"Wir werden einen palästinensischen Staat auf der Grundlage der Linie von 1967 anerkennen"
Israelische Persönlichkeiten wenden sich mit einem Appell an die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (Offener Brief im Wortlaut)
Der folgende Offene Brief wurde unter der Ägide der
„Sheikh Jarrah Solidarity Movement“ veröffentlicht. In
diesem Jerusalemer Stadtteil demonstrieren an jedem
Freitag Nachmittag viele hundert Israelis und Palästinenser
gegen die Besetzung palästinensischer Häuser durch
religiöse jüdische Siedler.
Am selben Tag wurde im Jerusalemer Stadtteil Ras al-
Amud eine neue Siedlungsanlage unter dem Namen
„Maaleh Hazeitim (Olivenhügel)“ eröffnet. Bei der
Zeremonie waren anwesend Bürgermeister Nir Barkat, der
Präsident der Knesset Reuven Rivlin sowie die Minister
Gideon Saar (Erziehung), Gilad Erdan (Umweltschutz), Eli
Yishai (Innen) und Daniel Hershkovitz (Information).
Reiner Bernstein hat den "Offenen Brief" übersetzt und uns zur Dokumentation zur Verfügung gestellt. Über eine ähnliche Initiative prominenter Persönlichkeiten aus Israel haben wir im April berichtet: "Befreiung von der Besatzung".
Offener Brief israelischer Akademiker und Autoren an die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union
Jerusalem / Tel Aviv, 26. Mai 2011
„Palästinensische Führungspersönlichkeiten haben ihre
Absicht bekundet, in der Generalversammlung der
Vereinten Nationen um die Anerkennung eines
palästinensischen Staates an der Seite Israels
nachzusuchen.
Die Erklärung stellt eine Herausforderung und eine Chance
für alle Seiten dar. Sie ist ein entscheidender Moment.
Das Versäumnis der internationalen Gemeinschaft und
insbesondere der Vereinigten Staaten, den
Friedensprozess wieder in Gang zu bringen, spiegelt eine
unbestreitbare und irritierende Realität dar – der Frieden
ist vom „Friedensprozess“ in Gefangenschaft genommen
worden. Der fortwährende Siedlungsbau in der Westbank
[und in] Ost-Jerusalem und Israels Weigerung, den Bau im
Interesse von Verhandlungen einzufrieren, zeigt an, dass
die gegenwärtige Führung Israels den Friedensprozess
eher als ein Ablenkungsmanöver denn als Mittel zur
Konfliktlösung benutzt.
Angesichts der endlosen Verschleppungen und des
gegenseitigen Misstrauens ist eine Erklärung der
palästinensischen Unabhängigkeit nicht nur legitim,
sondern auch ein positiver und konstruktiver Schritt zum
Wohle der beiden Nationen.
Als Israelis erklären wir, dass wir – wenn und wann das
palästinensische Volk die Unabhängigkeit in einem
souveränen Staat erklärt, der Seite an Seite mit Israel in
Frieden und Sicherheit existiert – eine solche Erklärung
unterstützen. Wir werden einen palästinensischen Staat
auf der Grundlage der Linie von 1967 anerkennen mit dem
notwendigen Gebietsaustausch im Verhältnis 1:1 und mit
Jerusalem als Hauptstadt beider Staaten. Der Gazastreifen
muss ebenfalls als Teil des palästinensischen Staates
anerkannt werden, wenn seine Führung Israels Recht auf
Existenz bestätigt.
Wir rufen [die] Länder der Welt auf, offen die
palästinensische Erklärung auf der Grundlage der
genannten Prinzipien zu unterstützen.
Eine solche Unterstützung muss als ein Rahmen für
angemessene Verhandlungen zwischen den zwei
souveränen Staaten dienen.“
-
Lea Aini, Autorin;
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Prof. Arie Arnon;
-
Prof. Bernard Avishai;
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Nir Baram, Autor;
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Ilan Baruch, ehemaliger Botschafter in Südafrika;
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Michael Ben Yair, ehemaliger Generalstaatsanwalt;
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Avraham Burg, ehemaliger Präsident der Knesset und ehemaliger Vorsitzender der „Jewish Agency“;
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Prof’in Sidra Dekoven-Ezrahi;
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Prof. Yitzhak Galnoor, ehemaliger Beauftragter für den öffentlichen Dienst;
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Prof. Moshe Halberthal, Mitautor des Ethik-Codes für die Streitkräfte;
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Prof. Daniel Kahnemann, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften;
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Dr. Menachem Klein, Politologe;
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Iris Leal, Autorin;
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Dr. Alon Liel, ehemaliger Generaldirektor des Auswärtigen Amtes;
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Prof. Avishai Margalit, Israel-Preisträger für Philosophie;
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Ronit Matalon, Autorin;
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Prof. Yair Oron;
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Prof. David Shulman;
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Prof’in Shulamit Volkov;
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Prof. Menachem Yaari, Israel-Preisträger für Wirtschaftswissenschaften und ehemaliger Präsident der Akademie für Kunst und Wissenschaft;
-
Prof. Yirmiyahu Yovel, Israel-Preisträger für Philosophie.
[Aus dem Englischen übersetzt von Reiner Bernstein, München; www.reiner-bernstein.de]
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