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Hochprozentiges

US-Forschungsprojekt veröffentlicht Studie zur Meinungslage im Iran. Starke Werte für Präsident Ahmadinedschad

Von Jürgen Cain-Külbel *

Bei der jährlichen Militärparade in Teheran hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad das Ausland vor Angriffen auf sein Land gewarnt. Zugleich forderte er in einer Rede am Dienstag die Besatzungsmächte in Irans Nachbarländern Irak und Afghanistan auf, ihre Truppen abzuziehen. »Ich rate Euch, in Eure eigenen Länder zurückzukehren und die hohen Militärausgaben zu nutzen, um die Probleme Eurer Völker zu lösen«, sagte er. Die Menschen im Irak und in Afghanistan stünden den ausländischen Truppen in ihrem Land feindlich gegenüber, und es sei »unmöglich«, daß ausländische Truppen dauerhaft Stützpunkte in der Region unterhielten.

Umfrage per Telefon

Zuvor hatte eine am Wochenende veröffentliche Studie über die Stimmung im Iran dem Präsidenten überraschend gute Werte bescheinigt. Erstellt worden war die Arbeit von World Public Opinion (WPO), ein Projekt des international angesehenen Program on International Policy Attitudes (PIPA) der US-Universität Maryland. Sie erbrachte, daß 81 Prozent der Iraner Ahmadinedschad das Vertrauen aussprechen und die Arbeit der wichtigsten staatlichen Institutionen unterstützen.

Die Umfrage war zwischen dem 27. August und dem 10. September von Farsi sprechenden Meinungsforschern vom Ausland aus per Telefoninterviews durchgeführt worden. Demnach erklärten 55 Prozent der Befragten, daß sie bei den Präsidentschaftswahlen für Ahmadinedschad gestimmt haben. 14 Prozent hätten ihre Stimme Expremier Mir Hussein Mussawi, dem wichtigsten Herausforderer Ahmadinedschads, gegeben. Befragt, wem sie im Falle einer Neuauflage der Wahl das Vertrauen schenken würden, entschieden sich 49 Prozent für Ahmadinedschad und acht Prozent für Mussawi. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit der umkämpften Wahlergebnisse vom 12. Juni beantworteten 62 Prozent mit der Aussage, sie hätten »viel Vertrauen« in deren Richtigkeit. Offiziell hatte damals Ahmadinedschad 62,6 Prozent aller Stimmen erhalten.

Skepsis gegenüber Obama

Die Erhebung der US-Universität widerspiegelt auch den weit verbreiteten Skeptizismus über die generellen Absichten Washingtons in der Region: 57 Prozent der Iraner sind fest überzeugt, daß die »Amerikaner ihre Kultur der muslimischen Gesellschaft überstülpen« wollen; ähnlich viele meinen, Ziel der USA sei lediglich »die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die Ölreserven des Mittleren Ostens« sowie »die Schwächung und Aufspaltung der islamischen Welt«. Sechs von zehn Iranern hätten demnach »überhaupt kein Vertrauen«, daß Präsident Barack Obama »die richtige Sache in den Angelegenheiten dieser Welt« anpackt.

Auch die Reden Obamas in Kairo und Istanbul, in denen er Wege zur Annäherung seines Landes an die muslimische Welt aufzeigte, überzeugen sechs von zehn Iranern überhaupt nicht: Obama habe keinen »Respekt vor dem Islam«. »Während die Mehrheit der Iraner trotzdem bereit ist, mit Obama Geschäfte zu machen, vertrauen sie ihm nur wenig«, kommentierte Steven Kull, Direktor von WPO. Jedoch wünschten sich 63 Prozent der Iraner eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu den USA; zwanzig Prozent »favorisieren nachhaltig volle, bedingungslose Verhandlungen« zwischen Teheran und Washington.

* Aus: junge Welt, 23. September 2009

World Public Opinion: Iranians Favor Diplomatic Relations With US But Have Little Trust in Obama

Auszug aus der jüngsten Umfrage von World Public Opinion. Sie bezog sich im ersten Teil auf das Verhältnis Irans zu den USA und deren neuen Präsidenten. Im zweiten Teil wurde die Akzeptanz des iranischen Präsidenten bei der Bevölkerung und das mögliche Wahlverhalten abgefragt. Davon handelt der folgende Auszug. Natürlich muss das alles nicht heißen, dass bei der zurückliegenden Wahl nicht auf Teufel komm raus gefälscht und betrogen wurde. Es sollen sich aber auch diejenigen nicht so sicher sein, die glauben, Ahmadinedschad habe keinerlei Rückhalt mehr in der Bevölkerung.

Most Iranians express acceptance of the outcome of the Presidential election. Eighty-one percent say they consider Ahmadinejad to be Iran's legitimate president, and 62 percent say they have a lot of confidence in the declared election results, while 21 percent say they have some confidence. Just 13 percent say they do not have much confidence or no confidence in the results. In general, eight in 10 (81%) say they are satisfied with the process by which authorities are elected, but only half that number (40%) say they are very satisfied.

Among the 87 percent of respondents who say they voted in the June presidential election, 55 percent say they voted for Ahmadinejad. Only 14 percent say they voted for Mir Hossein Mousavi, the leading opposition candidate, and 26 percent refused to answer. Asked how they would vote if the election were held again, overall 49 percent say they would vote for Ahmadinejad, 8 percent for Mousavi, 13 percent say they would not vote, and 26 percent would not answer.

"The extremely high number of people refusing to answer questions about their voting preference-something not found in response to any other questions-suggests that people have some discomfort with this topic," says WPO's Kull. "Thus these findings on voting preference are not a solid basis for estimating the actual vote."

Eight in 10 say Ahmadinejad is honest but slightly less than half - 48 percent - say he is very honest. Asked about the institutions that make up the government of the Islamic republic, large majorities express at least some confidence in major institutions. The president is viewed most favorably, with 84 percent of respondents expressing a lot (64%) of or some (20%) confidence.

Overall most Iranians express support for their current system of government. Nine in ten say they are satisfied with Iran's system of government, though only 41 percent say they are very satisfied. Six in ten approve of the system by which a body of religious scholars has the capacity to overturn laws they deem contrary to the Koran, while one in four express opposition. A modest majority (55%) says that the way the Supreme Leader is selected is consistent with the principles of democracy, though three-fifths say they are comfortable with the extent of his power.

World Public Opinion: Iranians Favor Diplomatic Relations With US But Have Little Trust in Obama, September 18, 2009; www.worldpublicopinion.org




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