Rüstungsexporte stoppen – auch in Kiel!
Friedensbewegung diskutiert mit Betriebsrat über Produktion und Export von Atom-U-Booten *
Eurofighter mit deutscher Technik für Indien und Südkorea, Leopard-Panzer für Saudi-Arabien und Katar, Patrouillenschiffe für Angola, atomwaffenfähige U-Boote für Israel – soweit eine (unvollständige Liste) von Staaten, die Abnehmer deutscher Rüstungsgüter sind bzw. in Kürze werden sollen. Bundeskanzlerin Merkel will demnächst eine Liste mit Nicht-NATO-Staaten aufstellen, mit denen Rüstungsgeschäfte erlaubt wären, da diese zur Stabilität ihrer Region beitragen. Dazu sollen unter anderem die sechs Staaten des Golfkooperationsrates, darunter Saudi-Arabien und Katar zählen. Damit will sich Deutschland auch in Sachen Rüstungsexport endlich aller Fesseln entledigen.
Nachdem das deutsche Rüstungskapital maßgeblich daran beteiligt war, zwei Weltkriege vom Zaun zu brechen, wurde bis zur Annexion der DDR das Rüstungsgeschäft in der Bundesrepublik eher im Verborgenen betrieben. Noch ein im Jahr 2000 entworfener Leitfaden der Bundesregierung untersagt ausdrücklich Waffenlieferungen in Spannungsgebiete. Dieser Grundsatz wurde in den zurückliegenden Jahren schon immer ungenierter unterlaufen – jetzt soll damit aber auch offiziell Schluss sein.
Über die Rüstungsexporte entscheidet der Bundessicherheitsrat, ein geheim tagendes Gremium - unter dem Vorsitz der Kanzlerin. Der Deutsche Bundestag erhält nicht einmal nach Erteilung einer Genehmigung Auskunft über den Vorgang.
Mittlerweile ist Deutschland hinter den USA und Russland der drittgrößte Rüstungsexporteur der Welt. Nach Berechnungen des Stockholmer Instituts für Friedensforschung (Sipri) stiegen die deutschen Ausfuhren im Zeitraum zwischen 2007 und 2011 im Vergleich zu den vorangegangenen fünf Jahren um 37 Prozent (FAZ 20.7.12). Die größten deutschen Waffenschmieden sind Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann, Thyssen-Krupp und Diehl.
Grund genug für die Kieler Friedensbewegung zum Antikriegstag vor Ort sich mit der auch in den Gewerkschaften kontrovers diskutierten Frage des Rüstungsexports zu beschäftigen. Auch in Kiel wird Rüstung in ca. 30 Betrieben produziert und exportiert. "Exportschlager" der in Kiel produzierten Rüstungsgüter sind die auf der HDW (ThyssenKrupp Marine Systems) gebauten U-Boote, die in 17 Länder geliefert werden, u.a. nach Chile, Pakistan, Indien und Israel. Dabei enthüllte der "Spiegel" unlängst, dass die an Israel ausgelieferten U-Boote Teil des dortigen Atomwaffenprogramms sind, die Israel instand setzen, bis weit in den Indischen Ozean hinein zu operieren (also u.a. befähigen, Raketen aus unmittelbarer Nähe auf den Iran abzufeuern).
Auf der vom Kieler Friedensforum geplanten Diskussionsveranstaltung am 30. August werden Ernst-August Kiel (Betriebsratsvorsitzender HDW), Norman Paech (Völkerrechtler) und Peter Strutynski (Friedensratschlag) und hoffentlich viele Kieler Friedensbewegte, Gewerkschafter und HDW-KollegInnen diskutieren, welche Alternativen es zu Rüstungsproduktion und -export gibt.
In der Ankündigung zu dieser Veranstaltung heißt es u.a.: "Kiel hat allen Grund sich für Frieden und Abrüstung einzusetzen: Von den Kieler Matrosen ging 1918 das Signal aus für die Beendigung des 1.Weltkrieges – Für die Bürger des "Reichskriegshafens" endete der 2. Weltkrieg in einer katastrophalen Zerstörung der Stadt – Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrung trat Kiel dem internationalen Friedens-Städtebündnis "Mayors for Peace" (Bürgermeister für den Frieden) bei. Wenn dies nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben soll, müssten sich die Landeshauptstadt und die Kieler Bürgerinnen und Bürger dafür einsetzen, dass von Kiel Signale für Frieden und Abrüstung, nicht aber Rüstungsgüter ausgehen!" (siehe Kasten)
* Diesen Beitrag (gezeichnet mit "gst") haben wir der Website www.kommunisten.de entnommen; 22. August 2012
Rüstungsexport stoppen – auch in Kiel!
Wir leben in einer Zeit größter Verunsicherung
durch die dramatische
weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise,
verbunden mit Demokratieabbau
und der Androhung neuer
Kriege. Als Rechtfertigung für
militärische Interventionen werden
humanitäre Ziele vorgeschoben.
Aufgabe der Friedenskräfte muss
sein, dass völkerrechtswidrige Kriege
der NATO wie in Afghanistan,
Irak und Libyen, die in erster Linie
wegen ökonomischer und geostrategischer
Interessen geführt werden,
unmöglich gemacht werden.
Militärischen Interventionen gegen
Syrien und den Iran widersetzen
wir uns.
Es ist für uns unverständlich, dass
immer noch und immer mehr Waffen
in Deutschland produziert und
exportiert werden. Deutschland
ist zwischenzeitlich drittgrößter
Rüstungsexporteur der Welt (hinter
den USA und Russland). Rüstungsexporte
tragen zu militärischen
Auseinandersetzungen bei, verlängern
sie und stützen autoritäre
politische Systeme und Staaten.
Fachleute schätzen, dass weltweit
allein durch deutsche Gewehre und
Pistolen mehr als eine Million Menschen
nach dem Zweiten Weltkrieg
ihr Leben verloren haben.
Auch in Kiel wird Rüstung in ca. 30
Betrieben produziert und exportiert:
z.B. HDW, MAK/Rheinmetall,
Raytheon, Thales, EADS, Elac-Nautic.
„Exportschlager“ der in Kiel produzierten
Rüstungsgüter sind die
bei ThyssenKrupp Marine Systems
(ehemals HDW) gebauten U-Boote
der Klasse 214. Geliefert wurden
Kieler U-Boote nach Werftangaben
in 17 Länder, u.a. nach Chile, Pakistan,
Indien, Israel.
HDW-Kiel präsentierte jüngst das
größte bisher bei der HDW gebaute
U-Boot für die israelische Marine.
Ausgerüstet mit modernster Sonarund
Brennstoffzellentechnik, soll es
nach den Vorstellungen der israelischen
Marine mit Flugkörpern ausgestattet
werden, die auch eine Bestückung
mit Nuklearsprengköpfen
zulassen. Sie sind offensichtlich Teil
eines Atomwaffenprogramms Israels
und können bis weit in den indischen
Ozean hinein operieren, also
unerkannt Raketen bzw. Marschflugkörper
aus unmittelbarer Nähe
zum Iran abfeuern. Die U-Boote
werden von der Howaldtswerke-
Deutsche Werft in Kiel gebaut. Drei
sind bereits geliefert, drei weitere
werden bis 2017 übergeben. Zudem
erwägt Israel, in Deutschland noch
drei weitere U-Boote zu bestellen.
Die Ausfuhr von Rüstungsgütern
in Krisengebiete unterliegt einer
restriktiven Exportkontrolle. Das
hat die Verantwortlichen in der
Vergangenheit leider nicht davon
abgehalten, Rüstungsgüter, z.B. UBoote,
in Spannungsgebiete – wie
den Nahen Osten – zu liefern.
Begründet werden die Produktion
und der Export von Rüstungsgütern
in der Regel mit dem Erhalt
von Arbeitsplätzen. Dieses Argument
hat jedoch schon der – leider
nicht mehr existierende - gewerkschaftliche
Arbeitskreis „Alternative
Produktion“ widerlegt.
Kiel hat allen Grund, sich für Frieden
und Abrüstung einzusetzen:
-
Von den Kieler Matrosen ging
1918 das Signal aus für die Beendigung
des 1. Weltkrieges.
-
Für die Bürger des „Reichskriegshafens“
endete der 2. Weltkrieg in
einer katastrophalen Zerstörung
der Stadt.
-
Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrung
trat die Landeshauptstadt
Kiel Ende der 80er Jahre dem internationalen
Friedens-Städtebündnis
„Mayors for Peace“ (Bürgermeister
für den Frieden) bei. Wenn dieses
Bündnis nicht nur ein Lippenbekenntnis
bleiben soll, müssten sich
die Landeshauptstadt und die Kieler
Bürgerinnen und Bürger dafür
einsetzen, dass von Kiel Signale für
Frieden und Abrüstung, nicht aber
Rüstungsgüter ausgehen!
Weil wir uns den Opfern dieser
Rüstungsexportpolitik verpflichtet
fühlen, wollen wir den Geschäften
mit dem Tod ein Ende setzen.
Anlässlich des Antikriegstages 2012
(1. September) laden wir ein zu
einer Podiumsveranstaltung, in der
Probleme des Rüstungsexportes
diskutiert werden sollen. Wir unterstützen
damit die bundesweite
Aktion Aufschrei (www.aufschreiwaffenhandel.
de), die sich den
Stopp des Waffenhandels zum Ziel
gesetzt hat.
Die Veranstaltung findet statt am
Donnerstag, 30. August, 19 Uhr
in der "Pumpe" (Galerie), Haßstraße
Podiumsteilnehmer:
Ernst-August Kiel, Betriebsratsvorsitzender HDW
Prof. Norman Paech, Völkerrechtler, Hamburg
Otfried Nassauer, BITS, Berlin
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