatsbesuch des kolumbianischen Praesidenten Pastrana
in Deutschland unmissverstaendlich einzuklagen. Ferner forderte die
Kinderhilfsorganisation den Kanzler auf, die Hilfen fuer die
Zivilbevoelkerung in der Kriegsregion aufzustocken. “Wir erwarten”,
so Heuer, “deutliche Worte von Bundeskanzler Schroeder gegen den Plan
Colombia und alle Versuche, die sozialen Probleme Kolumbiens mit
militaerischer Gewalt zu loesen.”
Der “Plan Colombia”, dessen militaerischer Teil vor allem von den USA
finanziert wird, sieht unter anderem vor, durch Waffenlieferungen und
Militaerhilfe den Buergerkrieg in Kolumbien zu beenden. In welcher
Form sich die Laender der Europaeischen Union am zivilen Teil des
Programmes beteiligen, ist im Moment noch unklar. “Bisher hat der
Plan”, so terre des hommes, “nur zur Verschaerfung des Krieges
zwischen Guerilla, Militaer und paramiliaerischen Verbaenden
gefuehrt. Unter den Folgen des Krieges hat vor allem die
Zivilbevoelkerung zu leiden.” Auch der kolumbianische Staat ist am
“Plan Colombia” beteiligt. Um die finanziellen Mittel aufzubringen,
wurden drastische Einsparungen im Haushalt vorgenommen. Unter den
Sparmassnahmen muss vor allem die arme Bevoelkerung leiden. Von den
17 Millionen Kindern Kolumbiens leben etwa 38,9 Prozent in Armut;
17,5 Prozent in absoluter Armut.
Jedes Jahr werden in Kolumbien 26.000 Menschen ermordet. Ueber 3.000
dieser Morde sind politisch motiviert. Seit Mitte der 80er Jahre sind
etwa 1,5 Millionen Menschen wegen des Krieges aus ihren Heimatorten
geflohen.
verantwortlich: terre des hommes-Pressereferat
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