"Wir bauen das Haus der Freiheit - für unsere Zeit und für alle Zeiten" / "We are building that house of freedom - for our time and for all time"
Rede des US-Präsidenten George W. Bush vor dem Deutschen Bundestag am 23. Mai 2002 / Remarks by the President to a Special Session of the German Bundestag on 23 May, 2002
Im Folgenden dokumentieren wir die Rede des US-Präsidenten George W. Bush vor dem Deutschen Bundestag am 23. Mai 2002 in deutscher und englischer Sprache. Wir folgen dabei der Textversion der US-Botschaft.
Herr Bundestagspräsident, herzlichen Dank für Ihre freundliche Einführung.
Und vielen Dank für die Gelegenheit, heute hier zu sein. Bundespräsident
Rau, Bundeskanzler Schröder, vielen herzlichen Dank. Soviel ich weiß, ist
der ehemalige Bundeskanzler Kohl hier. Ich möchte den Mitgliedern des
Bundestages danken. Wie geht es Ihnen?
Ich war ein bisschen nervös, als der Bundestagspräsident mir sagte, Sie
seien alle in Urlaub. Ich kann mir gut vorstellen, wie die
Kongressabgeordneten reagieren würden, wenn ich sie alle aus dem Urlaub
zurückrufen würde, um eine meiner Reden zu hören. Vielen Dank, dass Sie
gekommen sind. Es ist mir eine große Ehre, hier zu sein. Meine Frau Laura
und ich sind sehr dankbar für Ihre Gastfreundschaft.
Ich hatte das Vergnügen, Ihren Bundeskanzler bereits dreimal in Washington
zu begrüßen, und wir haben enge Beziehungen aufgebaut. Herr Bundeskanzler,
ich bin Ihnen dankbar.
Jetzt habe ich die Ehre, diese großartige Stadt zu besuchen. Die Geschichte
unserer Zeit spiegelt sich im Leben Berlins wider. In diesem Gebäude wurden
Feuer des Hasses entfacht, die sich auf der ganzen Welt ausbreiteten.
Flugzeuge der Alliierten brachten dieser Stadt während einer 323 Tage und
Nächte andauernden Belagerung Nahrungsmittel und Hoffnung. Über eine
schändliche Trennlinie sprangen Männer und Frauen aus Wohnhäusern und
durchbrachen Stacheldraht, um in Freiheit zu leben oder bei dem Versuch zu
sterben. Ein amerikanischer Präsident kam hier her, um sich stolz einen
Bürger Berlins zu nennen. Ein anderer Präsident forderte die Sowjets auf:
"reißen Sie diese Mauer nieder". Und in einer Nacht im November nahmen die
Berliner die Geschichte in die Hand und vereinten ihre Stadt.
In der Spanne eines Lebens haben die Menschen dieser Hauptstadt und dieses
Landes 12 Jahre Diktatur erduldet, unter 40 Jahren bitterer Teilung gelitten
und in diesem herausfordernden Jahrzehnt der Wiedervereinigung obsiegt. Aus
allen diesen Bewährungsproben ist Deutschland als verantwortungsvolle,
wohlhabende und friedliche Nation hervorgegangen. Wie der Bundespräsident
erwähnte sprach mein Vater vor mehr als einem Jahrzehnt von Deutschland und
den Vereinigten Staaten als Partner in der Führung - und das ist
Wirklichkeit geworden. Ein neues Zeitalter ist angebrochen: Das starke
Deutschland, das Sie aufgebaut haben, hat sich auf der Welt bewährt.
Auf beiden Seiten des Atlantiks war die Generation unserer Väter aufgerufen,
herausragende Ereignisse zu gestalten - und sie schufen das großartige
transatlantische Bündnis der Demokratien. Sie schufen das erfolgreichste
Bündnis der Geschichte. Nach dem Kalten Krieg, in der relativ ruhigen Zeit
der neunziger Jahre, fragten sich einige, ob unsere transatlantische
Partnerschaft noch einem Zweck diente. Die Geschichte gab die Antwort.
Unsere Generation sieht sich neuen, schwerwiegenden Bedrohungen der
Freiheit, der Sicherheit unserer Völker und der Zivilisation selbst
gegenüber. Wir sind mit einer aggressiven Kraft konfrontiert, die den Tod
glorifiziert, Unschuldige als Ziel auswählt und die Mittel anstrebt, in
großem Ausmaß zu morden.
Wir stehen vor der globalen Tragödie von Krankheit und Armut, die unzählige
Leben fordern und ganze Nationen anfällig für Unterdrückung und Terror
machen.
Wir werden diesen Herausforderungen gemeinsam begegnen. Wir müssen ihnen
gemeinsam begegnen. Diejenigen, die die Freiheit der Menschen verachten,
werden sie auf jedem Kontinent angreifen. Diejenigen, die den Besitz von
Raketen und schrecklichen Waffen anstreben, kennen auch die Karte Europas.
Wie die Bedrohungen einer anderen Zeit, können auch diese Bedrohungen nicht
ignoriert oder beschwichtigt werden. Indem wir geduldig, unnachgiebig und
entschlossen vorgehen, werden wir die Feinde der Freiheit besiegen.
Indem wir weiterhin geeint handeln, begegnen wir den modernen Bedrohungen
mit den größten Ressourcen des Reichtums und des Willens, die freie Nationen
je aufbrachten. Gemeinsam haben Europa und die Vereinigten Staaten das
kreative Talent, die Wirtschaftsmacht, das moralische Erbe und die
demokratische Vision, unsere Freiheit zu schützen und die Sache des Friedens
voranzubringen.
So unterschiedlich wir sind, wir bauen und verteidigen das gleiche Haus der
Freiheit - seine Türen stehen allen Völkern Europas offen, seine Fenster
blicken auf die globalen Herausforderungen dahinter. Wir müssen die
Grundlagen mit einem Europa schaffen, das zum ersten Mal in seiner
Geschichte ungeteilt, frei und in Frieden lebt. Dieser Jahrhunderte alte
Traum ist in greifbare Nähe gerückt.
Vom Wald der Argonne bis zum Brückenkopf von Anzio haben Konflikte in Europa
das Blut von Millionen gefordert und dabei Leben auf der ganzen Welt
verschwendet und zerstört. Es gibt tausende Denkmäler in Parks und auf
Plätzen in meinem ganzen Land, jungen Männern von 18, 19 oder 20 Jahren
gewidmet, deren Leben in einer Schlacht auf diesem Kontinent endete. Wir
sind die erste Generation seit hundert Jahren, die keinen neuen Krieg in
Europa fürchten oder mit ihm rechnen muss. Und diese Leistung - Ihre
Leistung - ist eine der größten der Neuzeit.
Wenn die Einigung Europas voranschreitet, nimmt die Sicherheit in Europa und
Amerika zu. Mit der Integration Ihrer Märkte und einer gemeinsame Währung
in der Europäischen Union schaffen Sie die Voraussetzungen für Sicherheit
und gemeinsame Zielsetzungen. In allen diesen Schritten sehen die
Vereinigten Staaten nicht den Aufstieg eines Rivalen, sondern das Ende alter
Feindseligkeiten. Wir sehen den Erfolg unserer Bündnispartner, und
beglückwünschen Sie zu Ihren Fortschritten.
Die Erweiterung der NATO wird auch die Sicherheit auf diesem Kontinent
erweitern, insbesondere für die Länder, die im letzten Jahrhundert wenig
Frieden oder Sicherheit kannten. Wir haben uns vorsichtig in diese Richtung
bewegt. Nun müssen wir entschlossen handeln.
Der Gipfel in Prag rückt näher, und die Vereinigten Staaten engagieren sich
für die Mitgliedschaft aller europäischer Demokratien in der NATO, die
bereit zur Übernahme der Verantwortung sind, die die NATO mit sich bringt.
Jeder Teil Europas sollte an der Sicherheit und dem Erfolg dieses Kontinents
teilhaben. Ein umfassenderes Bündnis wird die NATO stärken - es wird das
Versprechen der NATO erfüllen.
Eine weitere gemeinsame Mission ist die Ermutigung des russischen Volks,
seine Zukunft in Europa zu suchen - zusammen mit Amerika. Russland hat seit
1917 die beste Chance, Teil der europäischen Familie zu werden. Die
Umgestaltung Russlands ist noch nicht beendet; der Ausgang noch nicht
entschieden. Aber trotz aller Probleme und Herausforderungen bewegt
Russland sich in Richtung Freiheit - mehr Freiheit in seiner Politik und auf
seinen Märkten - eine Freiheit, die es Russland ermöglichen wird, als große
und gerechte Nation zu handeln. Ein Russland, das in Frieden mit seinen
Nachbarn lebt und die legitimen Rechte von Minderheiten achtet, ist in
Europa willkommen.
Zwischen Russland und den Vereinigten Staaten entsteht eine neue
Partnerschaft. Russland unterstützt den Krieg gegen den globalen Terror auf
entscheidende Weise. Ein russischer Oberst arbeitet jetzt mit Heeresgeneral
Tommy Franks, dem Befehlshaber des Kriegs in Afghanistan, zusammen. Und in
Afghanistan selbst ist Russland beim Aufbau von Krankenhäusern und einer
besseren Zukunft für das afghanische Volk behilflich.
Die Vereinigten Staaten und Europa müssen sich des alten Misstrauens
entledigen und ihre gemeinsamen Interessen mit Russland verwirklichen.
Morgen in Moskau werden Präsident Putin und ich wieder gemäß diesen
Interessen handeln.
Die Vereinigten Staaten und Russland befreien sich von den letzten Relikten
der Konfrontation des Kalten Kriegs. Wir sind über einen ABM-Vertrag
hinausgegangen, der uns davon abhielt, unser Volk und unsere Freunde zu
verteidigen. Einige warnten, dass ein Hinausgehen über den ABM-Vertrag ein
Wettrüsten auslösen könnte. Stattdessen sind Präsident Putin und ich dabei,
die drastischste Vereinbarung über den Rüstungsabbau der Geschichte zu
unterzeichnen. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch Russland werden ihre
Nukleararsenale und etwa zwei Drittel reduzieren - auf das niedrigste Niveau
seit Jahrzehnten.
Alte Rüstungsabkommen zielten auf die Handhabung von Feindseligkeiten und
die Wahrung eines Gleichgewichts des Schreckens ab. Diese neue Vereinbarung
berücksichtigt, dass Russland und der Westen keine Feinde mehr sind.
Das gesamte transatlantische Bündnis gestaltet die Beziehungen zu Russland
neu. Nächste Woche in Rom werden Bundeskanzler Schröder, unsere
Bündnispartner in der NATO und ich als gleichwertige Partner mit Präsident
Putin bei der Gründung des NATO-Russland-Rats zusammentreffen. Der Rat gibt
uns die Möglichkeit, eine gemeinsame Sicherheit vor gemeinsamen Bedrohungen
zu schaffen. Wir werden mit Projekten zur Nichtverbreitung, der Bekämpfung
des Terrorismus sowie Such- und Rettungseinsätzen beginnen. Mit der Zeit
werden wir diese Zusammenarbeit erweitern und gleichzeitig die Kernaufgaben
der NATO erhalten. Viele Generationen haben ängstlich auf Russland
geblickt. Unsere Generation kann diesen Schatten endlich von Russland
nehmen, indem es die Freundschaft eines neuen demokratischen Russlands
annimmt.
Während wir unser Bündnis erweitern und Russland einbeziehen, müssen wir
auch über Europa hinaus auf Gefahren und bedeutende Verantwortung blicken.
Beim Aufbau des Hauses der Freiheit müssen wir auch die Herausforderungen
einer größeren Welt berücksichtigen. Und wir müssen uns ihnen gemeinsam
stellen.
Für die Vereinigten Staaten war der 11. September 2001 ein tiefer Einschnitt
in ihrer Geschichte - die Ende einer Ära, das ebenso scharf und deutlich zu
Tage trat wie Pearl Harbor oder der erste Tag der Berlin-Blockade. Es kann
auf einer Welt, die der Gnade von Terroristen ausgeliefert ist, keine
dauerhafte Sicherheit geben - weder für meine noch für irgendeine andere
Nation.
Angesichts dieser Bedrohung ist die bestimmende Zielsetzung der NATO -
unsere kollektive Verteidigung - so vordringlich wie eh und je. Die
Vereinigten Staaten und Europa benötigen sich gegenseitig, um den Krieg
gegen den globalen Terror zu führen und zu gewinnen. Mein Land ist wirklich
dankbar für die Anteilnahme des deutschen Volks und die starke Unterstützung
Deutschlands und ganz Europas.
Truppen aus über einem Dutzend europäischer Länder sind in und um
Afghanistan stationiert, darunter tausende Soldaten aus diesem Land. Es ist
die erste Stationierung deutscher Streitkräfte außerhalb Europas seit 1945.
Deutsche Soldaten sind in diesem Krieg gestorben, und wir beklagen ihren
Verlust ebenso wie wir unseren eigenen beklagen. Deutsche Behörden sind
Terrorzellen und ihren Finanzquellen auf der Spur. Und die deutsche Polizei
ist den Afghanen beim Aufbau ihrer eigenen Polizei behilflich. Wir sind
außerordentlich dankbar für die Unterstützung.
Gemeinsam widersetzen wir uns einem Feind, der sich an Gewalt und dem
Schmerz von Unschuldigen nährt. Die Terroristen werden von ihren
Hassgefühlen bestimmt: Sie hassen Demokratie und Toleranz und
Meinungsfreiheit und Frauen und Juden und Christen und alle Moslems, die
nicht ihrer Meinung sind. Andere töteten im Namen der Reinheit der Rasse
oder des Klassenkampfs. Diese Feinde töten im Namen einer falschen Reinheit,
sie pervertieren den Glauben, den sie zu haben behaupten. . In diesem Krieg
verteidigen wir nicht nur die Vereinigten Staaten oder Europa, wir
verteidigen die Zivilisation an sich.
Das Böse, das sich gegen uns aufgebaut hat, wird die "neue totalitäre
Bedrohung" genannt. Die Autoren des Terrors streben den Besitz atomarer,
chemischer und biologischer Waffen an. Regime, die den Terror unterstützen,
entwickeln diese Waffen und ihre Trägersysteme. Wenn diese Regime und ihre
terroristischen Verbündeten diese Fähigkeiten perfektionieren würden, könnte
keine innere Stimme der Vernunft, kein Hauch von Gewissen ihren Einsatz
verhindern.
Wunschdenken mag tröstlich sein, es fördert allerdings nicht die Sicherheit.
Sie können dies eine strategische Herausforderung nennen; Sie können es wie
ich, eine Achse des Bösen nennen; Sie können es nennen, wie Sie möchten,
aber lassen Sie uns die Wahrheit sagen. Wenn wir diese Bedrohung
ignorieren, fordern wir zu einer Art Erpressung auf und bringen Millionen
von Bürgern in ernsthafte Gefahr.
Unsere Reaktion wird vernünftig, konzentriert und bewusst sein. Wir werden
mehr als unsere militärische Macht einsetzen. Wir werden die Finanzquellen
der Terroristen austrocknen, diplomatischen Druck ausüben und weiterhin
nachrichtendienstliche Erkenntnisse austauschen. Die Vereinigten Staaten
werden sich in jeder Phase eng mit ihren Freunden und Bündnispartnern
beraten. Aber täuschen Sie sich nicht, wir werden und müssen uns mit dieser
Verschwörung gegen unsere Freiheit und unser Leben auseinandersetzen.
Angesichts neuer Bedrohungen benötigt die NATO eine neue Strategie und neue
Fähigkeiten. Von Europa ausgehende Gefahren können Europa jetzt im Herzen
treffen - die NATO muss also in der Lage und bereit sein, immer dann zu
handeln, wenn Bedrohungen auftreten. Dies wird alle Mittel der modernen
Verteidigung erfordern - mobile und stationierbare Streitkräfte, komplexe
Sondereinsätze, die Fähigkeit, unter der Bedrohung durch chemische und
biologische Waffen zu kämpfen. Jedes Land muss sich auf die militärischen
Stärken konzentrieren, die es mit in des Bündnis bringen kann, mit den
schwierigen Entscheidungen und den finanziellen Verpflichtungen, die dies
erfordert. Wir wissen nicht, woher die nächste Bedrohungen kommen könnte;
wir wissen wirklich nicht, in welcher Form sie auftreten könnte. Aber wir
müssen als vollwertige militärische Partner bereit sein, uns diesen
Bedrohungen unserer Sicherheit zu stellen.
Eine Art und Weise, unsere Sicherheit zu verbessern, ist die Bewältigung
Gewalt schürender regionaler Konflikte. Unsere Arbeit auf dem Balkan und in
Afghanistan zeigt, wie viel wir erreichen können, wenn wir Seite an Seite
stehen. Wir müssen uns weiterhin für den Frieden im Nahen Osten einsetzen.
Dieser Frieden muss die dauerhafte Sicherheit des jüdischen Volks
gewährleisten. Und dieser Frieden muss dem palästinensischen Volk einen
eigenen Staat garantieren.
Inmitten terroristischer Gewalt im Nahen Osten mag die Hoffnung auf eine
dauerhafte Lösung in weiter Ferne scheinen. So beurteilten viele einst die
Aussicht auf Frieden zwischen Polen und Deutschland, Deutschland und
Frankreich, Frankreich und England, Protestanten und Katholiken. Dennoch
haben wir gesehen, wie Feinde nach Generationen gegenseitiger Gewalt und
Demütigung in einem neuen Europa Partner und Verbündete wurden. Wir beten
für den Nahen Osten um den gleichen Heilungsprozess, die gleiche Überwindung
von Hass. Wir in unserem Streben nach diesem Frieden unermüdlich sein.
Wir müssen uns bewusst machen, dass Gewalt und Ressentiments durch
Fortschritte im Gesundheits- und Bildungswesen und beim Wohlstand besiegt
werden. Armut bringt keinen Terror hervor - aber Terror wurzelt in
gescheiterten Nationen, die keinen funktionierenden Polizeiapparat haben
oder nicht für ihre Bevölkerung sorgen können. Unser Gewissen und unsere
Interessen stimmen überein: um eine sicherere Welt zu schaffen, müssen wir
eine bessere Welt schaffen.
Die Erweiterung des Handels in unserer Zeit ist einer der Hauptgründe für
unsere Fortschritte bei der Bekämpfung der Armut. In Doha verpflichteten wir
uns, auf diesen Fortschritten aufzubauen, und wir müssen dieser
Verpflichtung nachkommen. Die transatlantischen Nationen müssen eine Lösung
für den kleinen, strittigen Teil unserer umfassenden Handelsbeziehungen im
Rahmen der Regeln und Streitschlichtungsmechanismen der
Welthandelsorganisation finden - ob es sich bei diesen Streitigkeiten um
Steuerrecht, Stahl, Landwirtschaft oder Biotechnologie handelt.
Damit alle Nationen von den Weltmärkten profitieren, benötigen sie eine
gesunde Bevölkerung, die lesen und schreiben kann. Um den
Entwicklungsländern beim Erreichen dieser Ziele behilflich zu sein, haben
die führenden Politiker der wohlhabenden Nationen eine Gewissenspflicht -
wir haben die Pflicht, unseren Wohlstand großzügig und klug mit anderen zu
teilen. Die Regierungen armer Länder haben eine Verpflichtung gegenüber
ihrer eigenen Bevölkerung - aber sie haben auch die Pflicht, Reformen
durchzuführen, die vorübergehende Hilfe in dauerhafte Fortschritte
verwandeln.
Ich habe vorgeschlagen, dass die neue amerikanische Hilfe an Länder geht,
die sich auf diesem Weg der Reform befinden. Die Vereinigten Staaten werden
ihren Kernhaushalt für Entwicklungshilfe in den nächsten drei
Haushaltsjahren um 50 Prozent aufstocken. Sie wird bis zu fünf Milliarden
Dollar im Jahr erhöht, über das hinaus, was wir bereits zur Entwicklung
beitragen.
Wenn Länder gerecht regiert werden, profitieren die Menschen. Wenn Länder
ungerecht zu Gunsten einiger weniger Korrupter regiert werden, wird auch
noch so viel Entwicklungshilfe den bedürftigen Menschen nicht helfen. Wenn
Länder gerecht regiert werden - wenn Länder gerecht regiert werden, wenn sie
in das Bildungs- und Gesundheitswesen investieren und wirtschaftliche
Freiheit fördern, haben sie unsere Unterstützung. Und von noch größerer
Bedeutung ist, dass diese aufstrebenden Nationen selbst die Fähigkeit und
schließlich auch die erforderlichen Ressourcen haben werden, um Krankheiten
zu bekämpfen und ihre Umwelt zu verbessern und für ihre Bevölkerung ein
Leben in Würde zu ermöglichen.
Sehr geehrte Mitglieder des Bundestags, wir haben uns aufgrund eines ernsten
Ziels versammelt - eines sehr ernsten Ziels - von dem die Sicherheit unserer
Bevölkerung und das Schicksal unserer Freiheit jetzt abhängt. Wir schaffen
eine Welt der Gerechtigkeit, oder wir werden in einer Welt der Zwänge leben.
Das Ausmaß unserer gemeinsamen Verantwortung lässt unsere
Meinungsverschiedenheiten belanglos erscheinen. Und diejenigen, die unsere
Meinungsverschiedenheiten übertreiben, spielen ein leicht durchschaubares
Spiel und haben ein simples Verständnis unserer Beziehungen.
Die Vereinigten Staaten und die Nationen Europas sind mehr als militärische
Verbündete; wir sind mehr als Handelspartner; wir sind die Erben der
gleichen Zivilisation. Die Versprechungen der Magna Charta, die Lehren
Athens, die Kreativität von Paris, das unerschütterliche Gewissen Luthers,
der sanfte Glaube des Heiligen Franziskus - alles dies ist Teil der
amerikanischen Seele. Die Neue Welt war erfolgreich, indem sie die Werte der
Alten Welt achtete.
Unsere Geschichte driftete manchmal auseinander, dennoch versuchen wir, nach
den gleichen Idealen zu leben. Wir glauben an freie Märkte, gemildert durch
Mitgefühl. Wir glauben an offene Gesellschaften, die unveränderliche
Wahrheiten widerspiegeln. Wir glauben an den Wert und die Würde jeden
Lebens.
Diese Wertüberzeugungen verbinden unsere Kulturen und bringen unsere Feinde
gegen uns auf. Diese Wertüberzeugungen sind allgemein gültig und richtig.
Sie prägen unsere Nationen und unsere Partnerschaft auf einzigartige Weise.
Diese Überzeugungen veranlassen uns, Tyrannei und das Böse zu bekämpfen, wie
es andere vor uns getan haben.
Einer der größten Deutschen des 20. Jahrhunderts war Pastor Dietrich
Bonhoeffer. Er verließ die Sicherheit Amerikas, um sich gegen das
nationalsozialistische Regime zu stellen. In einer dunklen Stunde gab er
Zeugnis ab vom Evangelium des Lebens und zahlte den Preis für seinen Glauben
- er wurde nur Tage vor der Befreiung seines Lagers getötet.
"Ich glaube", sagte Bonhoeffer, "dass Gott aus allem, auch aus dem Bösen,
Gutes entstehen lassen kann und will."
Diese Überzeugung wird durch die Geschichte Europas seit diesem Tag bewiesen
- in der Versöhnung und Erneuerung, die diesen Kontinent verwandelt haben.
In den Vereinigten Staaten haben wir vor kurzem den Schrecken des Bösen und
die Macht des Guten gesehen. In den Bewährungsproben unserer Zeit
bekräftigen wir unsere tiefsten Werte und unsere engsten Freundschaften. In
dieser Kammer, in dieser Stadt, in diesem ganzen Land und auf dem ganzen
Kontinent hat Amerika wertvolle Freunde. Und mit unseren Freunden bauen wir
das Haus der Freiheit - für unsere Zeit und für alle Zeiten.
Möge Gott Sie segnen.
Remarks by the President to a Special Session of the German Bundestag on 23 May, 2002
Berlin, Germany
THE PRESIDENT: President, thank you very much for your kind introduction.
And thank you for giving me this chance to be here today. President Rau,
thank you very much; Chancellor Schroeder. I understand former Chancellor
Kohl is here. I want to thank the members of the Bundestag. How are you, sir?
I was a little nervous when the President told me that you all are on vacation.
(Laughter.) I can just imagine how my Congress would react if I called them
back to hear a speech of mine when they were on vacation. (Laughter.) But
thank you for coming. I'm so honored to be here. And my wife, Laura, and I
really appreciate the hospitality that you've shown us. (Applause.)
I've had the pleasure of welcoming your Chancellor to Washington three times,
and we have established a strong relationship. Mr. Chancellor, I'm grateful.
And now I am honored to visit this great city. The history of our time is written
in the life of Berlin. In this building, fires of hatred were set that swept across
the world. To this city, Allied planes brought food and hope during 323 days
and nights of siege. Across an infamous divide, men and women jumped from
tenement buildings and crossed through razor wire to live in freedom or to die in
the attempt. One American President came here to proudly call himself a
citizen of Berlin. Another President dared the Soviets to "tear down that wall."
(Applause.) And on a night in November, Berliners took history into their hands,
and made your city whole.
In a single lifetime, the people of this capital and this country endured 12 years
of dictatorial rule, suffered 40 years of bitter separation, and persevered through
this challenging decade of unification. For all these trials, Germany has
emerged a responsible, a prosperous and peaceful nation. More than a decade
ago, as the President pointed out, my father spoke of Germany and America
as partners in leadership -- and this has come to pass. A new era has arrived --
the strong Germany you have built is good for the world.
On both sides of the Atlantic, the generation of our fathers was called to shape
great events -- and they built the great transatlantic alliance of democracies.
They built the most successful alliance in history. After The Cold War, during
the relative quiet of the 1990s, some questioned whether our transatlantic
partnership still had a purpose. History has given its answer. Our generation
faces new and grave threats to liberty, to the safety of our people, and to
civilization, itself. We face an aggressive force that glorifies death, that targets
the innocent, and seeks the means to matter -- murder on a massive scale.
We face the global tragedy of disease and poverty that take uncounted lives
and leave whole nations vulnerable to oppression and terror.
We'll face these challenges together. We must face them together. Those who
despise human freedom will attack it on every continent. Those who seek
missiles and terrible weapons are also familiar with the map of Europe. Like the
threats of another era, this threat cannot be appeased or cannot be ignored. By
being patient, relentless, and resolute, we will defeat the enemies of freedom.
(Applause.)
By remaining united --
(Audience interruption.)
PRESIDENT BUSH: By remaining united, we are meeting -- we are meeting
modern threats with the greatest resources of wealth and will ever assembled
by free nations. Together, Europe and the United States have the creative
genius, the economic power, the moral heritage, and the democratic vision to
protect our liberty and to advance our cause of peace.
Different as we are, we are building and defending the same house of freedom
-- its doors open to all of Europe's people, its windows looking out to global
challenges beyond. We must lay the foundation with a Europe that is whole
and free and at peace for the first time in its history. (Applause.) This dream of
the centuries is close at hand.
From the Argonne Forest to the Anzio beachhead, conflicts in Europe have
drawn the blood of millions, squandering and shattering lives across the earth.
There are thousands, thousands of monuments in parks and squares across
my country to young men of 18 and 19 and 20 whose lives ended in battle on
this continent. Ours is the first generation in a hundred years that does not
expect and does not fear the next European war. And that achievement -- your
achievement -- is one of the greatest in modern times. (Applause.)
When Europe grows in unity, Europe and America grow in security. When you
integrate your markets and share a currency in the European Union, you are
creating the conditions for security and common purpose. In all these steps,
Americans do not see the rise of a rival, we see the end of old hostilities. We
see the success of our allies, and we applaud your progress.
The expansion of NATO will also extend the security on this continent,
especially for nations that knew little peace or security in the last century. We
have moved cautiously in this direction. Now we must act decisively.
As our summit in Prague approaches, America is committed to NATO
membership for all of Europe's democracies that are ready to share in the
responsibilities that NATO brings. (Applause.) Every part of Europe should
share in the security and success of this continent. A broader alliance will
strengthen NATO -- it will fulfill NATO's promise.
Another mission we share is to encourage the Russian people to find their
future in Europe, and with America. (Applause.) Russia has its best chance
since 1917 to become a part of Europe's family. Russia's transformation is not
finished; the outcome is not yet determined. But for all the problems and
challenges, Russia is moving toward freedom -- more freedom in its politics and
its markets; freedom that will help Russia to act as a great and a just power. A
Russia at peace with its neighbors, respecting the legitimate rights of
minorities, is welcome in Europe. (Applause.)
A new Russian-American partnership is being forged. Russia is lending crucial
support in the war on global terror. A Russian colonel now works on the staff of
U.S. Army General Tommy Franks, commander of the war in Afghanistan. And
in Afghanistan, itself, Russia is helping to build hospitals and a better future for
the Afghan people.
America and Europe must throw off old suspicions and realize our common
interests with Russia. Tomorrow in Moscow, President Putin and I will again
act upon these interests.
The United States and Russia are ridding ourselves of the last vestiges of cold
War confrontation. (Applause.) We have moved beyond an ABM treaty that
prevented us from defending our people and our friends. Some warned that
moving beyond the ABM treaty would cause an arms race. Instead, President
Putin and I are about to sign the most dramatic nuclear arms reduction in
history. Both the United States and Russia will reduce our nuclear arsenals by
about two-thirds -- to the lowest levels in decades. (Applause.)
Old arms agreements sought to manage hostility and maintain a balance of
terror. This new agreement recognizes that Russia and the West are no longer
enemies. (Applause.)
The entire transatlantic alliance is forming a new relationship with Russia. Next
week in Rome, Chancellor Schroeder, NATO allies, and I will meet as equal
partners with President Putin at the creation of the NATO-Russia Council. The
Council gives us an opportunity to build common security against common
threats. We will start with projects on nonproliferation, counterterrorism, and
search-and-rescue operations. Over time, we will expand this cooperation, even
as we preserve the core mission of NATO. Many generations have looked at
Russia with alarm. Our generation can finally lift this shadow from Europe by
embracing the friendship of a new democratic Russia. (Applause.)
As we expand our alliance, as we reach out to Russia, we must also look
beyond Europe to gathering dangers and important responsibilities. As we build
the house of freedom, we must meet the challenges of a larger world. And we
must meet them together.
For the United States, September the 11th, 2001 cut a deep dividing line in our
history -- a change of eras as sharp and clear as Pearl Harbor, or the first day
of the Berlin Blockade. There can be no lasting security in a world at the mercy
of terrorists -- for my nation, or for any nation. (Applause.)
Given this threat, NATO's defining purpose -- our collective defense -- is as
urgent as ever. America and Europe need each other to fight and win the war
against global terror. My nation is so grateful for the sympathy of the German
people, and for the strong support of Germany and all of Europe.
Troops from more than a dozen European countries have deployed in and
around Afghanistan, including thousands from this country -- the first
deployment of German forces outside of Europe since 1945. German soldiers
have died in this war, and we mourn their loss as we do our own. German
authorities are on the trail of terrorist cells and finances. And German police
are helping Afghans build their own police force. And we're so grateful for the
support.
Together, we oppose an enemy that thrives on violence and the grief of the
innocent. The terrorists are defined by their hatreds: they hate democracy and
tolerance and free expression and women and Jews and Christians and all
Muslims who disagree with them. Others killed in the name of racial purity, or
the class struggle. These enemies kill in the name of a false religious purity,
perverting the faith they claim to hold. (Applause.) In this war we defend not
just America or Europe; we are defending civilization, itself. (Applause.)
The evil that has formed against us has been termed the "new totalitarian
threat." The authors of terror are seeking nuclear, chemical and biological
weapons. Regimes that sponsor terror are developing these weapons and the
missiles to deliver them. If these regimes and their terrorist allies were to
perfect these capabilities, no inner voice of reason, no hint of conscience would
prevent their use.
Wishful thinking might bring comfort, but not security. Call this a strategic
challenge; call it, as I do, axis of evil; call it by any name you choose, but let
us speak the truth. (Applause.) If we ignore this threat, we invite certain
blackmail, and place millions of our citizens in grave danger.
Our response will be reasoned, and focused, and deliberate. We will use more
than our military might. We will cut off terrorist finances, apply diplomatic
pressure, and continue to share intelligence. America will consult closely with
our friends and allies at every stage. But make no mistake about it, we will and
we must confront this conspiracy against our liberty and against our lives.
(Applause.)
As it faces new threats, NATO needs a new strategy and new capabilities.
Dangers originating far from Europe can now strike at Europe's heart -- so
NATO must be able and willing to act whenever threats emerge. This will
require all the assets of modern defense -- mobile and deployable forces,
sophisticated special operations, the ability to fight under the threat of
chemical and biological weapons. Each nation must focus on the military
strengths it can bring to this alliance, with the hard choices and financial
commitment that requires. We do not know where the next threat might come
from, we really don't know what form it might take. But we must be ready, as
full military partners, to confront threats to our common security.
One way to make ourselves more secure is to address the regional conflicts
that enflame violence. Our work in the Balkans and Afghanistan shows how
much we can achieve when we stand together. We must continue to stand for
peace in the Middle East. That peace must assure the permanent safety of the
Jewish people. (Applause.) And that peace must provide the Palestinian people
with a state of their own. (Applause.)
In the midst of terrorist violence in the Middle East, the hope of a lasting accord
may seem distant. That's how many once viewed the prospect of peace
between Poland and Germany, Germany and France, France and England,
Protestant and Catholic. Yet, after generations of traded violence and
humiliation, we have seen enemies become partners and allies in a new
Europe. We pray the same healing, the same shedding of hatred, might come
to the Middle East. And we will be unrelenting in our quest for that peace.
(Applause.)
We must recognize that violence and resentment are defeated by the advance
of health, and learning, and prosperity. Poverty doesn't create terror -- yet,
terror takes root in failing nations that cannot police themselves or provide for
their people. Our conscience and our interests speak as one: to achieve a
safer world, we must create a better world.
The expansion of trade in our time is one of the primary reasons for our
progress against poverty. At Doha, we committed to build on this progress, and
we must keep that commitment. (Applause.) Trans-Atlantic nations must
resolve the small, disputed portion of our vast trading relationship within the
rules and settlement mechanisms of the World Trade Organization
-- whether those disputes concern tax law, steel, agricultural or biotechnology.
For all nations -- for all nations to gain the benefit of global markets, they need
populations that are healthy and literate. To help developing nations achieve
these goals, leaders of wealthy nations have a duty of conscience --
(applause.) We have a duty to share our wealth generously and wisely. Those
who lead poor nations have a duty to their own people -- but they have a duty
as well: to pursue reforms that turn temporary aid into lasting progress.
I've proposed that new American aid be directed to nations on that path of
reform. The United States will increase our core development assistance by 50
percent over the next three budget years. (Applause.) It will be up to a level of
$5 billion a year, above and beyond that which we already contribute to
development.
When nations are governed justly, the people benefit. When nations are
governed unjustly, for the benefit of a corrupt few, no amount of aid will help the
people in need. (Applause.) When nations are governed justly -- when nations
are governed justly, investing in education and health, and encouraging
economic freedom, they will have our help. And more importantly, these rising
nations will have their own ability and, eventually, the resources necessary to
battle disease and improve their environment, and build lives of dignity for their
people.
Members of the Bundestag, we are joined in serious purpose -- very serious
purposes -- on which the safety of our people and the fate of our freedom now
rest. We build a world of justice, or we will live in a world of coercion. The
magnitude of our shared responsibilities makes our disagreements look so
small. And those who exaggerate our differences play a shallow game and hold
a simplistic view of our relationship. (Applause.)
America and the nations in Europe are more than military allies, we're more
than trading partners; we are heirs to the same civilization. The pledges of the
Magna Carta, the learning of Athens, the creativity of Paris, the unbending
conscience of Luther, the gentle faith of St. Francis -- all of these are part of
the American soul. The New World has succeeded by holding to the values of
the Old.
Our histories have diverged, yet we seek to live by the same ideals. We believe
in free markets, tempered by compassion. We believe in open societies that
reflect unchanging truths. We believe in the value and dignity of every life.
(Applause.)
These convictions bind our civilization together and set our enemies against us.
These convictions are universally true and right. And they define our nations
and our partnership in a unique way. And these beliefs lead us to fight tyranny
and evil, as others have done before us.
One of the greatest Germans of the 20th century was Pastor Dietrich
Bonhoeffer. (Applause) -- who left the security of America to stand against Nazi
rule. In a dark hour, he gave witness to the Gospel of life, and paid the cost of
his discipleship, being put to death only days before his camp was liberated.
"I believe," said Bonhoeffer, "that God can and wants to create good out of
everything, even evil."
That belief is proven in the history of Europe since that day -- in the
reconciliation and renewal that have transformed this continent. In America,
very recently, we have also seen the horror of evil and the power of good. In the
tests of our time, we are affirming our deepest values and our closest
friendships. Inside this chamber, across this city, throughout this nation and
continent, America has valued friends. (Applause.) And with our friends we are
building that house of freedom -- for our time and for all time.
May God bless. (Applause.)
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