Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Deutschland bald atomwaffenfrei?


Am 5. November 1999 meldete die Rhein-Hunsrück-Zeitung:
"Brüssel. Die USA wollen ihre Atomsprengköpfe aus Europa abziehen. Diplomaten und Militärs im Brüsseler NATO-Hauptquartier kündigten an, meben Atomwaffen in Deutschland seien auch Bomben in Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Griechenland und der Türkei betroffen.
Es sei nicht mehr eizusehen, warum die Bomben in Europa bleiben sollten, sagte ein Militärvertreter. Den Angaben zufolge könnte die Entscheidung der USA im Dezember bei einem Treffen der NATO-Verteidigungs- und Außenminister offiziell bekanntgegeben werden.
Die US-Militärs hatten erst im Oktober eingeräumt, sie hätten noch eine "sehr begrenzte" Zahl von Atomwaffen außerhalb ihres Territoriums aufgestellt. Dieses Eingeständnis hatte Washington jahrelang verweigert."

Zum Hintergrund:
Im August 1999 haben in Moskau die Verhandlungen über START-3 begonnen. Käme dieser Vertrag zustande, könnten die Arsenale der USA und Russlands um weitere 1.000 Atomsprengköpfe reduziert werden. Paralle zu den Verhandlungen soll auch über die in der BRD und anderen europäischen Ländern stationierten sog. taktischen Atomwaffen gesprochen werden.
Schätzungsweise lagern in der BRD (Büchel), in Italien, Belgienn un der Türkei noch rund 200 solcher taktischer Atomwaffen. Die USA verlieren allmählich das Interesse an diesen Waffen. Erstens erscheint ihr militärische Nutzen äußerst gering und zweitens müssten sie, um überhaupt noch einsatzfähig zu sein, für teiures Geld modernisiert werden. Auch die Bewachung und ständige Wartung dieser Waffen ist nicht billig. All dies trifft natürlich auch für die entsprechenden Waffen in Russland zu, so dass das Interesse an einer Abrüstung dieser Waffenkategorie dort besonders groß sein dürfte.

Seit Jahren kämpfen die Friedensbewegungen der betroffenen Länder gegen die Atomwaffen - verstärkt seit dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofes in Den Hag vom Juli 1996, wonach der Besitz und die Drohung mit Atomwaffen für völkerrechtswidrig erklärt worden waren. Ob die Ankündigungen auch in die Tat umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Nein, nicht abzuwarten! Die Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen (GAAA) hat bereits angekündigt, ihre Aktionen an den Stationierungsorten fortzusetzen und auch dann weiter zu machen, wenn die taktischen Atomwaffen abgezogen würden. Denn, so Roland Blach von der GAAA: "Die atomare Bedrohung ist damit keineswegs vorbei!"

Zu weiteren Beiträge über Atomwaffen und atomare Abrüstung:

Atomwaffen

Zurück zur Homepage