Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

"Wir müssen uns selber auf den Weg machen"

Für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Natur - Vorschau auf das Erste Sozialforum in Deutschland

Anfang 2001, 2002, 2003 und 2004 trafen sich jeweils Zehntausende von Menschen in Porto Alegre (Brasilien) und Mumbai (Indien), um Alternativen zur augenblicklichen Form der Globalisierung zu diskutieren. Im November 2002 gabe es ein erstes Europäisches Sozialforum in Florenz (Italien), ein Jahr später das zweite in Paris (Frankreich) und ein weiteres Jahr danach in London (Großbritannien). Als Folge davon gibt es auch in Deutschland immer mehr lokale Sozialforen. Und nun gibt es im Juli 2005 das erste bundesweite Sozialforum in Erfurt.



In Deutschland werden unter dem Begriff “Reformen” profitorientierte Interessen mit Maßnahmen durchgesetzt, die zu Lasten der Bevölkerung gehen.” Diese Politik führt zu steigender Erwerbslosigkeit, Verarmung und dem finanziellen Kollaps der Kommunen, der Länder und des Bundes.

Dies ist ein weltweiter Prozess. Die neoliberale Globalisierung führt heute auch in den reichen Ländern zu Entwicklungen, unter denen die Menschen in der südlichen Erdhälfte schon seit Jahren – allerdings weitaus schlimmer – zu leiden haben. Dort wie hier zerstört sie die natürlichen Lebensgrundlagen dieser und kommender Generationen. Die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen wird zunehmend mit kriegerischen Mitteln betrieben. Während für das Kapital alle regulierenden Schranken fallen, werden, wie bei der “Festung Europa”, die Mauern gegen den Zustrom von MigrantInnen und Flüchtlingen hochgezogen. Die sozialen Grundbedürfnisse werden durch Privatisierung öffentlicher Güter sowie der Daseinsvorsorge ausgehebelt. Im Namen der globalen Wettbewerbsfähigkeit und der Konkurrenz aller gegen alle werden Tausende Arbeitsplätze vernichtet. Soziale und demokratische Rechte werden abgebaut.

Die gesellschaftliche Unzufriedenheit wird immer größer. Das provoziert die Frage, welche Veränderungen notwendig sind, um die sozialen Grundbedürfnisse und natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen zu sichern, Frauen und Männern eine existenzsichernde und gesellschaftlich sinnvolle Beschäftigung zu bieten, ihre Würde zu wahren und ihre demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten zu erweitern.

Immer weniger Menschen fühlen sich in ihren Anliegen vertreten. Wir müssen uns selber auf den Weg machen. Wir brauchen dafür ein zivilgesellschaftliches Forum, um uns über verschiedene soziale Milieus hinweg auszutauschen. Dort wollen wir Formen des Widerstands entwickeln und Widersprüche im Streben nach gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten und der Entwicklung von Alternativen überwinden. Dazu bedarf es eines gesellschaftlichen Dialogs in einem offenen Raum jenseits von Parteien und weltanschaulichen Abgrenzungen.

Dieser Dialog ist Teil eines weltweit wachsenden Prozesses. Im südbrasilianischen Porto Alegre fanden sich im Jahr 2001 erstmals Menschen aus aller Welt unter der Losung “Eine andere Welt ist möglich”. Parallel zu ähnlichen kontinentalen Foren in Afrika und Asien traten 2002 in Florenz das Erste, 2003 in Paris das Zweite und 2004 in London das Dritte Europäische Sozialforum zusammen. In Deutschland gibt es Sozialforen in vielen Städten und Regionen.

Quelle: Eigentext der Organisatoren des Sozialforums (www.sozialforum2005.de)



Einladung zum 1. Sozialforum in Deutschland

Für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Natur

21. bis 24. Juli 2005

Die "Initiative für ein Sozialforum in Deutschland" lädt alle, die sich auf die Suche nach einer gerechten, friedlichen und ökologischen Gesellschaft machen wollen, ein sich am
1. Sozialforum in Deutschland im Juli 2005 in Erfurt
mit ihren eigenen Vorschlägen und Vorstellungen zu beteiligen und am Vorbereitungsprozess mitzuwirken.
Das Sozialforum in Deutschland ist Teil des Weltsozialforums und arbeitet auf der Grundlage der Charta von Porto Alegre.



Veranstaltungen

Das Sozialforum beginnt am Donnerstag abend (21. Juli) um 18 Uhr mit einer Eröffnungsveranstaltung. Hier stellt sich das Sozialforum dar – eingebettet in das WSF und ESF. Dazu gibt es Redebeiträge aus Brasilien, aus dem europäischen Ausland und vom Thüringer Sozialforum, welches die Einladung nach Erfurt ausgesprochen hat. Eine Begrüßung in den Sprachen, die von den in Deutschland lebenden Nationalitäten gesprochen werden, wird unterstreichen, warum wir von einem Sozialforum in Deutschland, nicht von einem deutschen Sozialforum reden. Die Veranstaltung soll den Charakter eines Open-Air-Festivals haben, auf dem die Kulturbeiträge überwiegen. Sie sollen die Vielfalt der hier ansässigen Kulturen widerspiegeln und verschiedene Generationen ansprechen.

Am Samstag nachmittag von 14.30h bis 16.30h versammeln wir uns zu einer Demonstration, zu der auch die Bevölkerung in Erfurt und in Thüringen eingeladen ist. Abends um 19h schließt sich ein großes Konzert an.


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